Ausprobiert

App-Test Textify: Nützlicher Helfer für Sprachmuffel

Sprachnachrichten sind zu einer beliebten Funktion diverser Messenger geworden, aber nicht immer kann oder will man sich diese auch anhören. Textify hat sich in unserem Test als die nicht ganz perfekte Lösung für das Problem herausgestellt.
Von Stefan Kirchner

Textify für iOS Textify für iOS im Test: Sprachnachrichten lesen statt anhören
Logos: WhatsApp/Telegram,/Apple, Screenshot: Apple, Foto/Montage: teltarif.de
Obwohl Messenger zu Beginn als Ersatz für teure SMS-Nachrichten entwickelt wurden, haben sich WhatsApp und Co. im Laufe der Zeit erheblich weiter­entwickelt. Insbesondere Sprach­nachrichten erfreuen sich wachsender Beliebtheit, mit all ihren Vor- und Nachteilen. Denn nicht immer kann man diese Nachrichten abhören, weil man zum Beispiel gerade keine Zeit hat oder andere Mitmenschen nicht stören will. Bibliotheken, Meetings und Arztbesuche sind solche Situationen. Oder man kann allgemein nichts mit Sprach­nachrichten anfangen.

Hier kommt nun für die iOS-Plattform die kleine App Textify (Link zum iTunes App Store) ins Spiel. Die App kostet einmalig 3,49 Euro, erfordert mindestens iOS 10 als Betriebssystem und ist mit iPhone, iPad sowie iPod Touch kompatibel. Wir konnten die kleine App einige Zeit testen und waren sehr angetan von der Funktion.

Offiziell unterstützt Textify seit dem letzten größeren Update auf Version 1.1 die Messenger WhatsApp, iMessage, Threema und Line. Weitere Messenger werden vermutlich mit den nächsten größeren Updates nachgereicht, sofern die Nachfrage danach besteht.

Design und Funktionalität

Textify für iOS Textify für iOS im Test: Sprachnachrichten lesen statt anhören
Logos: WhatsApp/Telegram,/Apple, Screenshot: Apple, Foto/Montage: teltarif.de
Optisch zeigt sich Textify von einer nüchternen Seite, die ohne auffällige Design-Elemente auskommt. Tatsächlich fügt sie sich perfekt und unauffällig in das Erscheinungsbild von iOS 10 ein. Neben einer einfachen Oberfläche der zuletzt transkribierten Sprachnachricht mit vereinfachter Frequenzkurve, gelangt man über einen Button am unteren Rand zu den Einstellungen von Textify. Hier lassen sich unter anderem die unterstützten Sprachen einstellen. Aktuell werden mit der getesteten Version 1.1.2 über 33 Sprachen unterstützt. Darunter Chinesisch (Vereinfacht/Traditionell), Japanisch, Italienisch, Französisch, Englisch oder auch weniger häufige Sprachen wie Hindi, Katalanisch oder Hebräisch.

Beim ersten Start sind alle Sprachen aktiv, was bei der Auswahl der richtigen Sprache zur Transkription eine entsprechend lange Liste zur Folge hat. Hier hilft nur das deaktivieren aller nicht benötigten Sprachen in den Einstellungen. Eine automatische Erkennung der Sprache ist nicht möglich, auch wenn der Schalter zum Ausschalten der Sprachauswahl das vielleicht suggeriert. In diesem Fall greift Textify lediglich auf die eingestellte Systemsprache zurück, mehr nicht.
Wichtig: Wenn man die Liste der verfügbaren Sprachen bearbeitet, wird die Änderung erst über den Schließen-Button am Ende der Liste übernommen! Textify für iOS Die unterstützten Sprachen sind sehr vielfältig und die Optionen übersichtlich
Screenshots: teltarif.de
Neben den Sprachen selbst kann man bei Bedarf Textify das Erkennen von Terminen, Telefonnummern, Adressen und Links manuell untersagen. Selbst wie genau die App neue Sprach­nachrichten erkennen soll lässt sich bestimmen. Je nach Kontakt und dessen Aussprache, kann sich dadurch das Ergebnis der Erkennung deutlich verbessern.

Das Öffnen einer Sprachnachricht in Textify selbst ist recht intuitiv, wenn man erstmal weiß, wie es geht. Man hält einfach die gewünschte Sprachnachricht in einem der unterstützten Messenger gedrückt, wählt dann im erscheinenden Kontextmenü "Weiterleiten" und dann rechts unten das Teilen-Icon. Hier nur noch Textify auswählen, die zu übersetzende Sprache und schon legt die App los. Eine Ausnahme bildet hier iMessage, wo der Weg um einiges umständlicher ist.

Um Sprach­nachrichten aus iMessage transkribieren zu lassen, muss die betreffende Nachricht erst markiert und dann gespeichert werden. Nun geht man auf den Homescreen, öffnet die Sprachnotizen-App und dort liegt die Aufnahme dann zur Weiterleitung an Textify bereit. Bei WhatsApp, Line und Threema geht das direkt aus dem jeweiligen Messenger heraus. Ein Kritikpunkt, für den die Entwicklerin der App wirklich nichts kann und zeigt, dass Apple bei der Implementation eigener Funktionen noch Verbesserungsbedarf hat. Textify für iOS Mit Dialekten und Störgeräuschen hat SiriKit als Grundlage für Textify so seine Probleme
Screenshots: teltarif.de
Bei unseren Tests ist es jedoch häufiger vorgekommen, dass der zu erkennende Text nicht ganz mit dem Gesprochenen übereinstimmt. Insbesondere bei Straßennamen und Telefonnummern werden Buchstaben und Ziffern nicht zu 100 Prozent korrekt erkannt, beziehungsweise verschluckt. Gerade bei der Adresse und Festnetznummer des Autors war das zu bemerken. Hier muss der Gesprächspartner schon sehr klar und deutlich sprechen, was je nach Situation bei der Aufnahme eher schwierig sein dürfte.

Abgesehen von diesem Detail ist die Erkennung selbst erfreulich genau. Notfalls muss man sich halt aus dem Kontext heraus die Informationsbröckchen der erkannten Nachricht zusammen reimen oder einfach nochmal nachfragen.

Grenzen von Textify

Allerdings kommt die App auch schnell an ihre Grenzen, wenn beispielsweise Musik läuft oder andere sehr laute Hintergrundgeräusche, wie ein kräftiger Wind, ihren Weg in die Sprachnachricht finden. Hier kommt eine technische Limitierung zum Tragen, die sich nur schwer programmiertechnisch umgehen lässt. Für die Spracherkennung selbst greift die App auf SiriKit zurück, was mit iOS 10 erstmals eingeführt wurde. Apple will damit das Erkennen von Sprache mittels Siri auch für Drittentwickler zugänglich machen.

Unter anderem lassen sich keine zwei Sprachen gleichzeitig erkennen, was mitunter zu den lustigsten Ergebnissen führen kann, sofern Fremdworte in der Sprachnachricht auftauchen. Außerdem werden Satzzeichen nur dann erkannt, wenn der Sprecher diese auch exakt so ausspricht - und das werden die wenigsten Nutzer tatsächlich machen.

Ein weiterer problematischer Aspekt der Spracherkennung sind Dialekte. Bei unseren Versuchen mit Sächsisch ist sprichwörtlich Kauderwelsch herausgekommen, auch wenn Textify den Großteil korrekt erkannt hat. Trotzdem wird es bisweilen schwer den richtigen Kontext herzustellen und den Inhalt zu verstehen. In solchen Fällen bleibt nichts anderes übrig, als die Sprachnachricht tatsächlich anzuhören. Textify für iOS Das Teilen der Sprachnachricht ist einfach, nur bei iMessage ist es relativ umständlich
Screenshots: teltarif.de

Fazit: Hilfreiche App mit Schwächen

Textify verspricht, Sprach­nachrichten von populären Messengern problemlos in geschriebenen Text umzuwandeln. Dieser Aufgabe kommt das Tool perfekt nach, sofern der Sprecher deutlich und weitestgehend dialektfrei spricht. Das schließt auch Störgeräusche im Hintergrund mit ein. Stimmt das Ausgangsmaterial, erkennt die App zuverlässig Adressen, Rufnummern, Termine oder Websites - als kleines Extra sogar in 33 verschiedenen Sprachen. Wenn man der App etwas ankreiden will, dann ist es die sehr überschaubare Liste unterstützter Messenger und der Fakt, dass der Sprecher selbst deutlich genug sprechen muss.

Wer Sprach­nachrichten absolut nichts abgewinnen kann und trotzdem regelmäßig welche bekommt, findet in Textify eine enorme Erleichterung.

Aber nicht jeder Messenger ist auch gleich gut. Welcher Messenger sicher ist und welcher Anbieter tief in die Nutzerdaten reinschaut, finden Sie in unserem Ratgeber zu Messenger-Diensten heraus.

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