Campus

Düsseldorf: Zu Besuch im Vodafone Campus

Die Geschichte des ersten privaten Mobilfunkanbieters Mannesmann-D2-Privat (heute Vodafone) ist fest mit der Stadt Düsseldorf am Rhein verbunden. Wir haben das Campus besucht.
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Das ist das "alte" Vodafone-Hochhaus am Mannesmannufer Das ist das "alte" Vodafone-Hochhaus am Mannesmannufer
Foto: Pictureallianz/dpa
Wir telefonieren als Kunden von Anbietern, über die wir oft wenig wissen. Vielleicht gerade noch den Namen. Vielleicht auch noch die Rufnummer der Hotline. Wo aber hat der Anbieter seinen Sitz, wie viele Leute arbeiten dort, wo und wie? In einer lockeren Folge wollen wir mal prominente Standorte der großen Mobilfunkanbieter vorstellen.

Aus Mannesmann wurde Vodafone

Das ist das "alte" Vodafone-Hochhaus am Mannesmannufer Das ist das "alte" Vodafone-Hochhaus am Mannesmannufer
Foto: Pictureallianz/dpa
Heute geht es um Vodafone, dem Nachfolger von Mannesmann Mobilfunk. Das Unternehmen ist seit dem Start des digitalen Mobilfunks in Düsseldorf als D2-Privat gestartet und war der allererste private Mobilfunkanbieter im direkten Wettbewerb zu Deutschen (Bundespost) Telekom (D1). Das gleichnamige (ehemalige) Mannesmann-Hochhaus steht am Rheinufer (genauer "Mannesmannufer") und war einst die Konzernzentrale von nahtlosen Mannesmann Stahlröhren. Ein großer Teil der Mannesmann-D2-Mobilfunker zog bald in ein Hochhaus am Düsseldorfer Seestern um, was lange eine Art Wahrzeichen der digitalen Welt in und um Düsseldorf war. Aus Mannesmann wurde Vodafone und blieb zunächst ebenfalls am Seestern. Das Mannesmann-Hochhaus geriet noch einmal in die Schlagzeilen, als der Discount-Anbieter "Simyo" das Hochhaus mit dem Bild einer riesigen SIM-Karte anstrahlte und zum Anbieterwechsel zu Simyo aufforderte. Statt eines langen Rechtsstreits einigte man sich auf eine Spende durch Simyo-Chef Hansen für einen wohltätigen Zweck.

Zwischenstation Seestern

Im "alten" Standort am Seestern 1 sind Computer Dienstleister eingezogen Im "alten" Standort am Seestern 1 sind Computer Dienstleister eingezogen
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Auch der Seestern wurde irgendwann zu eng, ein Neubau musste her. Er sollte in Düsseldorf bleiben, er sollte in Rhein-Nähe sein, schließlich fiel die Entscheidung für ein Gelände im Düsseldorfer Stadtteil Heerdt an der "Prinzenallee" / "Brüsseler Straße".

Wer heute an den Seestern kommt, findet im ehemaligen Vodafone Gebäude IT-Dienstleister und als Nachbarn die Deutsche Telekom. Trotz Wettbewerb arbeiten Telekom und Vodafone vor Ort eng zusammen, beispielsweise bei der "letzen" Meile oder der Zusammenschaltung der Netze, um national und weltweit erreichbar zu sein.

Der Ferdinand-Braun-Platz

Weithin sichtbar, das Vodafone Hochhaus am Ferdinand-Braun-Platz in Düsseldorf Weithin sichtbar, das Vodafone Hochhaus am Ferdinand-Braun-Platz in Düsseldorf
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Der neue Platz der Vodafone-Zentrale wurde nach dem Erfinder der Fernsehröhre Ferdinand-Braun-Platz genannt. Er liegt etwa 10 Fuß-Minuten vom alten Standort entfernt, 5 Minuten von der nächsten Straßenbahn. Am Ferdinand Braun Platz arbeiten rund 5000 Mitarbeiter der Vodafone Deutschland und der internationalen Vodafone Group Services. In das Konzept des sogenannten "Campus" flossen aktuelle Erkenntnisse über die Gestaltung moderner Arbeitswelten ein. Von außen kaum zu vermuten, gibt es auf dem Campus und in der Nachbarschaft insgesamt drei betriebseigene Kindergärten, ein ärztliches Medical-Center und einen Fitnessbereich, sowie ein Restaurant mit 1 200 Sitzplätzen. Der Campus wurde übrigens für seine Wasser- und Energie-Effizienz ausgezeichnet. Auffallend ist der Haupt-Turm in Form einer Ellipse mit 75 Metern Höhe und 19 Geschossen. Oberirdisch stehen 85.809 m² "Bruttogeschossfläche" zur Verfügung, was den Decks von vier Flugzeugträgern entspricht. Das Gebäude ist mit 4 500 m² Glasfensterflächen und 46.000 m² Fassaden-Verkleidung eingefasst. Darunter verbergen sich fast 13.000 t verbauter Stahl.

Beeindruckende Zahlen

Im Vodafone Campus wurde auf möglichst viel Grünfläche Wert gelegt Im Vodafone Campus wurde auf möglichst viel Grünfläche Wert gelegt
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
In und um den Campus wurden 14.815 m² öffentliche Freifläche integriert, wie schon erwähnt, stehen knapp 5 000 Arbeitsplätze und rund 2 500 PKW Stellplätze zur Verfügung. Letztere sind permanente Mangelware, aber es gibt ein gutes Straßenbahnnetz, worin man oberirdisch meist 4G-LTE-Versorgung hat, in den U-Bahnstrecken sollte wenigstens 3G zur Verfügung stehen. Im Gebäude und dem großen Restaurant gibt es Ecken, wo nur Vodafone versorgt, o2 schafft es knapp durch die Fensterfront, Kunden der Telekom (meist Besucher) werden beim leckeren Mittagessen nicht von Anrufen gestört, denn sie haben dort kein Netz.

Vodafone Shop in der Zentrale

Die Empfangs-Theke im Vodafone-Hochhaus in Düsseldorf Die Empfangs-Theke im Vodafone-Hochhaus in Düsseldorf
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Teile des Vodafone Campus sind für Jedermann, also nicht nur für Mitarbeiter zugänglich. Es gibt im Eingangsbereich des Turms einen allgemein erreichbaren Vodafone Shop, wo alle Kunden, egal ob Mitarbeiter oder nicht, einkaufen oder sich beraten lassen können. Falls jemand sowieso in Düsseldorf ist, kann er sich mit seinen Problemen also direkt an die Zentrale wenden. Im Haus befindet sich es eigenes Call-Center mit etwa 80 Mitarbeitern, die sich um besondere Fälle kümmern oder bei neuen Produkten oder Projekten unterstützend wirken oder neue Abläufe ausprobieren.

Viel Technik im Turm

Im zentralen Kern des Turm befinden sich mehrere Aufzüge und die Technik-Räume, drum herum sind die Büroflächen gruppiert. Ein Mitarbeiter hat heute oft gar keinen festen Schreibtisch mehr, sondern "bucht" sich einen für eine bestimmte Aufgabe oder ein bestimmtes Projekt. Ungewohnt: Bevor man in den Aufzug steigt, muss man außen die Zieladresse (also das Stockwerk) anwählen und mit seinem Mitarbeiterausweis bestätigen. Dann leuchtet ein Buchstabe auf, welcher Fahrstuhl konkret zum Ziel führt. Bei hohen Gebäuden fahren nicht alle Fahrstühle zu allen Haltestellen, sonst würden bestimmte Stationen "ewig" auf eine Kabine warten.

Gibt es etwas zu besprechen, können auf den Stockwerken kleine oder größere Glaskabinen gebucht werden, die in Augenhöhe geriffeltes Glas haben und außerdem schalldicht und klimatisiert sind. Damit kann von außen nur festgestellt werden, ob der Raum belegt ist, aber nicht mit wem. Neben der Zugangstür hängt eine Art Smartphone, auf dem zu erkennen ist, wie der Raum heißt und ob er "belegt" oder "frei" ist.

Flexible Arbeitsplätze

In einem Telekommunikationsunternehmen wird telefoniert. Dabei braucht man dazu gar kein eigenes festes Telefon mehr. Vodafone verwendet für seine "Nebenstellenanlage", die unter 0211-533-0 zu erreichen ist, ein Vodafone VoIP-basiertes Telefonsystem in Verbindung mit Headsets. Diese können beispielsweise an einem Laptop angesteckt werden. Als Client kommt beispielweise Skype-Business (vormals Lync) zum Einsatz. Wer will kann auch ein klassisches IP-Tischtelefon in die Netzwerkbuchse stecken, das Telefon meldet sich an der virtuellen Anlage an und "kennt" seine Rufnummer. Darüberhinaus kann die Festnetz-Durchwahl auch direkt auf das Handy des Mitarbeiters umgestellt werden.

Soll gedruckt werden, stehen die Drucker in speziellen Räumen, um keine Probleme mit der Abluft bei Laserdruckern oder den Druckgeräuschen zu bekommen. Der Nebeneffekt ist, dass weniger gedruckt wird, vieles muss heute ja gar nicht mehr gedruckt werden.

Die Schreibtische werden über individuelle Leuchten, die manuell einstellbar und mit Präsenzmelder und Helligkeitssensor ausgestattet sind. Präsenzmeldung bedeutet hier, das das Verwaltungssystem weiß, ob ein Arbeitsplatz belegt ist. Möchte ein "neuer" Mitarbeiter einen "neuen" Schreibtisch, kann das System entsprechend reagieren.

Open for more?

Sollte es tatsächlich zum Brexit, dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU kommen, gilt ein Wegzug der Vodafone Unternehmenszentrale aus Bradbury (bei London) als sehr wahrscheinlich. Heißester Kandidat für die neue Welt-Zentrale von Vodafone dürfte die Stadt Düsseldorf sein. Doch entschieden ist wohl noch nichts.

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