ZTE: Megabit war gestern
Der chinesische Telekommunikations-Ausrüster und Smartphone-Hersteller ZTE legt auf dem Mobile World Congress 2017 in Barcelona die Messlatte hoch: Megabit pro Sekunde, selbst viele hundert Megabit pro Sekunde, sind out. Stattdessen geht es künftig um Gigabit pro Sekunde. So wird auf dem Messestand - allerdings nur in einer Vitrine - der Prototyp eines Gigabit-Smartphones zu sehen sein. Dieses basiert auf dem kommenden Qualcomm-Prozessor Snapdragon 835.
Das Gigabit Phone wird auf dem Messestand von ZTE in einer Demonstration gezeigt, bei der das Signal über Kabel von einer simulierten Mobilfunkzelle zugeführt wird. Die Datenrate von fast 1 Gbit/s wird auf der physikalischen Schnittstelle erzielt. Die IP-Nutzdatenrate läge in einer realen Anwendung etwas tiefer.
Bild: teltarif.de / Kai Petzke
Noch wesentlich beeindruckender sind die Performance-Steigerungen,
die ZTE auf der Netzwerkseite erzielt: Die von ZTE
2015 vorgestellte Massive-MIMO-Antenne
konnte bereits etwa 400 Mbit/s an Nutzdatenrate mit einer einzigen
Vielfachantenne erzielen. Deren Nachfolger ist 40 Prozent kleiner
bei den Angaben zufolge verdoppelter Effizienz, entsprechend ca.
800 Mbit/s, die mit nur einem 20 MHz breitem LTE-Band
übertragen werden können. Zudem unterstützt die neue Antenne gleich
drei Bänder, entsprechend einer Nutzdatenrate von
über 2 Gbit/s - wohlgemerkt in herkömmlichen 4G/LTE-Netzen und mit
herkömmlichen 4G/LTE-Endgeräten! Pro Endgerät wird allerdings nur ein
Teil dieser Geschwindigkeit erzielt: Massive MIMO kann die Vorteile
nur ausspielen, wenn viele Endgeräte gleichzeitig in einer Zelle aktiv
sind. Werden an einem Standort drei dieser
Massive-MIMO-2.0-Antennen in den üblichen 120°-Sektoren betrieben,
ergeben sich Gesamtbitraten von weit über 5 Gbit/s für eine
einzige Basisstation!
XU Ming
President of Strategy and Marketing
ZTE Corporation
Bild: teltarif.de
Auf 4G/LTE soll schon in wenigen Jahren
5G folgen. Und ZTE ist es wichtig, bei 5G
ganz vorne mit dabei zu sein, wie Xu Ming, Präsident für Strategie
und Marketing, auf der Pressekonferenz erläuterte. Auf dem Messestand wird
der Prototyp einer Basisstation zu besichtigen sein, die 50 Gbit/s
überträgt, freilich im Bereich der Millimeterwellen, die künftig vor
allem an Orten mit sehr hoher Personendichte (Innenstadtbereiche,
Stadien, Flughäfen, Bahnhöfe etc.) zum Einsatz kommen werden, aufgrund
der kurzen Reichweite zum Netzaufbau in der Fläche hingegen ungeeignet
sind.
Schon im dritten Quartal 2018 will ZTE mit kommerziellen Vorab-Installationen von 5G-Netzen beginnen, im ersten Quartal 2019 sollen die ersten von ZTE installierten 5G-Netze live gehen. Ein sehr ambitionierter Zeitplan!
Und das Gigabit-Phone? Nun, ZTE wollte auf der Pressekonferenz keinen genauen Termin für dessen Einführung nennen, geschweige denn einen angestrebten Verkaufspreis. Hands-On-Tests waren für die anwesenden Journalisten auch nicht möglich. Während die 4G-Netze - ZTE spricht hochtrabend von Pre-5G - dieser Tage tatsächlich bereits die Grenze von 1 Gbit/s pro Zelle oder gar pro Sektor überschreiten, wird es noch etwas dauern, bis wir derartige Geschwindigkeiten in einem Endgerät mit einer Speedtest-App dokumentieren können. Schlimm ist das nicht. Schließlich reichen für 99 Prozent aller heute üblichen Anwendungen auch 100 Mbit/s - wenn sie dank ausreichend starker Netze auch tatsächlich ankommen.