Kundenzahlen

Vodafone-Chef Ametsreiter: "Wir machen uns kleiner als wir sind"

Vodafone hat laut seinem Deutschland-Chef mehr Nutzer, als es die Bilanz zeigt. Zwei große Kundengruppen würden nicht ausgewiesen. Möglicherweise stellt der Anbieter die Zählweise aber um.
Von Thorsten Neuhetzki

Hannes Ametsreiter Hannes Ametsreiter
Foto: Vodafone
Bei der Bilanz der Mobilfunk-Unternehmen geht es im Wesentlichen um zwei Kennzahlen, an denen sich ablesen lässt, wie das Verhältnis zwischen Kunden und Netzbetreiber ist und sich entwickelt: Der eine Wert ist der durchschnittliche Umsatz pro Kunde, kurz ARPU. Der andere ist die Zahl der gemeldeten SIM-Karten, im Volksmund auch oft als Kundenzahlen bezeichnet. Das allerdings ist falsch, da ein Kunde auch mehrere SIM-Karten haben kann. In der WirtschaftsWoche (heutige Print-Ausgabe) hat Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter nun Stellung zu den eigenen SIM-Karten-Zahlen bezogen. Er sieht sein Unternehmen besser aufgestellt, als die Zahlen es widerspiegeln.

Im Gespräch mit der WiWo sagte er, die veröffentlichte Zahl von 30,389 Millionen SIM-Karten sei nur scheinbar deutlich kleiner als die der Telekom mit 40,373 Millionen. Denn zwei wichtige Kundengruppen würden in die Zahlen nicht einfließen. Das sei zum einen die Zahl der Kunden, die bei Drittanbietern ihren Vertrag hätten. Als Beispiel nannte Ametsreiter 1&1. Der Provider nutzt das Netz von Vodafone, bietet aber komplett eigene Tarife an und rechnet diese auch selber ab. Außerdem zähle Vodafone die Karten aus dem Machine-to-Machine-Geschäft (M2M) nicht mit. "Deutsche Telekom und Telefónica zählen all diese Kunden mit. Wir sind da puristischer", sagte Ametsreiter.

Vodafone ist, seitdem Telefónica für E-Plus und o2 gemeinsame Kundenzahlen ausweist, der kleinste der drei Netzbetreiber nach Nutzerzahlen. Spitzenreiter ist die neu geformte Telefónica.

SIM-Karten-Zahlen ohne Partner und M2M

Hannes Ametsreiter Hannes Ametsreiter
Foto: Vodafone
Wie viele SIM-Karten Vodafone im eigenen Netz wirklich geschaltet hat, verrät der Deutschland-Chef nicht. Man könne aber davon ausgehen, dass es "einige Millionen Kunden mehr sind" als die berichteten 30,389 Millionen. Eine weitere Zahl, die er nannte, ist die weltweite Zahl der M2M-Karten im Vodafone-Netz. Das seien 35 Millionen installierte SIM-Karten.

Ob Vodafone bei einer Einberechnung der Karten die Telekom übertreffen würde, wollte Ametsreiter im WiWo-Gespräch nicht kommentieren. "Aber ich gebe gern zu: Durch unsere Zählweise machen wir uns kleiner, als wir in Wirklichkeit sind. Ich kann mir vorstellen, dass wir das überdenken und eine höhere Transparenz der Kundenzahlen herstellen."

Wie sich die Zahl der SIM-Karten im vergangenen Jahr entwickelt hat, haben wir vor kurzem analysiert. Ende 2015 waren in den deutschen Netzen 113,825 Millionen Karten aktiv - zuzüglich der von Vodafone nicht berichteten Karten.

Mehr zum Thema SIM-Karte