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Test: So stellt die Telekom analoge Anschlüsse auf IP um

Rechtzeitig und ausführlich werden analoge Telekom-Kunden vor der IP-Umstellung informiert und bleiben vor Techniker-Besuchen oder nervigen Callcenter-Anrufen verschont. Wir haben eine Kundin bei der Umstellung begleitet.
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Analoge Telefone funktionieren nach der All-IP-Umstellung weiter Analoge Telefone funktionieren nach der All-IP-Umstellung weiter - mit Änderungen
Bild: Telekom IP Testcenter
Die Umstellung des Telefonnetzes der Deutschen Telekom von analoger auf digitale Telefonie ist in vollem Gange. Neben der Umstellung von bisherigen ISDN- und analogen Telefon-Anschlüssen, die auch mit einem Internetzugang via DSL verbunden sind, werden längst auch die rein analogen Telefonanschlüsse ohne DSL durch die Deutsche Telekom umgestellt, zu regional unterschiedlichen Terminen. Wie das genau geht, haben wir uns bei einer Telekom-Kundin, die ihren Anschluss im Vorwahlbereich 062xx schon seit vielen Jahren besitzt und kein Internet benötigt, einmal genauer angeschaut.

Vorbildliche Vorabinformation

Analoge Telefone funktionieren nach der All-IP-Umstellung weiter Analoge Telefone funktionieren nach der All-IP-Umstellung weiter - mit Änderungen
Bild: Telekom IP Testcenter
Die gute Nachricht zuerst: Die Deutsche Telekom hat die Kundin per zweiseitigem Brief vorher sehr genau über die Umstellung informiert. Ein Anruf durch ein Call-Center, etwa um noch schnell einen Internet Anschluss oder das "T-Entertain-Fernsehen" mit zu verkaufen, erfolgte nicht. Dafür erhielt die Kundin etwa vier Wochen vor dem Termin ein Schreiben, worin als Umschaltdatum in diesem Falle Freitag, der 24. Februar genannt wurde. Ihre Umstellung sollte zwischen 20 und 23 Uhr erfolgen und maximal 30 Minuten dauern, nur in einer kurzen Zeit hätte sie nicht telefonieren können. Davon hat sie im Endeffekt gar nichts mitbekommen.

Die Kundin brauchte während der Umstellung auch nicht zu Hause zu sein. Kein Techniker wollte ins Haus, an die Dose oder ihre Leitung. Die Änderungen fanden in ihrem Fall in der nächsten Telefonvermittlung (im Hauptverteiler) statt, welche nicht weit von ihrer Wohnung entfernt liegt. Die Kundin wohnt in einem kleineren Ortsnetz mit geschätzt knapp unter 1000 möglichen Anschlüssen. Die Kundin besitzt sogar noch eine dreistellige Rufnummer, welche auch nach der Umstellung auf VoIP ihre Gültigkeit behält - und damit ist sie in diesem Ortsnetz nicht alleine.

Erst wesentlich später wurden neue Anschlüsse mit vier Ziffern vergeben. Mit Beginn der Liberalisierung stieg die Telekom in den 1990er-Jahren auf neue sechsstellige Rufnummern um, die - sofern sie von der Deutschen Telekom stammen - mit den Ziffern 919xxx beginnen. Inzwischen werden für neue Anschlüsse fast ausschließlich nur noch siebenstellige Rufnummern vergeben. Auch diese beginnen bei der Deutschen Telekom in diesem Ort mit 919, gefolgt von vier Ziffern, womit technisch alleine bis zu 10 000 Anschlüsse möglich wären (aber in der Praxis gibt es auch welche mit drei Folgeziffern, woraus sich alleine schon 1000 mögliche Nummern ergeben)

Ein Privatkunde, der vor einiger Zeit in diesem Ort von der Deutschen Telekom zu Vodafone wechselte, wurde damals dazu "überredet", eine "neue" Nummer zu nehmen, weil sonst irgendein besonderer Rabatt nicht möglich gewesen sei. Dafür ging seine langjährige dreistellige Rufnummer verloren. Jetzt müssen sieben kaum zu merkende Ziffern gewählt werden, um ihn zu erreichen, aber das nur am Rande.

Zurück zur Telekom: Durch die technische Umstellung hat sich am Vertrag der Kundin nichts geändert, auch die Umstellung war und ist kostenfrei. Einzig auf der monatlichen Telefonrechnung gibt es künftig eine kleine Änderung. Die Kundin hat den Tarif "Call Start (4) / Standard", künftig wird dort "Call Start (4) / Standard (m)" zu lesen sein. Das "m" steht für "modernisiert" und ist für die Telekom ein interner Hinweis, dass der Anschluss schon umgestellt ist.

Mit dem Schreiben wandte sich die Telekom auch an die möglichen Nutzer von Sonderdiensten wie Alarmanlage, Aufzugnotruf oder Hausnotruf, welche die Telekom ja im Detail nicht kennt. Durch die Umstellung würden keine vertraglich vereinbarten Leistungsmerkmale des Anschlusses verändert, aber eine uneingeschränkte Funktion könne nicht gewährleistet werden. Es wurde empfohlen, den Dienstleister zu informieren und nach der Umstellung sofort zu testen, ob noch alles funktioniert. Grundsätzlich sollte es zu keinen Beeinträchtigungen kommen.

In unserem Fall war nur ein schnurloses Telefon (bei der Telekom gekauft) angeschlossen, es funktionierte nach der Umstellung fast wie gewohnt.

Neue Anzeige der ankommenden Rufnummer

Auf eine entscheidende Änderung wies die Telekom in ihrem Infoblatt ausdrücklich hin. Ankommende Anrufe, die bisher im Format 01234 5678901 oder 01234 567 signalisiert wurden, werden seit der Umstellung im Format 004912345678901 angezeigt. Da einfache Telefone mit Telefonbuchspeicher ihre Einträge meist zifferngenau vergleichen, stimmen die Einträge im Telefonbuch, die im alten Format 012345678901 gespeichert waren, nach der Umstellung nicht mehr.

Um wieder die Namen der Anrufer im Display sehen zu können, musste die Kundin deshalb alle Telefonbucheinträge im Telefonbuch ändern, was ihr ein freundlicher Nachbar, der sich damit ein wenig auskennt, erledigte.

Keine Angst vor langen Rufnummern

Dennoch war die (ältere) Kundin erschrocken, weil alle Anrufe jetzt mit viel mehr Ziffern als vorher ankommen. Zunächst traute sie sich gar nicht, abzunehmen, weil sie bei Rufnummern mit vielen Ziffern und führender 00 meist an irgendwelche Werbeanrufe dachte, die teilweise aus dem Ausland mit echten oder erfundenen Nummern schon vor der Umstellung bei ihr angerufen hatten. Abgehend hat sie nun mehrere Möglichkeiten: Sie kann weiterhin Nummern im Ortsnetz im Format 123 anrufen, sie kann die Vorwahl 01234 123 verwenden oder im internationalen Format 0049 1234 567 tippen oder einfach auf Rückruf eines angezeigten Anrufes gehen.

Nutzer eines analogen Wählscheibentelefons im Impulswahlverfahren können dieses auch nach der Umstellung weiter verwenden - dies haben wir bereits separat getestet. Wer eine Sprachbox (ehemals T-Net-Box), den kostenlosen Anrufbeantworter im Netz der Telekom eingerichtet hatte, kann diese ebenfalls ohne Änderungen weiter verwenden. Selbst aufgesprochene Ansagetexte und hinterlassene Anrufe bleiben nach der Umstellung erhalten.

Netzdienste bleiben aktiv

Nutzer, die die Funktion "Abweisen weitergeleiteter Verbindungen" oder das Ablehnen unbekannter Anrufer gebucht haben, können diese ebenfalls weiter nutzen. Kunden, die solche Dienste neu beantragen möchten, können diese bei der Telekom-Hotline unter 0800-3301000 mit dem Stichwort "Beratung" bestellen oder - sofern sie einen Internetzugang haben und das Telekom-Kundencenter eingerichtet haben - dort selbst einschalten.

Möglich sind auch Sperrungen von 0900-Rufnummern, Call-by-Call-Vorwahlen (010) oder bestimmte Auslandsverbindungen (generell alle oder beispielsweise alle außer Europa, die mit 003x(x) und 004x(x) beginnen). Die Call-by-Call-Sperre kann in speziellen Fällen interessant sein: Wenn zum Beispiel eine nationale Flatrate vorhanden ist und Gefahr besteht, dass aus Versehen überteuerte Call-by-Call-Anbieter erwischt werden.

Fazit: Umstellung fast problemlos

Die extra langen Rufnummern im internationalen Format können insbesondere technisch unerfahrene Anwender verwirren oder überfordern. Die Umstellung in der Vermittlung (HvT) oder in größeren Netzen im nächsten Schaltkasten (Kvz) ist hingegen kundenfreundlich, der Kunde muss selbst nichts neu anschließen oder montieren (lassen). Sollte der analoge Kunde später doch noch Internet haben wollen, wird sein Anschluss erneut umgestellt: Dann ist ein eigener Router im Hause erforderlich, den man kaufen oder mieten kann. Wünscht der Kunde hingegen kein Internet, bleibt alles wie bisher.

Hat der Kunde noch ein analoges Telefon mit Wählscheibe, kann im Falle eines Stromausfalles im eigenen Hause noch telefoniert werden, solange die Gegenstelle der Telekom im Kvz-Kasten oder der dem nächsten Vermittlungsknoten selbst noch Strom hat. Schnurlose Telefone brauchen in der Regel eine eigene externe Stromversorgung, bei Stromausfall sieht es dann düster aus. Vor Jahren wurde ein zugelassenes schnurloses Telefon (ST960) der Firma Stabo angeboten, das mit zwei Akkus geliefert wurde. Der eine Akku in der Ladeschale der Basisstation diente zugleich als "Notstromversorgung" für diese Basisstation, sofern er schon oder noch geladen war. Der zweite Akku versorgte das Mobilteil. Eine solche praktische Lösung haben wir seitdem nicht mehr gesehen, leider ist das ST960 ist seit vielen Jahren ausverkauft.

Zum Thema Speisespannung über die Telefondose bei IP-Anschlüssen haben wir einen separaten Hintergrund-Bericht verfasst.

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