Free-Wifi

Berlin: So funktioniert das kostenlose WLAN-Netz der Stadt

Berlin hat endlich sein kostenloses WLAN-Netz. Bis zu 2000 Standorte sollen es werden, los ging es heute mit 100. Wir blicken hinter die Kulissen
Aus Berlin berichtet Thorsten Neuhetzki

Kostenloses WLAN in Berlin Kostenloses WLAN in Berlin
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Irgendwie passte das Szenario am Mittwochmorgen zur schier endlosen Geschichte des kostenlosen WLAN-Netzes in Berlin: Zum offiziellen Start der ersten WLAN-Hotspots standen der stellvertretender Sprecher der Berliner Senatskanzlei, Bernhard Schodrowski, zusammen mit den Vertretern des technischen Dienstleisters abl und dem Sponsor Audible im strömenden Regen. Acht Jahre hat es bis zu diesem Moment gebraucht. Schodrowski versuchte es mit Humor zusehen: "Vielleicht weint der Himmel ja auch Freudentränen". In der Tat kann sich der erste Wurf des Hotspot-Netzes in Berlin sehen lassen: 100 kostenlose Hotspots sind nach Betreiberangaben online, weitere 30 sollen in den kommenden Tagen schon folgen. Die Nutzung ist komplett kostenlos und ohne die Eingabe persönlicher Daten möglich. Kostenloses WLAN in Berlin Kostenloses WLAN in Berlin
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Angebunden sind die WLAN-Sender zumeist über normale DSL- oder VDSL-Leitungen, wie abl-Geschäftsführer Benjamin Akinci im Gespräch mit teltarif.de sagte. Dabei sei man darauf angewiesen, dass die Partner-Netzbetreiber entsprechende Leitungen schalten könnten. Wo das nicht oder nicht in ausreichender Schnelligkeit möglich war, hat man sich alternativ für eine LTE-Anbindung entschieden. Das sei aber nur als Übergangslösung gedacht, wie Akinci sagte. Eine Datendrossel müssen die Nutzer aber auch in diesem Fall nicht befürchten - abl habe spezielle Verträge mit den Netzbetreibern, die ohne eine solche Drosselung auskämen. Ansonsten wäre an Standorten wie dem Brandenburger Tor vermutlich auch schnell Schluss mit dem Surfvergnügen.

Erster Test mit Hindernissen

Die Landingpage - weiter gings im Test nicht Die Landingpage - weiter gings im Test nicht
Screenshot: teltarif.de
Zum Einsatz kommen nach Angaben von abl spezielle WLAN-Router aus dem professionellen Bereich von Cisco. Sie würden nicht nur den Dual-Band-Modus mit 2,4 und 5 GHz unterstützen, was heute auch viele gute Router für Heimanwender können, sondern können mehr als 1000 Nutzer gleichzeitig bedienen. Ob allerdings die anliegende Bandbreite bei VDSL dafür ausreicht, darf bezweifelt werden. Zumindest an Intensiv-Hotspots sollte über eine direkte Glasfaser-Anbindung nachgedacht werden. Im Fall des Brandenburger Tor wäre das nicht schwer: Nur wenige Meter weiter betreibt schon Vodafone einen kostenlosen WLAN-Hotspot - mit Gigabit-Anbindung.

Während die offiziellen Vertreter sich zusammen mit den Journalisten und einen vorm Brandenburger Tor aufgestellten Pavillon quetschten und das WLAN mit dem bei solchen Anlässen kaum vermeidbaren Roten Knopf in Betrieb genommen wurde, erfolgten auch gleich die ersten Tests des offenen WLAN-Netzes. Und sie waren leider sinnbildlich für die zähe Leidensgeschichte des freien WLAN in Berlin: Der Hotspot verweigerte seinen Betrieb. Mit Glück landeten wir beim Test noch auf der vorgeschalteten Landing-Page, dann aber war Schluss. Das musste dann auch der Technik-Verantwortliche Akinci beim Selbstversuch feststellen.

Anmeldung nur einmal am Tag

Der unvermeidliche Rote Knopf Der unvermeidliche Rote Knopf
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Ankinci versprach im Gespräch mit teltarif.de, dass der Nutzer sich nur einmal am Tag beim Hotspot-System über die Landing-Page anmelden muss. Auch wenn er dann im Tagesverlauf einen anderen Hotspot nutzt, meldet sich das Handy selbständig wieder im System an. Dafür sorgt ein im Hintergrund laufendes VPN-Netz, das alle Hotspots zu einem Netz vereint - egal ob sie über DSL, VDSL oder LTE angebunden sind.

Bleibt zu hoffen, dass nur diese Generalprobe schief ging und sprichwörtlich ins Wasser fiel, denn an sich bietet das kostenlose WLAN für Berlin genau das, was alle bisherigen Kostenlos-Angebote (von Freifunk abgesehen) nicht schaffen: Sie kommen zu den Bewohnern der Stadt und sind nicht nur an touristischen Hotspots zu finden. Und: Bis Ende 2017 sollen es insgesamt 2000 Standorte sein. Die City soll ein wenig smarter werden, hofft Senatskanzlei-Sprecher Schodrowski. Berlin will auch eine der ersten 5G-Teststädte in Deutschland werden.

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