Mehrkosten

Trotz EU-Regulierung: WLAN Call bleibt im Ausland Kostenfalle

Handygespräche im EU-Ausland können trotz Regulierung weiterhin richtig teuer sein. Die Kostenfalle lässt sich aber umgehen. Je nach Destination kann der gleiche Dienst auch helfen, Kosten zu sparen.
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Seit dem vergangenen Jahr bieten die deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber die Möglichkeit an, mit dem Handy-Anschluss über eine WLAN-basierte Internet-Verbindung zu telefonieren. Voraussetzung sind ein Vertrag oder eine Prepaidkarte mit Freischaltung für WLAN Call sowie ein passendes Smartphone.

Praktisch ist WiFi Calling vor allem dann, wenn man sich in Gebäuden mit schlechtem Mobilfunkempfang aufhält. Wären klassische Handygespräche nicht oder nur in schlechter Qualität möglich, so kann die WLAN-Verbindung dafür sorgen, dass die Verbindungsqualität ähnlich gut ist wie bei gutem Mobilfunk-Empfang.

Über WLAN telefoniert man immer zum Inlandstarif

WLAN Call als potenzielle Kostenfalle WLAN Call als potenzielle Kostenfalle
Foto: teltarif.de
Im Ausland können die Kunden mit dem auch als WiFi Calling oder Voice over WiFi bezeichneten Dienst Roamingkosten sparen - oder sogar welche verursachen, die es bei einem klassischen Handytelefonat gar nicht gäbe. Wird ein Anruf über WLAN vermittelt, so telefoniert der Kunde nämlich immer zu den gleichen Konditionen wie innerhalb Deutschlands.

Was auf den ersten Blick wie ein Vorteil aussieht, kann in den EU-Staaten sowie in Norwegen, Island und Liechtenstein zur Kostenfalle werden. Ist im Handytarif auch eine Roam-like-at-Home-Option für die Schweiz enthalten, so laufen Nutzer Gefahr, auch dort Kosten zu verursachen, die ohne WLAN Call gar nicht anfallen würden.

Kostenfalle im EU-Ausland

Wenn beim WiFi Calling immer der Tarif gilt, der auch für Anrufe aus Deutschland greift, ist ein Gespräch innerhalb des Reiselandes eine Auslandsverbindung, die je nach Tarif recht teuer werden kann. Telekom-Mobilfunkkunden, die einen MagentaMobil-S-Vertrag nutzen, zahlen beispielsweise 69 Cent pro Minute für einen Anruf ins Festnetz eines EU-Landes. In die Mobilfunknetze liegt der Minutenpreis sogar bei 98 Cent.

Diese Kosten fallen auch dann an, wenn man beispielsweise in Spanien vom Hotelzimmer aus einen Tisch im Restaurant um die Ecke reserviert, da es technisch gesehen eine Verbindung von Deutschland nach Spanien ist. Wird das Telefonat stattdessen im Mobilfunknetz geführt, so ist die Verbindung in der Allnet-Flat enthalten und demnach kostenlos.

Die Telekom-Pressestelle bestätigte gegenüber teltarif.de, dass sich an der Abrechnung der WiFi-Calling-Verbindungen auch nach Inkrafttreten der neuen EU-Verordnung nichts geändert hat und auch o2 schreibt auf seiner Webseite, die Telefonate über WLAN würden weltweit zum innerdeutschen Tarif abgerechnet.

In exotischen Ländern Roamingkosten sparen

Hält sich der Nutzer in einem Land auf, in dem der regulierte Roaming-Tarif nicht gilt, so ist das durchaus von Vorteil. So kosten bei der Telekom Anrufe aus der Ländergruppe 3 nach Deutschland, die über das Mobilfunknetz vermittelt werden, 2,99 Euro pro Minute. Eingehende Verbindungen schlagen mit minütlich 1,79 Euro zu Buche. Über WLAN Call sind die Gespräche hingegen kostenlos.

o2-Kunden - zum Beispiel im Tarif o2 Free S - würden per WiFi Calling für einen Anruf innerhalb von Frankreich einen Minutenpreis von 49 Cent zahlen. Über eine herkömmliche Mobilfunkverbindung ist die gleiche Verbindung aufgrund der EU-Regulierung kostenlos. Wie bei der Telekom können die Kunden wiederum in Ländern, in denen der Roam-like-at-home-Tarif nicht greift, mit VoWiFi sparen. Bis zu 2,49 Euro pro Minute können die Gespräche nach Deutschland kosten, eingehende Anrufe schlagen mit bis zu 1,59 Euro pro Minute zu Buche. Wird das Telefonat per WLAN geführt, so ist es kostenlos.

Anders als VoLTE funktioniert WiFi Calling auch im Ausland Anders als VoLTE funktioniert WiFi Calling auch im Ausland
Foto: teltarif.de
Bei Vodafone stellt sich die Frage nach einer Kostenfalle durch WiFi Calling im EU-Ausland nicht. Der Düsseldorfer Netzbetreiber bietet den Dienst nur innerhalb Deutschlands an. Das hat den Vorteil, dass in der EU stets der regulierte Preis berechnet wird, aber eben auch den Nachteil, dass die potenziellen Sparmöglichkeiten außerhalb der Länder, in denen die Verordnung greift, wegfallen.

So umgehen Sie die Kostenfalle

Nutzer können das Problem umgehen, indem sie die WLAN-Anrufe bei Reisen ins EU-Ausland sowie nach Norwegen, Island und Liechtenstein am Smartphone abschalten. Umgekehrt lassen sich bei Reisen in andere Länder Kosten sparen, indem das Handy in den Flugzeugmodus versetzt und WLAN inklusive WiFi Calling anschließend manuell aktiviert werden, so dass Sprach- und Datenverbindungen zwingend über den Hotspot hergestellt werden.

Allerdings könnten auch die Mobilfunk-Netzbetreiber mehr tun, um zu verhindern, dass die Kunden ungewollt in die WiFi-Calling-Falle tappen. So sieht die Konfiguration bei der Deutschen Telekom so aus, dass innerhalb Deutschlands generell die Mobilfunkverbindung Vorrang vor WLAN Call hat. Nur wenn der klassische Mobilfunkempfang schlecht oder gar nicht möglich ist, wird auf VoWiFi zurückgegriffen. Im Ausland werden dagegen die WLAN-Anrufe automatisch vor Mobilfunkverbindungen priorisiert. Die Konfiguration müsste so geändert werden, dass auch im EU-Ausland generell die Verbindung über das Handynetz Vorrang hat.

Vodafone und o2: WiFi Calling hat immer Vorrang

Bei Vodafone und o2 haben die WLAN-Anrufe generell Priorität, sobald der Dienst verfügbar ist und das Smartphone über einen Hotspot mit dem Internet verbunden ist. Auch hier wäre es sinnvoll, auf WiFi Calling zumindest innerhalb der EU nur dann zurückzugreifen, wenn kein ausreichender Mobilfunkempfang gegeben ist. Allerdings müsste Vodafone die Nutzung von WLAN-Anrufen im Ausland dafür überhaupt erstmal freigeben.

In einer weiteren Meldung berichten wir darüber, was Sie als Kunde unternehmen können, wenn es bei der Nutzung von VoLTE und WiFi Calling zu technischen Problemen kommt. Weitere Infos zum Thema WLAN-Call im Ausland lesen Sie in einem entsprechenden Ratgeber.

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