Fast anonym

Zwiebel für mehr Sicherheit: Facebook bringt versteckten Dienst ins Tor-Netzwerk

Wer sich im Internet weniger beobachtet fühlen will, greift häufig zum Tor-Netzwerk. Tor verschleiert die Spuren seiner Nutzer. Doch das sorgt für Probleme bei beliebten Diensten wie Facebook. Facebook hat dafür nun einen eigenen Tor-Dienst eingerichtet.
Von Rita Deutschbein / dpa

Zwiebel für mehr Sicherheit: Facebook bringt versteckten Dienst ins Tor-Netzwerk Facebook bringt versteckten Dienst ins Tor-Netzwerk
Bild: Facebook, Tor, teltarif.de
Facebook macht es Nutzern des anonymen Internet-Browsers Tor leichter, das Online-Netzwerk zu nutzen. Dafür hat Facebook eine eigene Adresse im Tor-Netzwerk eingerichtet. Solche Angebote werden "Hidden Services", versteckte Dienste, genannt. Facebook ist nun für Tor-Nutzer unter https://facebookcorewwwi.onion/ erreichbar.

Zwiebel für mehr Sicherheit: Facebook bringt versteckten Dienst ins Tor-Netzwerk Facebook bringt versteckten Dienst ins Tor-Netzwerk
Bild: Facebook, Tor, teltarif.de
Internet-Adressen, die nur über das Tor-Netzwerk angesteuert werden können, enden alle auf .onion. Das ist angelehnt an den Namen Tor, der für The Onion Router (Zwiebel-Router) steht. Tor verschlüsselt Daten in mehreren Schichten, wie bei einer Zwiebel.

Zwischenstationen verschleiern Standort des Internet-Nutzers

Der Tor-Browser verschleiert den Standort seiner Nutzer, indem er ihre Anfrage über mehrere Zwischenstationen zum Ziel leitet. Damit sorgt er für mehr Anonymität als herkömmliche Internet-Browser. In Ländern mit Internet-Zensur nutzen Menschen den Tor-Browser, um die offiziellen Schranken zu umgehen. So können sie unter anderem Facebook auch in Ländern erreichen, in denen das soziale Netzwerk eigentlich blockiert ist. Tor zufolge nutzen etwa 2 Millionen Menschen den Browser, darunter gut 200 000 aus Deutschland.

Doch Tor-Nutzer stoßen bei Facebook auf ein Problem. Weil ihre Anfragen unterschiedlich durch das Tor-Netz aus Zwischenstationen geleitet werden, scheint ihr Standort zu springen. "Für unser System sieht es so aus, als würde jemand, der sich erst von Australien aus verbunden hat, plötzlich in Schweden oder Kanada sein", schrieb Facebook-Programmierer Alec Muffett. Facebook gehe dann normalerweise davon aus, dass das Profil gehackt sei. Die Facebook-Seite für Tor verbindet die Nutzer nun direkt mit den Rechenzentren des Netzwerkes, schreibt Muffett.

Privatsphäre, aber keine vollkommene Anonymität

Trotz Tor sind die Facebook-Nutzer nicht vollständig anonym: Wer den Datenverkehr beobachten kann, könnte eine Person identifizieren, wenn sie sich unter ihrem Namen auf Facebook anmeldet. Allerdings wüsste der Angreifer dann immer noch nicht den tatsächlichen Standort des Nutzers. "Der Hidden Service ist ein riesiger Vorteil für Nutzer, die Privatsphäre und Sicherheit wollen, aber nicht unbedingt Anonymität", schrieb Runa Sandvik von Tor auf dem Online-Netzwerk Twitter.

Mehr zum Thema Facebook