Tschechien: 5G-Chefregulierer wirft das Handtuch
Kunden und Politiker empfinden die Preise für Mobilfunk in Tschechien als zu hoch. An 5G besteht offenbar wenig Interesse
Foto: Picture Alliance / dpa
Der Chef der tschechischen Telekom-Aufsichtsbehörde (Ceský telekomunikací úrad - CTU), Jaromir Novak, ist nach Änderungen der Regeln durch die Regierung für die geplante Versteigerung von 5G-Frequenzen von seinem Posten zurückgetreten. Novak sieht die Gefahr, dass dadurch die Einführung der Technologie verlangsamt und es zu gerichtlichen Auseinandersetzungen kommen werde.
Das tschechische CTU plant für dieses Jahr eine Versteigerung von Frequenzen bei 700 und 3500 MHz für die künftige 5G-Technik. Damit soll der Wettbewerb gefördert werden. Schon länger klagen Kunden und Politiker in Tschechien über "viel zu hohe Preise". Im Nachbarland Slowakei gibt es bereits einen 4. Mobilfunk-Anbieter, dadurch seien die Preise spürbar günstiger.
Befürchtung: 5G-Einführung verzögert sich
Kunden und Politiker empfinden die Preise für Mobilfunk in Tschechien als zu hoch. An 5G besteht offenbar wenig Interesse
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CTU-Chef Jaromir Novak befürchtet, dass die Änderungen der Regierung "in letzter Minute" interessierte Bieter abschrecken und die Einführung der 5G-Technologie insgesamt verzögern könnte. Das brachte er auf seinem Twitter-Account deutlich zum Ausdruck.
Novak kritisiert, dass die Regierung zu viel Wert auf nationales Roaming gelegt habe. Das würde den Kunden ermöglichen, zwischen allen Betreibern nach Bedarf zu wechseln, als ob sie ins Ausland reisen würden. Nur sollte das nur im 3,5-GHz-Band erlaubt werden. Novak ist der Ansicht, dass nationales Roaming damit "ohnehin nicht im ganzen Land nutzbar" wäre.
Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters soll Novak auch kritisiert haben, dass er nicht ordnungsgemäß zu den Änderungen konsultiert worden sei.
Minister kritisiert mangelndes Interesse
Industrieminister Karel Havlicek erwidert dazu in einem Fernsehinterview, die Anpassungen seien aufgrund des geringen Interesses der Bieter vorgeschlagen worden. "Das Interesse der ausländischen Bieter ist gleich null, bei den tschechischen Bietern ist es ganz minimal, deshalb haben wir heute begonnen, über die neuen Bedingungen zu diskutieren".
Der Minister teilte bei dieser Gelegenheit mit, dass die Regierung Novak entlassen und das CTU-Vorstandsmitglied Hana Tovarkova zu seinem Nachfolger ernannt habe.
Tschechien: Derzeit drei Anbieter aktiv
In Tschechien gibt es derzeit drei Netzbetreiber: t-mobile.cz, o2.cz (gehört nicht mehr zu Telefonica) und Vodafone.cz.
Vodafone bietet in Tschechien eine "Unlimited Flatrate" für umgerechnet 48 Euro im Monat an, ein Tarif mit 40 GB Volumen kostet etwa 44 Euro, darin sind Telefonate in alle tschechischen Netze und EU-Roaming enthalten.
Bei T-Mobile gibt es 50 GB Daten mit maximal 10 MBit/s für 50 Euro, 35 GB können in der EU genutzt werden. o2 liefert für umgerechnet 51 Euro unbegrenzte Daten und Telefonate auf dem Handy, 63 TV-Kanäle (via o2.tv) und Internet zu Hause (via Festnetz) mit 20 MBit/s als Paketangebot. Preise, die teilweise ähnlich oder deutlich unter vergleichbaren deutschen Tarifen liegen.