Freud und Leid

1&1 statt o2: Baut ZTE ein Mobilfunk-Netz für United Internet?

Der Fünfjahresvertrag zwischen ZTE und E-Plus wurde von o2 übernommen, aber nicht verlängert. Jetzt wird spekuliert, ob 1&1 "einsteigen" könnte...
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Der chinesische Netzausrüster ZTE ist in ständigem Wettbewerb mit Huawei. In Deutschland verliert er seinen Auftrag bei o2 (ehemals E-Plus). Aktuell ist ZTE im Festnetz von NetCologne aktiv und künftig bei 1&1 ? Der chinesische Netzausrüster ZTE ist in ständigem Wettbewerb mit Huawei. In Deutschland verliert er seinen Auftrag bei o2 (ehemals E-Plus). Aktuell ist ZTE im Festnetz von NetCologne aktiv und künftig bei 1&1 ?
Foto: Picture-Alliance / dpa
Der chine­si­sche Netz­werk­aus­rüster ZTE (ursprüng­lich Zhon­gXing Tele­com­mu­ni­ca­tions Equip­ment) hat einen wich­tigen Auftrag in Deutsch­land verloren. Telefónica o2 hat die Wartung und den Betrieb seines Mobil­funk-Netzes zum Jahres­ende von ZTE an ein anderes Unter­nehmen über­geben. Der Vertrag war 2013 durch E-Plus geschlossen worden, kurz bevor die Fusion zwischen o2 und E-Plus geneh­migt wurde. Um in den deut­schen Markt zu kommen, hatte ZTE der dama­ligen E-Plus seine Technik zu sehr attrak­tiven Kondi­tionen zur Verfü­gung gestellt und das dama­lige E-Plus-Netz war an einigen Stellen relativ schnell und gut mit LTE ausge­stattet worden.

Parallel dazu hatte o2 sein Netz mit Technik von Huawei und Nokia (früher Nokia Siemens) aufge­baut.

ZTE oder Huawei?

Der chinesische Netzausrüster ZTE ist in ständigem Wettbewerb mit Huawei. In Deutschland verliert er seinen Auftrag bei o2 (ehemals E-Plus). Aktuell ist ZTE im Festnetz von NetCologne aktiv und künftig bei 1&1 ? Der chinesische Netzausrüster ZTE ist in ständigem Wettbewerb mit Huawei. In Deutschland verliert er seinen Auftrag bei o2 (ehemals E-Plus). Aktuell ist ZTE im Festnetz von NetCologne aktiv und künftig bei 1&1 ?
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Nach der Fusion von E-Plus und o2 stand die neue Telefónica o2 vor der Frage, ob sie die Technik von ZTE (bei E-Plus) und Huawei (bei o2) parallel weiter­fahren oder nur auf einen Hersteller aus China setzen sollte. Telefónica entschied sich für Huawei. Wie Insider berichten, habe die Qualität der ZTE-Produkte am Ende den Ausschlag gegeben. Bald wurde bei o2 sämt­liche ZTE-Technik abge­baut und bishe­rige E-Plus-Kunden klagten über Netz­ver­lust und schlechte Verbin­dungen.

Vertrag hatte Schlüs­sel­funk­tion

Der bereits abge­schlos­sene Vertrag mit ZTE zur Netz­war­tung lief davon unge­achtet bis Ende 2018 weiter und wurde nicht verlän­gert.

Der E-Plus-Deal hatte einst eine "Schlüs­sel­funk­tion" für ZTE. Das Unter­nehmen feiert den Vertrag bis heute als „eine der größten Auslands­in­ves­ti­tionen des chine­si­schen Konzerns“. Dabei war schon länger klar, dass der Vertrag nicht verlän­gert werden würde.

Telefónica wählt GfTD

Telefónica hat sich für das nur in Bran­chen­kreisen bekannte Unter­nehmen GfTD aus Bochum entschieden, das schon länger für Telefónica tätig ist. GfTD betreut den Netz­be­trieb, schickt Tech­niker zu ausge­fal­lenen Stationen und gibt der Planungs-Abtei­lung von Telefónica Unter­stüt­zung in allen Technik-Fragen. In dem Unter­nehmen GfTD arbeiten viele ehema­lige E-Plus oder ehema­lige o2-Tech­niker mit. Sie "kennen" also "ihr" Netz recht genau. Und für Telefónica ist dieses Vorgehen vor allen Dingen kosten­mäßig inter­es­sant.

Bittere Pille für ZTE

Für ZTE hingegen ist die Entwick­lung bitter, denn auf E-Plus und später o2 hatte ZTE große Hoff­nungen gesetzt. „Wenn ZTE seinen wich­tigsten Groß­auf­trag verliert, könnte das das Ende für das Geschäft in Deutsch­land bedeuten“, sagte Bern­stein-Analyst Dhan­anjay Mirchandani der Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt. In der Tat hat ZTE in Deutsch­land noch einen weiteren Kunden, die Netco­logne in Köln. Durch die Boykott-Maßnahmen des ameri­ka­ni­schen Präsi­denten Trump gegen­über ZTE gab es zeit­weise einen Liefer­eng­pass, was die Schweiß­perlen in Köln hervor­treten ließ.

Stei­gende Diskus­sion um Sicher­heit bei chine­si­scher Technik

Die welt­weite Diskus­sion zum Thema Internet-Sicher­heit und denk­bare Einfluss­mög­lich­keiten aus China auf mit chine­si­schen Liefe­ranten aufge­baute Netze, hat auch in Deutsch­land bei verschie­denen Netz­be­trei­bern zu einem vorsich­tigen Umdenken geführt. Von teltarif.de befragte Anbieter fahren eine soge­nannte "Dual-Vendor" oder "Multi-Vendor"-Stra­tegie, d.h. man kauft seine Technik bei zwei oder mehr verschie­denen Anbie­tern ein, um im Bedarfs­fall schneller auswei­chen zu können.

Chance für ZTE und United Internet?

Aus der für ZTE kriti­schen Situa­tion könnte ein neuer Spieler Vorteile schöpfen. Nach Infor­ma­tionen der Wirt­schafts­zei­tung Handels­blatt soll ZTE mit United-Internet-Gründer Ralph Dommer­muth über einen mögli­chen Groß­auf­trag verhan­deln. In einem Geheim­treffen wurde ein Plan disku­tiert, nachdem ZTE den Netz­aufbau für das geplante künf­tige Mobil­funk­netz von United Internet (1&1) über­nehmen würde. United Internet würde diese Infra­struktur anschlie­ßend von ZTE leasen (also eine Art von Miete zahlen).

Dommer­muth hatte vorher schon öffent­lich über­legt, sich an der Auktion der Frequenzen für den 5G-Mobil­funk im kommenden Jahr zu betei­ligen und damit ein eigenes Mobil­funk­netz aufzu­bauen. Bislang war das eher ein schwie­riges, kosten­in­ten­sives und zeit­rau­bendes Plan­spiel, weil ein kompletter Netz­neubau teuer käme und wenigs­tens in der Anfangs­phase natio­nales Roaming notwendig wäre.

Sollte es zum Abschluss mit ZTE kommen, könnte Dommer­muth sein "eigenes" Netz nutzen, ohne selbst die Risiken eines Netz­aus­baus tragen zu müssen.

Plan B für Dommer­muth

Dommer­muth hat aber noch einen Plan B: Er darf seit der Fusion von E-Plus und Telefónica-o2 das bestehende Netz von Telefónica-o2 nutzen und kann dafür eine "eigene" Vorwahl verwenden. Somit könnte er sein "eigenes Netz" mehr in den Vorder­grund stellen, die Kunden würden aber weiter über Sende­masten von o2 tele­fo­nieren. Ankom­mende Gespräche über die "eigene" Vorwahl kämen via Inter­con­nect auch Dommer­muth zugute. Im Gegen­satz müsste er sich nur darum kümmern, dass seine "eigenen" Rufnum­mern aus allen Netzen zuver­lässig erreichbar sind.

Denkbar wäre auch, das Dommer­muth beides tut: Bundes­weit auf das Roaming mit o2 setzen und in Regionen, wo er schon selbst ausge­baut hat, sein eigenes Netz (4G/5G) verwenden.

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