Was ist eigentlich mit ...

WAP - der Traum vom Mini-Internet auf dem Handy

Wireless Application Protokoll brachte meist einfache Textseiten
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WAP - oder der Traum vom mobilen Internet auf dem Handy WAP - oder der Traum vom mobilen Internet auf dem Handy
Foto: NASA, Montage: teltarif.de
GSM - der globale Standard für mobile Kommunikation - begann mit Telefonie. Daten kamen erst später. WAP steht für "Wireless Application Protokoll" und war ein Versuch, mobiles Internet auf Handys zu bringen, die von ihrer Leistungsfähigkeit dafür noch gar nicht ausgelegt waren. Winzige Displays erlaubten Texte und simple Grafiken. Der Aufruf von aufwändigen Webseiten im HTML-Format sprengte den Rahmen des Möglichen.

Der Hersteller Nokia hatte zunächst mit einem textbasiertes "Web" experimentiert. Handys wie das 8110 oder 6150 hatten eine spezielle Menüstruktur, mit der aktuelle Infos über SMS-Nachrichten abgerufen werden konnte. Die Kommunikation verlief dann ungefähr so: "Interessieren Sie sich für Verkehr, Börse oder Wetter?" - "Das Wetter." - "In Deutschland oder Europa oder der Welt?" - "In Deutschland." - "In Thüringen oder Brandenburg?" - "In Brandenburg." usw.

Die Sache konnte sich nicht durchsetzen, zumal jede einzelne SMS abgerechnet werden sollte und die so gewonnenen Informationen unerschwinglich und viel zu langsam gewesen wären.

1998: Siemens S25 als erstes WAP-Handy

WAP - oder der Traum vom mobilen Internet auf dem Handy WAP - oder der Traum vom mobilen Internet auf dem Handy
Foto: NASA, Montage: teltarif.de
Siemens brachte etwa 1998 mit dem S25 ein Gerät mit dem WAP-Standard 1.0 auf den Markt, der dann von den Netzbetreibern gar nicht unterstützt wurde. Peinlich, dass in einer Werbung mit dem finnischen Rennfahrer Mikka Häkkinen genau dieses Handy unter dem Stichwort "mobiles Internet" im Profil gezeigt wurde.

Auch der französische Handy-Anbieter Sagem war bei den ersten Prototypen dabei. Die damalige T-Mobil (heute Telekom Mobilfunk) lud Journalisten zu einem damals wenig beachteten Beta-Test von WAP ein.

Richtig los ging es mit WAP erst, nachdem der damalige Handy-Marktführer Nokia 1999 das Modell 7110 vorgestellt hatte. Es dauerte jedoch ewig, bis das Gerät endlich lieferbar war. WAP arbeitete damals über CSD (Circuit switched Data) basierten Datenverbindungen. Dazu wurde ein "Modem" angewählt, die Verbindungen wurden nach Verbindungs-Zeit abgerechnet. Die Benutzer fanden aufgrund der langen Wartezeit auf das Nokia 7110, der hohen CSD-Kosten und der schlechten Stabilität des WAP-Browsers (wobei das Handy nach einem Browser-Absturz nur per Entnahme des Akkus zurückzusetzen war) zahlreiche Kalauer: "Where Are the Phones?", "Wait And Pay" oder "Wechsle Akku Permanent".

Genutzt wurde WAP hingegen nur marginal. Bei Datentransferraten von 9 600 Bit/s (entsprechend 0,0096 MBit/s) und Latenzzeiten von knapp einer Sekunde waren selbst kleine Textseiten quälend langsam. Nur wenige Nutzer waren bereit, für dieses frühe mobile Internet Minutenpreise von (umgerechnet) 20 Cent und mehr zu bezahlen. Erst mit der Einführung der paketorientierten Datentechnik (GPRS) besserte sich die Situation, doch der Trend ging dann schnell zu Handys mit HTML-fähigem Browser.

WAP-Seiten wurden in WML programmiert

Die nach wie vor aktive WAP-Seite von teltarif.de Die nach wie vor aktive WAP-Seite von teltarif.de
Bild: teltarif.de
Die WAP-Seiten bestanden aus auf das allerwesentliche reduzierten Web-Seiten in einer speziellen Programmier-Sprache, die WML (Wireless Markup Language) getauft wurde und dem HTML-Code ähnlich ist, aber vom Umfang deutlich reduziert wurde. Ziel war es, die kleinen Displays und die geringe Prozessorleistung der Handys optimal zu nutzen. Da der WML-Quelltext aus offener Sprache besteht, ist er gut lesbar, enthält aber viele Informationen, die das Handy streng genommen gar nicht braucht. Die Seiten wurden daher auf Seiten des Handy-Netzes noch vor der Übertragung zum Handy von einem Proxy-Server (WAP-Gateway genannt) kompiliert. Das reduzierte die Datenmenge und die zur Verarbeitung auf dem Handy nötige Prozessorleistung, verkomplizierte aber auch die Infrastruktur.

Einer der Pioniere bei WAP-Seiten war die Deutsche Bahn, die darüber früh ihre Kunde über Verbindungen und Anschlüsse informierte. Auf WAP-Seiten konnten Infos wie Fahrpläne abgefragt und sogar Tickets gebucht werden.

WAP und MMS haben dieselbe technische Basis

Aktuelle teltarif.de-News per WAP im Opera-Browser Aktuelle teltarif.de-News per WAP im Opera-Browser
Screenshot: teltarif.de
Wer schon einmal die MMS-Konfiguration seines Handys vorgenommen hat, dem wird aufgefallen sein, dass WAP auch als Basis für die MMS (Multimedia Message) genutzt wird. Die Information, dass eine Multimedia-Nachricht für das Handy bereitsteht, wird als "WAP-Push" an das Mobiltelefon gesendet. Vereinfacht muss man sich das als SMS vorstellen, die dem Handy sagt, dass es etwas im Netz abholen kann.

Das standardisierende WAP-Forum verabschiedete bereits im Jahre 1997 den WAP 1.0-Standard. Er basierte auf der Handheld Device Markup Language (HDML), die von der Firma Openwave entwickelt wurde. Da der Standard noch Mängel hatte und Geräte fehlten, konnte er sich nie durchsetzen. 1999 wurde WAP 1.1 veröffentlicht, welches unter anderem die XHTML-Regeln übernahm. WAP 1.1 war nicht mit WAP 1.0 kompatibel, setzte sich aber im Markt durch - die meisten Geräte wurden daher mit WAP-1.1-Browsern ausgestattet. Ende 1999 folgte WAP 1.2 als Verbesserung von WAP 1.1. Das sogenannte "User Agent Profile" erlaubte es, übertragene WAP-Seiten in Sachen Formatierung an den jeweils verwendeten Browser anzupassen. Im WAP-2.0-Standard wurden die ursprünglichen WAP-Protokolle WSP, WTP und WTLS durch HTTP und SSL ersetzt. Damit fiel der Übergang zum World Wide Web leichter.

Bei Anbietern von Klingeltönen und Bildschirmlogos war WAP beliebt, weil sich darüber Bezahldienste realisieren ließen. Oft konnte so vom Kunden ungewollt eine Abrechnung kostenpflichtiger Dienste erfolgen, da die Rufnummer des Kunden an den Dienstleister oder ein dazwischengeschaltetes Inkassounternehmen übermittelt wurde.

Zur großen Massenbewegung wurden die WAP-Seiten nie, weil die Handytechnik in großen Schritten aufholte. Bald konnten gute Handys schon "echte" HTML-Seiten - wenn auch mit Einschränkungen - anzeigen, das Interesse an WAP verblasste schnell. Spezielle Suchmaschinen wie gewappnet.de oder Portale wie wap.de stellten eines Tages ihren Betrieb ein.

WAP-Seite von teltarif.de nach wie vor online

Eine der wenigen WAP-Seiten, die es bis heute gibt, ist die WAP-Seite von teltarif.de. Hier findet sich bis heute eine WAP-fähige WML-Seite unter wap.teltarif.de, die aktuelle teltarif.de-News (ohne Bilder) und eine aktuelle Ansicht von Call-by-Call-Anbietern im Festnetz enthält. Wenn Sie ein älteres Handy wie das heute noch populäre Nokia 6310i besitzen, können Sie wap.teltarif.de aufrufen.

Mit einem Internet-Browser wie dem Internet Explorer von Microsoft kann man WAP-Seiten auf dem PC nicht so einfach anzeigen. Für den populären Firefox gibt es ein Plug-in, und der einzige aktuelle Browser, der WAP-Seiten direkt anzeigen kann, ist Opera. In den anderen Browsern geht dies beispielsweise auch mit dem WAP-Simulator von dotMobi [Link entfernt] . Dieser benötigt im Browser zudem ein funktionsfähiges Java-Plugin.

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