Windows 10 Defender: Kaspersky lässt Vorwürfe fallen
Kaspersky freut sich über Microsofts Zugeständnisse
Foto: picture alliance / dpa
Die geplanten Änderungen von Microsoft an der eigenen Sicherheitslösung Windows Defender sorgten für einigen Ärger bei Kaspersky. Das in Russland beheimatete Unternehmen sah sich sogar zu dem Vorwurf hingerissen, Microsoft würde kartellähnliche Strukturen mit seiner Software anstreben, um die Konkurrenz erheblich zu beschränken. Als Folge dessen reichte man im Juni sowohl bei der EU als auch in Deutschland bei den Kartellrechtsbehörden Klage gegen Microsoft ein.
Zu einer Kartellrechtsklage wird es nun aber nicht mehr kommen, nachdem Microsoft nach intensiven Gesprächen mit dem Anti-Malware-Spezialisten diverse Zugeständnisse gemacht hat. Das teilt der Entwickler in seinem Blog mit.
Microsoft wiederum stellt ebenfalls in einem Blogbeitrag klar, dass man mit der Veröffentlichung des Fall Creators Update für Windows 10 einige Veränderungen vornimmt, um mit Anti-Malware-Entwicklern besser zusammen zu arbeiten.
Darum ging es im Streit
Kaspersky freut sich über Microsofts Zugeständnisse
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Kaspersky hatte Microsoft vorgeworfen, mit Windows 10 die eigene Lösung des Windows Defender so stark in den Vordergrund zu stellen, dass konkurrierende Anti-Malware-Entwickler erheblich beeinträchtigt werden. Das geht unter anderem so weit, dass sich der Windows Defender trotz einer anderen installierten Anti-Malware-Lösung nicht komplett abschalten lässt und periodisch von alleine das System nach Bedrohungen scannt.
Außerdem warf Kaspersky Microsoft vor, bewusst alternative Lösungen zum Malware-Schutz mit einem Abfragedialog als potentiell gefährlich darzustellen. Kurz gesagt, man musste den Start der Anti-Malware-Lösung jedes Mal aufs Neue bestätigen, dass sie als sicher eingestuft wird. Zumal nach jedem Feature-Update von Windows 10 die nachträglich installierte Sicherheitslösung automatisch deaktiviert wurde, was den meisten Nutzern vermutlich nicht sofort aufgefallen sein dürfte.
Als vierten Punkt nannte Kaspersky in seiner Anschuldigung, dass eine Mitteilung über den Ablauf der Lizenz nicht mit dem eigenen System möglich sei. Stattdessen muss eine Software den Weg über die Mitteilungszentrale gehen, was viele Nutzer gar nicht oder nur sehr wenig beachten. Im Zweifelsfall bleiben Nutzer also eine erhebliche Zeit lang ungeschützt. Wohlgemerkt mit Windows 10, da bis einschließlich Windows 8.1 keine Mitteilungszentrale auf dem Desktop implementiert war.
Kaspersky hebt hervor, dass der letzte Punkt nur bei Anti-Malware-Programmen Anwendung findet, nicht aber bei anderen Arten von Programmen. Da kommt tatsächlich der Verdacht auf, dass Microsoft auf diesem Wege die eigene Anti-Malware-Lösung des Windows Defender positiv hervor heben wollte.
Microsofts Zugeständnisse
Viel wird sich zwar nicht ändern am Sicherheitskonzept von Windows 10, aber die Zugeständnisse von Microsoft reichen Kaspersky aus. Dazu zählt unter anderem eine Überarbeitung des Mitteilungssystems, sodass Anwender früher, häufiger und vor allem deutlich sichtbarer über den Ablauf der Lizenz einer installierten Anti-Malware-Lösung gewarnt werden. Hierbei soll dann die Möglichkeit gegeben sein, die Lizenz direkt zu verlängern oder zum Windows Defender zu wechseln.
Für Entwickler alternativer Sicherheitslösungen wird der zweite Punkt der Zugeständnisse hingegen wichtiger sein. Microsoft will die finalen Builds neuer Feature-Updates den Unternehmen früher zur Verfügung stellen, damit diese ihre Sicherheitslösungen besser anpassen können. Dadurch soll eine automatische Deaktivierung nach einem Update umgangen werden, was Microsoft als Sicherheitsmaßnahme beschrieben hatte.
Jedenfalls reichen Kaspersky diese Zugeständnisse aus und man zieht die Kartellrechtsklagen in Russland sowie der Europäischen Union und Deutschland restlos zurück.
Wenn man einfache Regeln befolgt, kann der eigene Rechner grundlegend geschützt werden. Ein Ersatz für Anti-Malware-Programme sind die genannten Tipps aber trotzdem nicht.