Netztest

Mobiles Internet im Netz von Vodafone im Test

Wir waren acht Wochen lang in Deutschland unterwegs, um die Internet-Performance in den Mobilfunknetzen zu testen. Im Vodafone-Test zeigen wir auf, wo der Düsseldorfer Betreiber einen guten Eindruck hinterlässt und wo es noch Nachholbedarf gibt.
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Im Frühjahr waren wir - wie in den Vorjahren - in weiten Teilen Deutschlands unterwegs, um vor allem die Qualität des mobilen Internet-Zugangs in allen Netzen zu testen. Wir hatten SIM-Karten von der Deutschen Telekom, von Vodafone und von Telefónica mit dabei. Als Testgeräte standen das Apple iPhone 7 Plus, das iPhone SE, das Huawei Mate 9 und das OnePlus 3 zur Verfügung. Dabei haben wir die Betreiberkarten wechselweise in den verschiedenen Smartphones genutzt.

In diesem Jahr haben wir den Testzeitraum auf zwei Monate erweitert, zumal in diese Zeit einige ohnehin geplante Reisen fielen, die wir für die Netztests genutzt haben. Unterwegs waren wir von Helgoland und Cuxhaven im Norden bis zur Zugspitze im Süden. Aber auch im Rhein-Main-Gebiet und in Berlin, im Spessart und in der Rhön haben wir Ergebnisse gesammelt.

Vodafone-LTE-Abdeckung 2016 (links) und 2017 (rechts) Vodafone-LTE-Abdeckung 2016 (links) und 2017 (rechts)
Foto: Vodafone, Montage: teltarif.de
Wir haben Großstädte wie Berlin, Frankfurt am Main und München genauso berücksichtigt wie kleinere Städte und Gemeinden. Auch an Autobahnraststätten haben wir die Netzversorgung und die Internet-Qualität untersucht - einerseits durch Surfen im World Wide Web, durch den Einsatz von Apps und durch Streaming, andererseits aber auch durch Speedtests. Nicht zuletzt haben wir auf einer - nicht repräsentativ ausgewählten - Teststrecke in Osthessen mobiles Radiostreaming ausprobiert.

LTE-Ausbau deutlich verlangsamt

Vergleicht man die LTE-Netzabdeckungskarte, die Vodafone auf seiner Webseite veröffentlicht, mit dem Versorgungsgrad, den die gleiche Quelle vor einem Jahr ausgewiesen hat, so zeigt sich wenig Änderung. Der Düsseldorfer Mobilfunk-Netzbetreiber hat sein 4G-Netz demnach nur geringfügig weiter in die Fläche ausgebaut, während die Deutsche Telekom als Mitbewerber auch auf dem Land weitere Breitband-Versorgungslücken geschlossen hat.

Das heißt nun aber nicht, dass es beim Netzausbau von Vodafone einen Stillstand gibt. Das Unternehmen verdichtet sein LTE-Netz in Städten und Ballungsgebieten weiter, was dazu führt, dass sich die Performance nicht verschlechtert, obwohl immer mehr Kunden auf den Internet-Zugang zugreifen. Zudem baut der Netzbetreiber die Kapazitäten hier weiter aus. Bis zum Jahresende sollen Kunden in 30 Städten mit bis zu 500 MBit/s surfen können. Vodafone verfolgt demnach eine andere Ausbaustrategie als die Telekom, die zumindest mit LTE auf 800 und 900 MHz dabei ist, nahezu flächendeckend zumindest eine 4G-Basisversorgung aufzubauen. Vodafone-Kunden müssen hingegen auf dem Land zum Teil noch mit GSM und extrem langsamen Internet-Zugängen über GPRS oder EDGE leben. Dieser Eindruck, der durch den Blick auf die Netzabdeckungskarte entsteht, hat sich auch bei unseren Testfahrten bestätigt.

Vodafone LTE: Fast immer gute Datenraten

Wir haben den Internet-Zugang vom Vodafone an den gleichen Orten getestet, an denen wir auch unsere Versuche im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom durchgeführt haben. Dabei hat sich gezeigt, dass auch das Düsseldorfer Telekommunikationsunternehmen in den meisten Fällen gute Datenübertragungsraten im LTE-Netz bietet. Vor allem in Städten, in Ballungsgebieten und entlang der Hauptverkehrswege sind die Kunden auch mit dem Vodafone-Netz gut bedient, wenn sie an einem schnellen mobilen Internet-Zugang interessiert sind.

Wie im Telekom-Netz haben wir auch bei Vodafone nicht einmal ansatzweise die theoretischen Maximalwerte bei Speedtests erreicht. Zu Beginn unserer Testphase waren das bis zu 375 MBit/s. Später wurde die Performance im Downstream in ersten Städten auf maximal 500 MBit/s angehoben. In vielen Fällen hatten wir aber einen Internet-Zugang zur Verfügung, der ähnlich gute Datenraten wie ein VDSL-Anschluss im Festnetz bietet. Mobil-Internet-Test im Vodafone-Netz Mobil-Internet-Test im Vodafone-Netz
Montage: teltarif.de

Berlin war im Test "Downstream-Sieger"

Die knapp über 100 MBit/s, die wir im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom auf der Zugspitze gemessen haben, erreichten wir beim Test im Vodafone-Netz nicht. In Berlin-Moabit haben wir aber immerhin Downstream-Werte zwischen 64,24 und 75,14 MBit/s konstatiert. Im Upstream kamen wir am gleichen Standort auf 22,77 bis 30,22 MBit/s, während die Pingzeiten zwischen 31 und 35 ms lagen.

Auch in Berlin-Lichterfelde hatten wir im Vodafone-Netz einen guten Internet-Zugang zur Verfügung. Bis zu 40,34 MBit/s bei Downloads und 19,97 MBit/s bei Uploads hatten wir zur Verfügung. Nur die Ansprechzeiten von 44 bis 48 ms lagen nicht gerade auf einem dem LTE-Netz würdigen Niveau.

VDSL-Feeling auch an anderen Standorten

Nicht nur in der Bundeshauptstadt, sondern beispielsweise auch in der hessischen Kurstadt Bad Orb hatten wir eine überdurchschnittliche Performance im Vodafone-Netz beobachtet. Hier erreichten wir im Speedtest zwischen 47,04 und 51,08 MBit/s im Downstream sowie 13,54 bis 16,96 MBit/s im Upstream bei Pingzeiten zwischen 36 und 37 ms.

An der Autobahn-Raststätte Greding lagen die maximalen Werte mit 58,58 bzw. 20,76 MBit/s noch etwas höher, während die Reaktionszeiten mit 23 bis 34 ms ebenfalls einen guten Eindruck hinterließen. Nicht zuletzt war auch unser Test in der Landshuter Allee in München recht erfolgreich. Immerhin bis zu 48,22 MBit/s bei Downloads und 20,2 MBit/s bei Uploads haben wir in der bayerischen Landeshauptstadt gemessen, während die Ping-Werte zwischen 29 und 30 ms lagen.

Auf dem Land neben Licht auch Schatten

Wie bereits erwähnt hat Vodafone in den vergangenen zwölf Monaten den weiteren Flächenausbau bei LTE mit stark angezogener Bremse vorangetrieben. Das zeigte sich im Test auch, wenn wir uns abseits der Ballungszentren und Hauptverkehrsadern bewegt haben. Im eher ländlichen Stadtteil Allendorf der mittelhessischen Metropole Gießen hatten wir nur UMTS statt LTE zur Verfügung. Mit 16,53 bis 18,96 MBit/s waren die Download-Ergebnisse dennoch recht gut. Der Upload-Wert zwischen 1,59 und 3,08 MBit/s war noch akzeptabel, während die Pingzeiten zwischen 68 und 136 ms regelrecht schlecht waren.

Im Cuxhavener Stadtteil Altenwalde hatten wir sogar nur das GSM-Netz und Internet über EDGE zur Verfügung. Hier flossen die Daten mit 60 bis 110 kBit/s im Downstream und 10 bis 40 kBit/s im Upstream extrem langsam. Die Ansprechzeiten zwischen 237 und 290 ms hinterließen für EDGE-Verhältnisse wiederum einen guten Eindruck. Auch in Heinrichsthal im bayerischen Spessart hatten wir nur EDGE-Internet zur Verfügung. Hier flossen im Test teilweise überhaupt keine Daten. Internet über EDGE ist nicht mehr zeitgemäß Internet über EDGE ist nicht mehr zeitgemäß
Foto: teltarif.de

Webradio-Streaming im Test

Wie im Telekom-Netz haben wir auch bei Vodafone einen Radio-Streaming-Test durchgeführt. Dazu fuhren wir auf der Bundesstraße 276 vom ländlich geprägten Biebergemünd auf die Autobahn 66 Richtung Fulda. Dabei hatten wir zunächst nur das GSM-Netz und EDGE zur Verfügung. Nach wenigen Kilometern war sogar der 2G-Pegel so niedrig, dass sich die Smartphones zum Teil aus dem Netz ausgebucht haben. Danach stand recht schnell LTE zur Verfügung.

Wir haben zum Test über die TuneIn-Radio-App ein Hörfunkprogramm gehört, das in MP3 mit 128 kBit/s gestreamt wird. Dabei war der Webradio-Empfang über EDGE zunächst überhaupt nicht möglich. Der Stream baute sich hier gar nicht erst auf, während das Signal später, als bis zum Ende der knapp 40 Kilometer langen Teststrecke bei Schlüchtern überwiegend der LTE-Standard empfangen wurde, ähnlich stabil war wie beim Test im Mobilfunknetz der Deutschen Telekom.

Überlastungen in Städten sind seltener geworden

Während der schwache Breitbandausbau von Vodafone auf dem Land für Leute, die dort wohnen oder die regelmäßig solche Regionen besuchen, ein Nachteil gegenüber dem Telekom-Netz ist, macht sich die Verdichtung der Kapazitäten in den Ballungszentren positiv bemerkbar. Einziges Beispiel für eine wirklich schlechte Performance (für LTE-Verhältnisse) ist die hessische Stadt Hanau, in der wir in der Innenstadt maximal 6,44 MBit/s im Downstream und 7,4 MBit/s im Upstream gemessen haben. Hier lagen auch die Pingzeiten nur bei 68 bis 84 ms.

Gegenüber der Telekom punktet Vodafone in Städten auch durch den LTE-Ausbau im Frequenzbereich um 800 MHz, der für einen besseren Empfang innerhalb von Gebäuden sorgt als die Kanäle im Bereich von 1800 und 2600 MHz. Wie bei der Telekom gilt allerdings: Discounter-Kunden profitieren nicht vom 4G-Ausbau. Wer einen Vertrag oder eine Prepaidkarte von Marken wie 1&1, Fyve oder BILDmobil nutzt, muss mit Internet über UMTS vorliebnehmen. In einer eigenen Meldung haben wir bereits darüber berichtet, inwieweit sich der Verzicht auf LTE in diesem Fall negativ auswirkt.

Die Tests der anderen Netzbetreiber

Auch die Netze von Telekom und Telefónica haben wir auf den Prüfstand gestellt. Lesen Sie hier den Telekom-Netztest, und hier erfahren Sie mehr zum Telefónica-Test.

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