Vodafone-Vorschlag: Ausbau-Allianz gegen Funklöcher
Mobilfunkmast - LTE-Ausbau
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Die schlechte Mobilfunkversorgung in Deutschland ist seit einigen Monaten ein großes Thema in den Medien und vor allem bei Politikern. Endlich, möchte man fast sagen, denn nur so besteht mittelfristig ernsthaft die Chance auf Besserung. Allerdings wird vor allem von Politikern immer wieder das National Roaming als Allheilmittel gegen die schlechte Mobilfunkversorgung angepriesen. Auf den ersten Blick mag das sinnvoll erscheinen, denn wenn das Netz von Betreiber A schlecht oder gar nicht verfügbar ist, könnte sich das Handy einfach ins Netz von Betreiber B einloggen und der Empfang wäre weiter sichergestellt.
Allerdings setzt das natürlich voraus, dass es ein Mobilfunknetz eines anderen Betreibers gibt, wenn der eigene Anbieter schwächelt. In der Realität sieht es aber meistens so aus, dass in den Funklöchern nicht nur ein, sondern gleich alle Netze schlecht oder gar nicht verfügbar sind. Der Grund dafür ist bei allen Anbietern in der Regel der gleiche: der Netzausbau in dieser Region ist wirtschaftlich unattraktiv. Mit National Roaming würde der Mobilfunkkunde also nur von Funkloch A nach Funkloch B oder C wechseln können.
Drei Mobilfunkmasten zum Preis für einen
Mobilfunkmast - LTE-Ausbau
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Vodafone schlägt jetzt einen anderen Weg gegen diese Funklöcher vor und wünscht sich eine Ausbauallianz aller deutschen Netzbetreiber. In einem Interview mit der Welt am Sonntag äußerte Ametsreiter jetzt seinen Vorschlag: "Wir drei Netzbetreiber, die wir wirklich in Deutschlands Infrastruktur investieren wollen, teilen uns die Flecken auf. Jeder baut dann ein Drittel davon aus". Das heißt, ein Netzbetreiber würde die Mobilfunk-Station bauen und alle drei Netzbetreiber könnten dann ihre Antennen dort anbringen. Seiner Meinung nach würde eine zusätzliche, öffentliche Förderung ebenfalls helfen. "Es geht ja oft um abgelegene Regionen, bei denen es auch ein politisches Interesse gibt, dass dort ausgebaut wird." Tatsächlich könnte diese Art des Ausbaus die Mobilfunknetz-Abdeckung deutlich schneller optimieren, denn für einen - vermutlich eher unrentablen - Mobilfunkmasten bekommt der Netzbetreiber zwei weitere "gratis". Auch die Telekom hat einen solchen gemeinsamen Ausbau schon vorgeschlagen.
Fraglich bleibt sicherlich, ob die deutschen Mobilfunker zu dieser Art von Zusammenarbeit tatsächlich bereit sind. Schließlich gibt dadurch der eine die Vorteile der besseren Netzabdeckung auf und sorgt gleichzeitig dafür, dass zwei andere an den Ausbau-Standorten eine gleich gute Netzversorgung haben. Die Unterscheidung der Netzbetreiber muss dann wieder verstärkt auf anderen Ebenen stattfinden - zum Beispiel durch Service oder interessante Tarife.
Gute 5G-Abdeckung erst in 8 bis 12 Jahren
Realistisch schätzt Ametsreiter auch den Ausbau der 5G-Netze ein, auch wenn das der Politik nicht gefallen wird. Dem Eindruck, der aktuell durch die Diskussionen rund um 5G entsteht, dass wir in Deutschland demnächst ein flächendeckendes und leistungsfähiges 5G-Netz haben werden, erteilt er einen klaren Dämpfer. "Es braucht acht bis zwölf Jahre, um mit einem neuen Netz eine gute Abdeckung zu erreichen“, sagte er gegenüber Welt am Sonntag. Um mit dem Ausbau von 5G beginnen zu können, müssen nicht nur die entsprechenden Frequenzen erstmal versteigert werden, sondern auch viele weitere Probleme geklärt und vor allem gelöst werden. Zudem ist eine 5G-Flächendeckung mit den Frequenzen, die jetzt versteigert werden sollen, nicht oder nur mit extrem hohen Kosten machbar. Aktuell sind in Sachen 5G alle irgendwie im Panikmodus.