Nach VDSL: Telekom baut 2020 mit Glasfaser ins Haus weiter
Wössner zitierte die aktuelle BREKO-Studie, wonach die Mehrheit der Haushalte heute mit Super Vectoring oder Vectoring angeschlossen ist. "Der BREKO bestätigt in seiner Studie unseren Weg." Und zum ersten Mal habe es die Telekom geschafft, in ihrer Reichweite mit Internetanschlüssen von mindestens 50 MBit/s die Kabelanbieter zu überholen.
"Was sich so einfach anhört, ist eine gewaltige Kraftanstrengung unserer Planer, Techniker und auch Einkäufer. Wir haben konkret dieses Jahr 26 500 Super-Vectoring-Karten eingebaut, damit sind es insgesamt knapp 100 000 Karten. In diesem Jahr haben wir rund 10 000 Multifunktionsgehäuse neu an das Glasfasernetz angeschlossen. Insgesamt sind jetzt bundesweit rund 160 000 Multifunktionsgehäuse an die neue Netzplattform "BNG" (Broadband Network Gateway) der Telekom angeschlossen, worauf Wössner hörbar stolz ist. "Wir betreiben das größte Glasfaser-Netz aller Betreiber in Deutschland."
Massive Kritik an Bürokratie
Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner fühlt sich durch die Studie des Breitbandverbandes BREKO bestätigt.
Foto: Telekom
Wössner wiederholte erneut seine Kritik der umfangreichen Bürokratie im Land. "Wir kämpfen an vielen Stellen. Wir sind an Grenzen angekommen: Im Tiefbau gibt es keine Kapazitäten, die Verlegung der Kabel in die Erde ist ein großes Problem.
Die Akzeptanz alternativer Ausbaumöglichkeiten beschäftigt die Leute", weiß Wössner, beispielsweise Spülbohrungen oder "Trenching" (Schlitz in die Straße fräsen, Glasfaser-Leerrohr hinein und gleich wieder zu). Denkbar wäre auch die "mindertiefe Verlegung". Selbst die Mitnutzung bereits vorhandener kommunaler Leerrohre ist kompliziert. "In jeder Stadt ist das anders geregelt."
"Nur in Deutschland sind die Bauvorschriften deutlich strenger als anderswo. Andere Länder legen mehr Kabel an der Oberfläche, oder auf der Hausaußenfläche." Wössner könnte sich mehr oberirdische Leitungen vorstellen, denn die "klassische Verlegung" von Glasfaser durch Vergraben kostet etwa 70 000 Euro pro km. "Wenn ein Gebäude, z.B. ein Bauernhof, auf der Wiese steht, müssen alleine 400 bis 500 Meter Glasfaser über das Grundstück verlegt werden. "Warum können wir nicht wenigstens bestehende Freileitungen auf Straßenlaternen, Telegrafenmasten oder Stromleitungen nutzen?" Wenig bekannt ist: Wenn auf einer Freileitungsstrecke das Kupferkabel gegen Glasfaser ausgetauscht werden soll, wird dafür eine komplett neue Genehmigung notwendig.
"Als privatwirtschaftliches Unternehmen müssen wir sehen, wie wir das stemmen. Die Fördermittel reichen, aber der Abruf ist sehr kompliziert.
Alleine nicht zu schaffen
Auch Wössner betonte, wie sein Chef Höttges schon an anderer Stelle, dass die Telekom Deutschland nicht alleine bundesweit ausbauen könnte. Es brauche Kooperationen in Gebieten wie Stuttgart. Dafür sei in der Gemeinschaft ein Schulterschluss der Netzbetreiber und Kommunen notwendig. Wössner hat festgestellt, dass die Bauämter oft überfordert sind, und in den bestehenden Vorschriften selbst nicht mehr durchsteigen.
Mobilfunk bleibt wichtig
Das primäre Ausbauziel ist Breitband im Festnetz, aber der Mobilfunk bleibt ganz wichtig. Man stehe dieses Jahr wieder vor ähnlichen Herausforderungen: Wo kann die Glasfaser verlegt werden? Was sagen Stromnetz-Betreiber, der Natur- und Landschaftsschutz oder die Eisenbahn, wenn eine Bahnstrecke unterquert werden müsse? Das Land müsse schneller und unbürokratischer werden. Probleme machen auch die zahlreichen Unwetter der Vergangenheit.
Beim Ausbau des Landes schreckt die Telekom nicht vor "kreativen Ideen" zurück. Die Jagd auf Funklöcher zeige eine gute Resonanz. Damit beschreite man neue Wege.
2019: Ein wichtiges Jahr
2019 werde ein wichtiges Jahr: Der Ausbau mit Vectoring oder Super Vectoring liege in den letzten Zügen, 2020 sollen noch einige letzte bereits genehmigte Förderprojekte abgeschlossen werden. Alle neuen Bauprojekte werden von vorneherein mit Glasfaser ausgebaut.
"Wir bekennen uns zur gesellschaftlichen Verantwortung und bauen auch außerhalb der Metropolen aus. Knapp 3800 Gemeinden in Deutschland sind bereits mit Super Vectoring versorgt, etwa 1200 Gemeinden mit Vectoring. Viele Gemeinden hängen bereits direkt an der Glasfaser, auch unterversorgte Gebiete wurden versorgt." Der staatlich geförderte Ausbau habe etwa 190 Gemeinden einen Vectoring-Anschluss gebracht. Wössner betonte: "Keiner baut in der Größenordnung wie die Telekom."
Schlechte Sofaversorgung
Wössner weiß, dass eine Glasfaser bis zum Haus nichts bringt, wenn die Glasfaser im Haus nicht bis zum Nutzer kommen könne. "Die Versorgung der Sofas ist oft schlechter, weil die Inhouse-Netze in Mehrfamilien-Häuser das nicht schaffen. Auch die Heimvernetzung über WLAN ist schlecht. Eine Lösung könnte das MESH WLAN, das bessere W-LAN-Netz" sein. Denn: "Das Netz optimiert sich selbst." Je mehr Kunden das Problem verstehen, desto besser sei es. Auf der Messe IFA werde die Telekom dazu noch einiges mehr sagen.
Wössner wird weiter Tempo im Festnetz und Mobilfunk machen. Seit 2014 habe man 21 Milliarden Euro investiert, dieses Jahr sind es 5 Milliarden, wobei der Großteil in den Ausbau der Netze fließt. "Glasfaser ist Kern der Strategie".
Auch dieses Jahr will Telekom ihr Glasfaser-Netz weiter ausbauen. Ab 2021 sollen jährlich bis zu 2 Millionen Haushalte per Glasfaser direkt versorgt werden. Derzeit sind über 500 000 km Glasfaser verlegt. Es werden 60 000 km neue Glasfaser dazu kommen. Die Telekom möchte verstärkt auf alternative Verlegemethoden setzen, die den Ausbau beschleunigen und die Kosten senken können.