Zukunftsmusik

Zukunft des Mobilfunks: Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson im Gespräch mit teltarif.de

Auf der CES in Las Vegas gewährte uns der technische Leiter einen Einblick in die Zukunft des Mobilfunks aus Sicht von Ericsson. Wichtige Stichworte sind hierbei LTE im 5-GHz-Bereich, 5G und WiFi Calling.
Von der CES in Las Vegas berichtet

Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas erläuterte Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson in Auszügen die Zukunft des Mobilfunks. So hatte der schwedische Konzern vor wenigen Tagen eine Technik vorgestellt, bei der LTE zusätzlich im 5-GHz-Bereich zum Einsatz kommt, der ansonsten unter anderem für WLAN-Netze verwendet wird.

Dabei soll es sich um ein zusätzliches Angebot etwa in Einkaufszentren, an Bahnhöfen oder in Flughäfen handeln, um mehr Kapazitäten zu schaffen. Es werde sich um keinen für LTE exklusiv genutzten Frequenzbereich handeln. Dennoch komme es zu keinen gegenseitigen Störungen etwa mit WLAN-Hotspots auf gleichen oder benachbarten Frequenzen.

Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson Ericsson-CTO Ulf Ewaldsson
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Mit Carrier Aggregation soll der zusätzliche LTE-Träger das bestehende Signal in anderen Frequenz­bereichen ergänzen und so eine Steigerung der Daten­übertragungs­rate um bis zu 150 MBit/s ermöglichen. Ericsson arbeite mit Qualcomm für entsprechende Chipsätze zusammen. Erste kommerzielle Angebote könne es im ersten Halbjahr 2016 geben.

Für die Mobilfunk­kunden ist die Nutzung der erweiterten Kapazitäten allerdings mit der Anschaffung neuer Endgeräte verbunden. Die bisherigen LTE-Smartphones oder -MiFis seien nicht in der Lage, den 5-GHz-Bereich abzubilden. Eigene Nutzungs­lizenzen für die Netzbe­treiber sollen für LTE auf 5 GHz nicht erforderlich sein.

5G kommt 2020

Ericsson-Stand auf der CES 5G kommt 2020
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Ewaldsson gab auch einen Ausblick auf den LTE-Nachfolger 5G, der ab etwa 2020 kommerziell verfügbar sein soll. Dabei bestätigte der Ericsson-CTO, dass die unter anderem für die Nutzung angedachten Frequenzen im Mikrowellen-Bereich keine gute Netzabdeckung ermöglichen. Hier arbeite man an Möglichkeiten für eine Verbesserung.

5G könne aber auch auf den derzeit für LTE genutzten Frequenzen zusätzlich zum Einsatz kommen. Vor allem die Frequenzen um 700 MHz, die der Mobilfunk voraussichtlich in wenigen Jahren nutzen kann, würden für eine sehr gute Flächen­versorgung beitragen.

WiFi Calling für T-Mobile US

Spannend ist nicht zuletzt das Thema WiFi Calling, das Ericsson in den USA für T-Mobile realisiert. Dabei handelt es sich aber nicht um die App-basierte Lösung, die T-Mobile US für Android-Nutzer schon seit mehreren Jahren anbietet. Vielmehr werde die Technik direkt ins Betriebs­system des Smartphones integriert.

Ericsson-Stand auf der CES Demonstration von WiFi Calling
Bild: teltarif.de / Markus Weidner
Aktuell sind die neuen iPhone-Modelle 6 und 6 Plus sowie das Samsung Galaxy S5 mit der Technik ausgestattet, die auch die nahtlose Gesprächs­übergabe aus dem WLAN-Netz ins Mobilfunknetz und umgekehrt erlaubt. Weitere Smartphones sollen in naher Zukunft folgen.

Wie die Demonstration am Ericsson-Stand auf der CES gezeigt hat, haben Nutzer des Apple iPhone im Menü die Möglichkeit, WiFi Calling ein- und auszu­schalten. Dazu kann die für Notrufe relevante Adresse eingegeben bzw. aktualisiert werden. Bei Samsung geht das Menü noch etwas weiter. So lässt sich einstellen, dass die Kunden bevorzugt über WLAN oder über das Mobil­funknetz telefonieren.

Zudem können Gespräche über das Handynetz komplett unterbunden werden. Das ist beispielsweise im Ausland sinnvoll, wo man über WLAN zu den Standard-Tarifen seines Vertrags telefonieren kann, während im Mobil­funknetz zusätzliche Roaming­gebühren anfallen würden.

Vor kurzer Zeit haben wir ein ausführlicheres Interview mit Technik-Chef Ulf Ewaldsson geführt, in dem es ebenfalls um den Nutzen von 5G ging und was in den nächsten Jahren von der Evolution in den Mobilfunknetzen zu erwarten ist.

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