BlackBerry kann VoLTE
Das Markenzeichen eines "echten" BlackBerry ist die diskrete Tastatur. In der Leertaste ist der Fingerabdruck-Sensor versteckt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Um die Marke BlackBerry ist es in der letzten Zeit ziemlich ruhig geworden. Das kanadische Unternehmen beschäftigt sich lieber mit Software zur Verwaltung von mobilen Endgeräten, die von Apple, Samsung oder vielen anderen Herstellern stammen können.
BlackBerry made by TCL
Die BlackBerry Smartphones wurden zuletzt vom chinesischen Hersteller TCL herausgebracht. Das Modell Motion,ein klassisches Smartphone ohne die BlackBerry-typische mechanische Tastatur hat bereits sein „End of Life“-Datum erreicht und schon gibt es keine Software-Updates mehr. Das letzte Update kam im November mit dem Google-Patch-Update für Oktober 2019.
Das Markenzeichen eines "echten" BlackBerry ist die diskrete Tastatur. In der Leertaste ist der Fingerabdruck-Sensor versteckt.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Nur noch Key2-Serie bekommt Updates
Aktualisiert werden noch die Modelle Key2 (mit Tastatur und Single-SIM) und Key2-Dual-SIM sowie das zuletzt aufgelegte Key2 LE, das von vorneherein als Dual-SIM-Modell ausgelegt wurde.
Key2 und Key2 LE verfügen über den Mobilfunkstandard 2G, 3G und 4G (LTE). Mit dem November-Patch-Update gab es völlig unerwartet und ohne Vorwarnung eine faustdicke Überraschung. BlackBerry beherrscht VoLTE - mobiles Sprach-Telefonieren über LTE.
VoLTE-funktioniert - aber nicht bei allen Anbietern
Aufgefallen ist es einem aufmerksamen teltarif.de-Leser, der sein BlackBerry Key2 mit einer Original-SIM-Karte von Telekom in einem Laufzeitvertrag betreibt. Wir konnten seine Erfahrungen problemlos nachvollziehen. Beim Einlegen einer neuen SIM-Karte bittet das Key2 oder Key2 LE um einen Reboot, um bestimmte Telefoneinstellungen der SIM-Karte zu aktualisieren.
Das ist der Beweis: VoLTE ist mit dem BlackBerry Key2LE (und dem Key2) möglich, aber nur in den Netzen von Telekom D1 oder Vodafone D2 mit freigeschalteten SIM-Karten.
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Danach haben wir uns mit einer Original Telekom-SIM-Karte ins LTE-Netz eingebucht, WLAN abgeschaltet und ein Telefongespräch gestartet: Die Anzeige „LTE“ blieb erhalten, der Rufaufbau ging schnell vonstatten.
20 km Suche nach LTE von Vodafone
Um das ganze im Netz von Vodafone testen zu können, war ein kleiner Ausflug über 20 km (einfache Fahrt) notwendig, da die in der Nähe liegenden Sender zum Testzeitpunkt nur ein 2G-GSM-Signal ausstrahlen wollten. Kurioserweise zeigte die Vodafone-SIM-Karte im BlackBerry Key2 nicht „LTE“, sondern „4G“ an. Das blieb auch während des Telefonats erhalten.
Nach dem Einlegen einer anderen SIM-Karte mit neuen Parametern, wird ein Neustart vorgeschlagen.
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Kein VoLTE bei o2
Als drittes Netz wurde ein o2-LTE-Sender gesucht. Dazu reichte es, ans Fenster zu gehen und einen Moment zu warten. Die 4G-Anzeige leuchte auf. Anruf gestartet und - es passierte erst einmal nichts, dann verschwand die 4G-Anzeige, bei der gewünschten Gegenstelle klingelte es und sie meldete sich. Gespräch beendet, die 4G-Anzeige kehrte sofort zurück. Somit ist klar: o2 mag den BlackBerry nicht und schaltet auf CSFB-(Circuit Switches Fall Back)-Verbindungen um.
Kein großer Aufwand
Um den BlackBerry Key2 oder Key2 LE für VoLTE „fit“ zu machen, reicht es, alle Updates des Herstellers, die in der Regel automatisch angeboten werden, sofort einzuspielen und im Google Play Store ebenfalls regelmäßig alle angebotenen Updates zu installieren. Der eigene Mobilfunklaufzeitvertrag von Original Telekom (oder mobilcom-debitel in den "Green LTE Tarifen") muss für VoLTE (und Wifi-Calling) freigeschaltet werden.
Wer einen Original Vodafone Laufzeitvertrag hat (ab Tarif RED S) muss bei der Hotline explizit nach VoLTE fragen, und es kann sein, dass eine weitere Nachfrage erforderlich wird, bevor es funktioniert.
Wer Zugriff auf ein aktuelleres iPhone (ab Modell SE oder neuer) hat, kann es damit testen, da hier VoLTE recht zuverlässig funktioniert.
Und WLAN-Call?
Es sieht so aus, als ob WLAN-Call mit dem BlackBerry jetzt auch (zumindest im Telekom-Netz) funktionieren könnte, mit letzter Gewissheit können wir es noch nicht sagen, nur bei o2 geht auch diese Funktion leider nicht.
BlackBerry-Vorteil: Tastatur - kommen neue Modelle?
Der wesentliche Vorteil der BlackBerry-Geräte ist es, dass sie eine reale Tastatur haben, die beim Eingeben größerer Textmengen nach wie vor unschlagbar ist.
Das amerikanische Portal „CrackBerry“ berichtet von Gesprächen der „Bank of America“ mit John Chen, dem Chef des Softwarekonzerns „BlackBerry“. Die Bank möchte den lange anhaltenden Trend zum „Bring Your Own Device“ (BYOD) nicht mehr mitmachen, weil es immer wieder technische und vor allen Dingen Sicherheitsprobleme gegeben hatte.
Dem Crackberry-Portal nach habe sich John Chen diesen Argumenten durchaus zugänglich gezeigt. Wann so ein „neuer“ BlackBerry das Licht des Weltmarktes erblicken wird und ob er dann für „Jedermann“ käuflich zu erwerben wäre und was dieses Gerät kosten könnte, sind die großen Unbekannten.
Wünsche der Fans
BlackBerry-Fans wünschen sich schon länger ein Upgrade auf einen „BlackBerry Key3“ der mit aktuellerer Hardware (schneller Snapdragon-Prozessor), ausreichend ROM- und RAM-Speicher und bald 5G-Funktechnik ausgestattet sein sollte, aber preislich nicht über den aktuell für Mittelklasse-Hardware aufgerufenen Preisen für Key2 oder Key2 LE (aktuell 400 bis 600 Euro für Neuware) liegen sollte.
Viele Fans sind auch der Ansicht, dass der Umstieg von BlackBerry auf Android und seine fragmentierte Software- und Updatepolitik ein Fehler gewesen sei, sie fordern eine Weiterentwicklung, des als besonders „sicher“ geltenden Betriebssystems OS10.
Dagegen spricht, dass die App-Versorgung für OS10 immer zu wünschen übrig ließ, da vielen Software-Autoren die Anforderungen seitens OS10 gemessen an der überschaubaren Nutzerbasis zu aufwendig waren. Das in OS10 eingebaute „Mini-Android“ stieß aus softwarearchitektonischen Gründen schnell an seine Grenzen.