Kurznachrichten

Twitter testet doppelt so lange Tweets

Twitter rüttelt an den eigenen Grundfesten: Tweets könnten bald bis zu 280 statt 140 Zeichen haben. Der Kurznachrichtendienst zeigt sich überzeugt, dass das eine gute Idee ist. Die erste Reaktion der Nutzer fiel ziemlich gemischt aus.
Von dpa / Stefan Kirchner

Twitter Twitter testet ein neues Nachrichtenlimit von 280 Zeichen
Foto: picture alliance / dpa
Twitter probiert doppelt so lange Tweets aus und könnte sich damit bald von seinem zentralen Marken­zeichen verabschieden. Der Kurznachrichten­dienst zeigte sich schon vorab zuversichtlich, dass die Aufstockung von 140 auf 280 Zeichen einen positiven Effekt haben werde. Dennoch wolle Twitter die Änderung "mit einer kleinen Gruppe" von Leuten testen, "bevor wir die Entscheidung treffen, sie für alle verfügbar zu machen", hieß es. Viele Nutzer reagierten skeptisch.

Der Test solle in allen Sprachen außer Japanisch, Chinesisch und Koreanisch laufen - weil in diesen Sprachen ohnehin mehr Inhalt mit weniger Schrift­zeichen vermittelt werden könne, erklärte Twitter. Nur 0,4 Prozent der Tweets auf Japanisch erreichten die Länge von 140 Zeichen, rechnete Twitter vor. Von den Twitter-Beiträgen in englischer Sprache seien es 9 Prozent - und viele Nutzer seien über die Begrenzung frustriert. Die durch­schnittliche Länge betrage dabei 15 Zeichen in japanischen Tweets und 34 Zeichen in englischen.

Ein Stück weit Identität

Twitter Twitter testet ein neues Nachrichtenlimit von 280 Zeichen
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Twitter machte zunächst keine Angaben dazu, wie viele Nutzer genau in den Test einbezogen werden und wie sie ausgewählt werden sollen. Die Beschränkung auf 140 Text­zeichen ging ursprünglich darauf zurück, dass Twitter beim Start vor mehr als 10 Jahren zunächst noch auf Basis von SMS-Nachrichten aufgebaut war. Nach kurzer Zeit war sie dann technisch nicht mehr erforderlich - blieb aber als Markenzeichen.

Twitter-Chef Jack Dorsey hatte vor zwei Wochen betont, dass die Plattform grund­sätzlich auf kurze Beiträge ausgerichtet bleiben solle. "Wir glauben, dass es wirklich wichtig ist, diese Kürze beizubehalten", sagte er. Nach der Rückkehr an die Twitter-Spitze vor zwei Jahren hatte er noch mit dem Gedanken gespielt, die Einschränkung aufzuheben. Sie wurde allerdings nur für Direkt­nachrichten von Nutzer zu Nutzer gekippt. Danach seien sie mehr genutzt worden.

Jetzt erklärte Dorsey in einem Tweet im neuen längeren Format, die 140 Zeichen seien eine "willkürliche" Einschränkung gewesen. Die langen Nachrichten, die nun vereinzelt auf der Plattform auftauchen, sehen gewöhnungs­bedürftig aus. Einige Twitter-Nutzer unterstützten in ersten Reaktionen die Aufstockung. Andere wiederum kritisierten, dass Twitter mit dem Schritt ein Stück seiner Identität aufgebe oder erklärten, dass das Unternehmen erst einmal konsequenter gegen andere Probleme wie das Publizieren von Tweets mit Hassreden vorgehen sollte. Zuletzt sorgte US-Präsident Trump für Aufsehen mit seinen Tweets gegen Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un.

Twitter erklärte in einem Blogeintrag, man hoffe, dass mit den Änderungen weniger Tweets an die Text-Obergrenze stoßen, "was es für alle einfacher machen sollte, zu twittern". Der chronisch verlust­bringende Kurznachrichten­dienst steht unter dem Druck der Börse, schneller die Nutzerzahlen zu steigern.

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