Virtuelles 5G?

Vodafone: Mobiles 5G-Holodeck

Vodafone-Pressegespräch im Minibus: Die Interviewpartner sind gar nicht anwesend, sondern fahren als Hologramme mit.
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In Aldenhoven, zwischen Aachen und Jülich in Nordrhein-Westfalen liegt ein automobiles Testzentrum auf 400.000 Quadratmetern Fläche, wo Vodafone in seinem "5G Mobility Lab" heute schon die Zukunft ausprobiert. An einem Vormittag fährt der elektrische Kleinbus e.GO Mover über 5G vernetzt über das Testgelände. Vodafone Deutschland Chef Hannes Ametsreiter hat zum Gespräch über die kommende Mobilfunk­generation 5G eingeladen.

Der Chef ist (nicht) da

Der reale CEO ... Der reale CEO ...
Foto: Vodafone
Doch dieses Gespräch ist anders, als die üblichen Pressetermine, denn der Chef ist gar nicht wirklich da. In Wirklichkeit sitzt er in seiner Vodafone-Zentrale im rund 70 Kilometer entfernten Düsseldorf. Und dennoch sehen die geladenen Gäste vor Ort jede Bewegung, jede Mimik des Vodafone Deutschland-Chefs, denn Ametsreiter spricht als Hologramm. Ein Hauch von Raumschiff Enterprise.

Erste "echte" 5G-Station von Vodafone in Deutschland steht in Aldenhoven

Und hier spricht der virtuelle CEO :-) Und hier spricht der virtuelle CEO :-)
Foto: Vodafone
Ametsreiter sieht sich als "der 5G-Partner der deutschen Wirtschaft". Er möchte Zügen helfen, "Gefahren zu sehen", den "Fahrersitz im Auto zur Fernsehcouch" machen, er möchte "Deutschlands Industriehallen mit 5G zu Smart-Factories werden" lassen. Und "wir schaffen mit 5G neue Formen der Kommunikation – mit Hologrammen machen wir aus langweiligen Videokonferenzen persönliche Erlebnisse. Sogar im fahrenden Auto“, so der studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaftler und CEO von Vodafone Deutschland, Dr. Hannes Ametsreiter.

Sein Hologramm erklärt den Besuchern: „Wir wollen mit 5G Mehrwert schaffen. Deshalb bringen wir das Netz jetzt an die Orte, wo schon heute Mehrwert entstehen kann. Zu unseren 5G-Partnern. In die Industriehallen und an die Orte, wo die deutsche Wirtschaft digitale Innovationen bereit macht für den Alltag.“

Erste Partner: Deutsche Bahn, Continental, Audi und e.Go Mobile

Einsam zieht der elektrisch angetriebene e.go Bus auf dem Testgelände in Aldenhoven seine Kreise. Einsam zieht der elektrisch angetriebene e.go Bus auf dem Testgelände in Aldenhoven seine Kreise.
Foto: Vodafone
Als erste 5G-Partner benennt Vodafone unter anderem die Deutsche Bahn, den Reifen-Hersteller Continental, den Fahrzeughersteller Audi und die e.GO Mobile AG, die autonom fahrende Kleinbusse herstellt. Technologie-Partner beim Hologramm-Interview sind der Netzwerkausrüster Ericsson und der durch Prozessoren bekannt gewordene Konzern Intel. Zusammen mit der e.GO Mobile AG will der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern in Kürze die erste 5G-Produktionsstätte in Deutschland starten.

„Mit einem 5G-Netz in unserem neuen Werk in Aachen Rothe Erde erreichen wir in Echtzeit volle Transparenz über Prozess- und Logistikdaten auf dem Shopfloor" erklärt Prof. Dr. Günther Schuh, CEO von e.GO Mobile, etwas blumig das Konzept. Vielleicht liegt es dran, da Schuh ebenfalls nicht anwesend, sondern genauso "nur" als Hologramm sich zu Wort meldet und setzt noch einen drauf: "Durch den nun möglichen digitalen Schatten sind perfekte Regelkreise in der Produktionssteuerung abbildbar“. Alle Klarheiten beseitigt?

Gebraucht werden: Leistungsfähige und reaktionsschnelle Netze

Das 5G-Mobility Lab von Vodafone befindet sich Aldenhoven bei Aachen. Das 5G-Mobility Lab von Vodafone befindet sich Aldenhoven bei Aachen.
Foto: Vodafone
Diese Demonstration zeigt eines: Es werden höchst leistungsfähige und sehr reaktionsschnelle Netze benötigt, um die gezeigten Szenarien im Alltag Realität werden zu lassen. Und das wird Geld kosten. Viel Geld. Gemeinsam mit der Deutschen Bahn startet der Düsseldorfer Telekommunikationskonzern den Ausbau von 5G entlang einer Teststrecke der Erzgebirgsbahn zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg. Hier soll unter anderem getestet werden, wie Züge Hindernisse und Gefahren auf den Gleisen selbstständig erkennen und darauf reagieren. Das bedeutet aber auch einen intensiven Netzausbau - auch und besonders in dünn besiedelten Regionen. Gerade im Erzgebirge klagen viele Kunden schon lange über eine mangelhafte Netzabdeckung.

Bei Audi arbeiten Vodafone und die Ingenieure des Autoherstellers an der 5G-Kommunikation von Fahrzeugen untereinander sowie an der Anbindung von Infrastruktur zur Unterstützung von Anwendungen mit Bedarf an hohen Datenraten und niedriger Latenz. Ziel ist es, das Fahrzeug als "elementaren Teilnehmer" in das Internet der Dinge zu integrieren, um dann in dem neuen "digitalen Ökosystem" möglichst "innovative Serviceangebote" bereitstellen zu können. Das könnte jederzeit aktuelle Streckenempfehlungen, Tipps für Ausflüge oder Besichtigungen inklusive Buchung von Hotelzimmern, Restaurantplätzen oder Hotelzimmern sein, vorausgesetzt, die Kundschaft ist interessiert und zahlungsbereit.

Erster 5G-Mobilfunkmast: Technologie für die Automobilindustrie

Der Elektro Bus von e.go Moover Der Elektro Bus von e.go Moover
Foto: Vodafone
Wie erwähnt funkt der erste Mobilfunkmast von Vodafone ab sofort im "5G Mobility Lab" in Aldenhoven. „Hier entsteht die Zukunft für den Straßenverkehr." Gemeinsam mit den Automobilern will 5G für die Anforderungen der Branche optimieren. Im 5G Mobility Lab forscht Vodafone seit mehr als einem Jahr an Zukunftskonzepten für die Mobilität von morgen. Per Mobilfunk "sprechen" Autos miteinander. Gemeinsam mit der Automobilbranche will Vodafone das Zusammenspiel von Mobilfunk, Sensoren, Kamerasystemen und weiteren Technologien optimieren, um höchstmögliche Sicherheit für den Straßenverkehr der Zukunft schaffen zu können.

Per 5G sollen die Autos der Zukunft in Echtzeit Daten miteinander austauschen können – so schnell wie das menschliche Nervensystem. Damit es keine Verzögerung bei der Übertragung gibt, stehen winzige "Echtzeit-Rechenzentren" (Edge Cloud) direkt bei den Mobilfunkmasten, wozu Systemtechnik von Ericsson verwendet wird. Mit dem als Reifenhersteller bekannten Unternehmen Continental erforschen die Düsseldorfer ein digitales "5G-Schutzschild" für Fußgänger und Radfahrer im Straßenverkehr und einen "5G-Stau-Warner" zur Vermeidung von Auffahrunfällen auf der Autobahn.

5G beginnt in der Industrie: "Maschinennetz" und "5G-Beam"

Bis 5G-fähige Endgeräte kommerziell für Privat- und Geschäftskunden in ausreichenden Stückzahlen verfügbar sind, setzt Vodafone bei 5G vor allem auf Standorte, an denen die Industrie schon frühzeitig von der neuen Technologie profitieren soll. Anforderungen und Herausforderungen der Industriepartner sollen erkannt und beim weiteren Ausbau von 5G berücksichtigt werden. Mit seinem "5G-Maschinennetz" (NB-IoT) und mit der "5G-Beam"-Technologie möchte Vodafone erste 5G-Technologien ins eigene Mobilfunknetz einbringen und dies "5G Ready" machen. Wie bereits berichtet, funkt das "5G-Maschinennetz" (auf 4G-Basis) bereits an rund 90 Prozent der LTE-Masten von Vodafone.

Eine einzige Mobilfunkantenne kann so bis zu 50.000 Dinge gleichzeitig vernetzen. An ersten Orten in Deutschland ist die Technologie "5G-Beam" aktiviert. Dahinter steht eine aktive und intelligente Antennentechnik (Beamforming), die zeitgleich zahlreiche Kunden zuverlässig und gezielt mit hohen Bandbreiten versorgt. Bei "5G Beam" werden bis zu 128 speziell angeordnete winzige Antennen auf kleinstem Raum verwendet. Die Antennen sind intelligent miteinander verkoppelt und "kennen" immer die beste Luftschnittstelle, um Kunden auf direktem Wege zu erreichen. In ländlichen Gebieten kann die "5G Beam" Technologie beispielsweise in Kombination mit dem Homerouter "GigaCube" als Ersatz für langsame DSL-Leitungen vor Ort genutzt werden.

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