Telemedizin

Telemedizin: E-Rezepte für Patienten in Baden-Württemberg

Das papier­lose Rezept soll flexi­bler und auch sicherer sein. Es ist an das Baden-Würt­tember­gische Tele­medizin-Projekt "docdi­rekt" gebunden.
Von dpa / Wolfgang Korne

Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat. Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat.
Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa
Die Tele­medizin in Deutsch­land ist auf dem Vormarsch. Schnelle Inter­netver­bindungen und die kommende 5G-Technik bieten Ärzten neue Möglich­keiten zur schnel­leren und besseren Versor­gung ihrer Pati­enten. Vor allem in ärzt­lich unter­versorgten Regionen kann der Tele­arzt die Versor­gung verbes­sern. Zum Haus­besuch kommt nicht der Haus­arzt vorbei, sondern die Praxis­ange­stellte mit einem Tele­medizin-Ruck­sack. Ausge­rüstet unter anderem mit einem mobilen EKG-Gerät, kann sie vor Ort die für die Beur­teilung des Gesund­heits­zustands wich­tigsten Diagno­sedaten messen und per Laptop in die Praxis über­tragen.

"Docdi­rekt" berät per Video­chat

Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat. Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat.
Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa
Pati­enten in Baden-Würt­temberg haben eine weitere Option: Im Rahmen des Projektes und Tele­medi­zinan­gebots "docdi­rekt" können sie sich seit vergan­genem Jahr per Telefon oder Video­chat von einem Arzt beraten lassen. Für ein Rezept müssen sie bislang aber trotzdem noch in eine Praxis gehen. Das soll sich jetzt mit dem E-Rezept ändern. In der Region Stutt­gart und im Kreis Tutt­lingen wurde dazu ein Pilot­projekt gestartet. Wenn der Test positiv verläuft, soll es das E-Rezept ab 2020 in ganz Baden-Würt­temberg geben.

Papier­loses Rezept bringt Sicher­heit

Die Landes­apothe­kerkammer und der Landes­apothe­kerver­band Baden-Würt­temberg haben dafür einen Fach­dienst - eine Art digi­talen Spei­cher - entwi­ckelt. Das Programm trägt den Namen "Gerda" (Geschützter e-Rezept-Dienst der Apotheken). Teil­nehmende Ärzte können die verschlüs­selten Rezepte darauf sicher ablegen, wie der Präsi­dent der Landes­apothe­kerkammer, Günther Hanke, sagte. Anschlie­ßend könne der Patient darauf zugreifen und es an eine Apotheke seiner Wahl schi­cken. Der Ablauf für die Apotheker bleibe im Grunde gleich, aber das Papier falle weg. "Ich verspreche mir davon eine wesent­lich siche­rere und bessere Abwick­lung", sagte Hanke. Mit dem E-Rezept könnten auch Fehler vermieden werden: "Wenn beim Ausstellen des Rezepts zum Beispiel ein Kreuz­chen falsch gesetzt wird oder die Unter­schrift vergessen wird, wird man bei dem digi­talen Formular direkt vom System darauf hinge­wiesen."

Gute Reso­nanz

Wer bei "docdi­rekt" anruft, landet zunächst bei einem Medi­zini­schen Fach­ange­stellten, der den Fall aufnimmt und ihn in ein Portal stellt. Dort sehen ihn die derzeit rund 40 teil­nehmenden Ärzte, und wer als Erster Zeit hat, meldet sich per Telefon oder Video­chat bei dem Pati­enten. Möglich sei das deshalb, weil die Landes­ärzte­kammer in Baden-Würt­temberg das Fern­behand­lungs­verbot aufge­hoben und bestimmte Behand­lungen zuge­lassen habe, sagte der Spre­cher weiter. Bislang sei das Angebot gut ange­nommen worden. "Im Augen­blick haben wir 2000 Anrufe pro Monat." Aller­dings führten nicht alle Anfragen auch zu einer Bera­tung durch einen Arzt - es gebe zum Beispiel auch Anrufer, die sich nur darüber infor­mieren wollten, wie "docdi­rekt" funk­tioniere.

Politik begrüßt die Einfüh­rung

Gesund­heits­minister Manne Lucha (Grüne) begrüßt die Einfüh­rung des E-Rezepts. Baden-Würt­temberg sei schon Spit­zenreiter beim Voran­treiben unter anderem von tele­medi­zini­schen Modell­projekten, teilte er mit. Das elek­troni­sche Rezept sei der nächste logi­sche Schritt. "Mit dem Ansatz der Fern­behand­lung erhoffen wir uns insbe­sondere für den länd­lichen Raum Vorteile bei der medi­zini­schen Versor­gung", teilte Lucha mit. "Klar ist jedoch auch: Sie ersetzt niemals den direkten Kontakt zwischen Arzt und Pati­enten."

Baden-Würt­temberg ist Vorreiter auf dem Gebietet der Tele­medizin. Aber mitt­lerweile haben prak­tische alle Landes­ärzte­kammern den Weg eben­falls für Video­sprech­stunden frei­gemacht. Wir berich­teten.

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