Was ist eigentlich mit ...

Internet per Ortsnetz: Festnetznummer als Interneteinwahl

XXL-Tarif der Telekom sorgte für Run auf kostenlose Einwahlnummern
Von Thorsten Neuhetzki

Kostenlos telefonieren (und surfen) mit XXL der Telekom Kostenlos telefonieren (und surfen) mit XXL der Telekom
Foto: teltarif.de
Blicken wir einige Jahre zurück: LTE, DSL, Breitband-Internet per Kabel - Fehlanzeige. Nur in einigen Großstädten konnte man schon schnell und zum Flatrate-Preis im Internet surfen. In kleineren Städten oder auf dem Land hingegen kostete jede Minute im Netz Geld. Am 1. Juni 2000 brachte die Telekom dann einen Tarif auf den Markt, der zur damaligen Zeit eine kleine Sensation war: Am Sonntag konnten Kunden im Tarif T-Net XXL kostenlos ins deutsche Festnetz telefonieren. Hier hatte die Telekom die Rechnung allerdings ohne ihre Kunden gemacht. Sie nutzten den Tarif nicht nur zum Telefonieren, sondern fanden einen Weg, auch kostenlos im Internet zu surfen.

Möglich machten das Interneteinwahlen über ganz normale Festnetznummern. Bekannt war so etwas vor allem von Universitäten, die ihren Studenten eine Einwahl per Modem oder ISDN-Karte über eine lokale Festnetznummer boten. Doch dabei blieb es nicht. Schnell entstand eine ganze Reihe von Internetanbietern, die darauf bauten, dass einer der zeitweise 3 Millionen Nutzer dieses Tarifs die Einwahlnummern zum Surfen nutzen. Zunächst gab es ihn nur für ISDN, später auch für Analoganschlüsse.

Finanzierung durch Internconnection-Kosten

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Foto: teltarif.de
Kosten berechneten die Anbieter der sogenannten XXL-Einwahlen ihren Kunden nicht. Auch eine Anmeldung war in aller Regel nicht notwendig. Dennoch verdienten sie in aller Regel gutes Geld. Möglich machte das die bis heute geltende Interconnection-Regelung im deutschen Festnetz. Wird ein Gespräch von der Deutschen Telekom zu einem Alternativanbieter übergeben, so muss die Telekom dem Alternativanbieter Geld zahlen, damit dieser das Gespräch übernimmt und zustellt. War nun eine XXL-Einwahlnummer etwa im Netz der damaligen Berliner Telefongesellschaft Berlikomm (heute Teil von Versatel) geschaltet, so bekam Berlikomm von der Telekom einen kleinen Minutenbetrag. Von diesem konnte Berlikomm den Internetzugang realisieren. Es soll auch Konstellationen gegeben haben, wo sich Telefongesellschaft und Internetanbieter das so auflaufende Geld geteilt haben.

Der Telekom war das Vorgehen ein Dorn im Auge, allerdings ging sie viele Jahre auch nicht dagegen vor. Erst zum 1. April 2005 war Schluss mit dem Surfen über den XXL-Tarif. Die AGB des Tarifs wurden so geändert, dass ausdrücklich nur noch Sprachverbindungen von der Flatrate abgedeckt waren. Ähnliches hatte die Telekom zuvor schon bei anderen Tarifen eingeführt, realisiert wurde die Berechnung in der Regel über Blacklists. Diese entstanden durch Auswertungen der Telekom, zu welchen Rufnummern besonders viel "telefoniert" wurde. Bei mehreren hundert Verbindungen zu einer Nummer an einem Sonntag waren solche Auswertungen kein Hexenwerk.

Festnetz-Einwahl auch heute noch möglich

Auch heute existieren diese Einwahlnummern noch - auch wenn viele Nummern im Laufe der Jahre eingestellt bzw. abgeschaltet wurden. Doch einen wirklichen Nutzern haben diese kaum noch. Lediglich als Notfallnummern, wenn der eigene DSL-Anschluss streikt, eignen sie sich vielleicht noch. Dann allerdings darf der Telefonanschluss nicht über die Breitbandleitung realisiert werden, wie es bei vielen Telefongesellschaften inzwischen gemacht wird. Hier funktioniert logischerweise auch keine Modem-Einwahl mehr.

Abgesehen davon muss der eigene Rechner zu Hause technisch überhaupt in der Lage sein, sich per Modem oder ISDN einzuwählen. Moderne Rechner können das nicht mehr. Zudem werden diese Verbindungen gemäß der Preislisten der verschiedenen Anbieter in aller Regel berechnet. Eine kostenlose Einwahl ist also nicht mehr möglich.

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