Protest

Enzyklopädie-Protest: Wikipedia geht offline

Die deutsche Version der Wissensdatenbank geht nach einer internen Abstimmung einen Tag vom Netz. Der Grund: Proteste gegen die Urheberrechtsnovelle.
Von dpa / Wolfgang Korne

Die deutsche Wikipedia will morgen aus Protest vom Netz gehen. Die deutsche Wikipedia will morgen aus Protest vom Netz gehen.
Bild; dpa
Die deutsch­spra­chige Version der Online-Enzy­klo­pädie Wiki­pedia soll morgen aus Protest gegen die geplante EU-Urhe­ber­rechts­re­form für einen kompletten Tag offline gehen. „Zum aller­ersten Mal wird die deutsch­spra­chige Commu­nity von Autorinnen und Autoren eine Komplett­ab­schal­tung durch­führen“, hieß es in einem Blogein­trag der Wiki­media. Die deutsche Wikipedia will morgen aus Protest vom Netz gehen. Die deutsche Wikipedia will morgen aus Protest vom Netz gehen.
Bild; dpa
Zuvor wurde in der deutsch­spra­chigen Wiki­pedia-Gemeinde eine Ur-Abstim­mung (im Wiki­pedia-Sprach­ge­brauch „Meinungs­bild“) initi­iert. Im Ergebnis schlossen sich mehr als 2/3 der Teil­neh­menden der Forde­rung des Protestes an. Über 4/5 entschieden sich im zweiten Schritt für die komplette Abschal­tung des Ange­bots.

Mehrere andere Sprach­ver­sionen werden sich mögli­cher­weise diesem Beispiel anschließen oder Banner auf der Haupt­seite anzeigen. Grund für den Protest ist die geplante Urhe­ber­rechts­re­form, über die am Dienstag im EU-Parla­ment abge­stimmt werden soll.

Einschrän­kung der Meinungs­frei­heit befürchtet

Die Wiki­pedia-Autoren befürchten erheb­liche Einschrän­kungen durch die geplante Reform. Dabei beziehen sie sich beson­ders auf den heftig umstrit­tenen Artikel 13. „Selbst kleinste Inter­net­platt­formen müssten Urhe­ber­rechts­ver­let­zungen ihrer Userinnen und User präventiv unter­binden, was in der Praxis nur mittels fehler- und miss­brauchs­an­fäl­liger Upload-Filter umsetzbar wäre“, heißt es in einem Text. „Zudem müssten alle Webseiten für kurze Text­aus­schnitte aus Pres­se­er­zeug­nissen Lizenzen erwerben, um ein neu einzu­füh­rendes Verleger-Recht einzu­halten“, hieß es weiter. „Beides zusammen könnte die Meinungs-, Kunst- und Pres­se­frei­heit erheb­lich beein­träch­tigen.“

Die Wiki­pedia selbst ist von Artikel 13 der neuen Urhe­ber­rechts­richt­linie ausge­nommen. Dennoch, so die Befürch­tung der Commu­nity, „wird das freie Wissen selbst dann leiden, wenn Wiki­pedia eine Oase in der gefil­terten Wüste des Inter­nets bleibt.“

Die deutsch­spra­chige Wiki­pedia umfasst aktuell knapp 2,3 Millionen Artikel und wird etwa 30 Millionen Mal am Tag abge­rufen. Welt­weit steht Wiki­pedia laut eigener Angaben auf Platz 5 der meist aufge­ru­fenen Webseiten, in Deutsch­land auf Platz 7.

Wiki­pedia ist durchaus einfluss­reich und hat im Laufe der Zeit eine Reihe kurioser Dinge bewirkt. So hat sich beispiels­weise ein Fan der austra­li­schen Band Peking Duk mit einem frisierten Wiki­pedia-Eintrag Back­stage gemo­gelt, Frei­herr zu Gutten­berg bekam einen falschen Vornamen, der prompt an ihm haften blieb.

Mehr zum Thema Wikipedia