Telemedizin: E-Rezepte für Patienten in Baden-Württemberg
Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat.
Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa
Die Telemedizin in Deutschland ist auf dem Vormarsch. Schnelle Internetverbindungen und die kommende 5G-Technik bieten Ärzten neue Möglichkeiten zur schnelleren und besseren Versorgung ihrer Patienten.
Vor allem in ärztlich unterversorgten Regionen kann der Telearzt die Versorgung verbessern.
Zum Hausbesuch kommt nicht der Hausarzt vorbei, sondern
die Praxisangestellte mit einem Telemedizin-Rucksack. Ausgerüstet
unter anderem mit einem mobilen EKG-Gerät, kann sie vor Ort die für
die Beurteilung des Gesundheitszustands wichtigsten Diagnosedaten
messen und per Laptop in die Praxis übertragen.
"Docdirekt" berät per Videochat
Das Projekt "docdirekt" erlaubt die medizinische Beratung von Patienten per Videochat.
Bild: picture alliance/Sebastian Gollnow/dpa
Patienten in Baden-Württemberg haben eine weitere Option: Im Rahmen des Projektes und Telemedizinangebots "docdirekt" können sie sich seit vergangenem Jahr per
Telefon oder Videochat von einem Arzt beraten lassen. Für ein Rezept
müssen sie bislang aber trotzdem noch in eine Praxis gehen. Das soll
sich jetzt mit dem E-Rezept ändern. In der Region Stuttgart und im Kreis Tuttlingen wurde dazu ein Pilotprojekt gestartet. Wenn der Test positiv verläuft, soll es
das E-Rezept ab 2020 in ganz Baden-Württemberg geben.
Papierloses Rezept bringt Sicherheit
Die Landesapothekerkammer und der Landesapothekerverband Baden-Württemberg haben dafür einen Fachdienst - eine Art digitalen Speicher - entwickelt. Das Programm trägt den Namen "Gerda" (Geschützter e-Rezept-Dienst der Apotheken). Teilnehmende Ärzte können die verschlüsselten Rezepte darauf sicher ablegen, wie der Präsident der Landesapothekerkammer, Günther Hanke, sagte. Anschließend könne der Patient darauf zugreifen und es an eine Apotheke seiner Wahl schicken. Der Ablauf für die Apotheker bleibe im Grunde gleich, aber das Papier falle weg. "Ich verspreche mir davon eine wesentlich sicherere und bessere Abwicklung", sagte Hanke. Mit dem E-Rezept könnten auch Fehler vermieden werden: "Wenn beim Ausstellen des Rezepts zum Beispiel ein Kreuzchen falsch gesetzt wird oder die Unterschrift vergessen wird, wird man bei dem digitalen Formular direkt vom System darauf hingewiesen."
Gute Resonanz
Wer bei "docdirekt" anruft, landet zunächst bei einem Medizinischen Fachangestellten, der den Fall aufnimmt und ihn in ein Portal stellt. Dort sehen ihn die derzeit rund 40 teilnehmenden Ärzte, und wer als Erster Zeit hat, meldet sich per Telefon oder Videochat bei dem Patienten. Möglich sei das deshalb, weil die Landesärztekammer in Baden-Württemberg das Fernbehandlungsverbot aufgehoben und bestimmte Behandlungen zugelassen habe, sagte der Sprecher weiter. Bislang sei das Angebot gut angenommen worden. "Im Augenblick haben wir 2000 Anrufe pro Monat." Allerdings führten nicht alle Anfragen auch zu einer Beratung durch einen Arzt - es gebe zum Beispiel auch Anrufer, die sich nur darüber informieren wollten, wie "docdirekt" funktioniere.
Politik begrüßt die Einführung
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) begrüßt die Einführung des E-Rezepts. Baden-Württemberg sei schon Spitzenreiter beim Vorantreiben unter anderem von telemedizinischen Modellprojekten, teilte er mit. Das elektronische Rezept sei der nächste logische Schritt. "Mit dem Ansatz der Fernbehandlung erhoffen wir uns insbesondere für den ländlichen Raum Vorteile bei der medizinischen Versorgung", teilte Lucha mit. "Klar ist jedoch auch: Sie ersetzt niemals den direkten Kontakt zwischen Arzt und Patienten."
Baden-Württemberg ist Vorreiter auf dem Gebietet der Telemedizin. Aber mittlerweile haben praktische alle Landesärztekammern den Weg ebenfalls für Videosprechstunden freigemacht. Wir berichteten.