Unitymedia-Fusion mit Vodafone: Branche will vor Gericht
Die Übernahme von Unitymedia stößt auf breite Ablehnung
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Gestern hatte die EU-Kommission nach langem Tauziehen die Fusion von Unitymedia mit Vodafone genehmigt, allerdings nur unter Auflagen. Die gehen aber vielen Unternehmen und Branchenverbänden nicht weit genug.
Nach der Deutschen Telekom erwägt nun etwa auch der VAUNET, der Verband Privater Medien, eine Klage. Da das zusammengeschlossene Unternehmen rund 80 Prozent der Kabelanschlüsse in Deutschland bündeln werde, befürchtet der VAUNET, dass es Vodafone zukünftig leicht fallen dürfte, die Bedingungen für die Auffindbarkeit von Inhalten und die kommerziellen Bedingungen für Pay-TV und Free-TV zu diktieren. Das „Brot-und-Butter-Geschäft“ der privaten Rundfunkunternehmen, der klassische Kabelanschluss, sei zukünftig allein von Vodafone abhängig. Man werde sich nun die Entscheidung im Detail ansehen und weitere Schritte prüfen.
FRK: Schlag ins Gesicht des Mittelstandes
Die Übernahme von Unitymedia stößt auf breite Ablehnung
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Für den Fachverband Rundfunk- und Breitbandkommunikation FRK ist EU-Genehmigung des Kabeldeals „ein Schlag ins Gesicht des Mittelstandes“. „Das jetzt manifestierte Duopol aus Vodafone und Telekom wird mit seiner geballten Macht den gesamten Mittelstand in einem ungleichen Wettbewerb in seiner Existenz bedrohen. Zugleich ist damit das Ende des allseits gewünschten flächendeckenden Glasfaserausbaus eingeläutet“, glaubt der FRK-Vorsitzende Heinz-Peter Labonte. Die Auflagen beurteilt er als "Brüsseler Bürokratenwitz": „Die Scheinöffnung der Vodafone-Netze für nur einen Wettbewerber und dies auch noch für Breitbanddienste zweiter Klasse hat nichts mit Open-Access zu tun, sondern richtet sich als strategische Maßnahme nur gegen die Telekom. Zudem wird sich der neue Kabelmonopolist die Abhängigkeit von seinen Kabelinfrastrukturen bei der Lieferung seiner TK-Vordienstleistungen von den mittelständischen Marktteilnehmern und letztlich der Wohnungswirtschaft teuer bezahlen lassen“.
Auch FRK befürchtet Nachteile für Programmanbieter
Der FRK unterstützt auch die Meinung des VAUNET: Er erwartet ebenso Benachteiligungen für die mittelständischen Programmanbieter, denen, so der FRK, Vodafone künftig als Kabelmonopolist die Bedingungen für eine Einspeisung diktieren könne. Darüber hinaus könne Vodafone auch die Bedingungen für die Auffindbarkeit von Inhalten und den wirtschaftlichen Rahmen für Pay-TV und Free-TV bestimmen. Auch der FRK will nun die EU-Entscheidung durch seine Juristen prüfen lassen und gegebenenfalls juristisch in Kooperation mit anderen befreundeten Verbänden dagegen vorgehen.
Bereits gestern hatte auch der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) die Entscheidung missbilligt. teltarif.de berichtete.