Telekom-Hauptversammlung: Interesse groß, Fragen knifflig
Mit großer Ruhe und einer humorvollen Art leitete Prof. Dr. Ulrich Lehner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom, die Jahreshauptversammlung in Bonn.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Aktiengesellschaften gehören den Aktionären, die sich (üblicherweise) einmal im Jahr zur Hauptversammlung treffen, um den Geschäftsbericht zu verabschieden und wichtige Entscheidungen des Vorstands und Aufsichtsrates abzusegnen oder abzulehnen.
Auch die Deutsche Telekom ist eine Aktiengesellschaft. teltarif.de-Redakteur Henning Gajek hat die heutige Hauptversammlung im Bonner World Conference Center (unweit des ehemaligen Bundestages im „alten Wasserwerk“) besucht.
4 Milliarden Aktien
Alle Aktionäre, egal ob sie nur eine Aktie oder einige mehr davon besitzen, haben das Recht, die Hauptversammlung zu besuchen, Fragen zu stellen und sich umfassend aus erster Hand zu informieren. Dazu müssen vorher die eigenen Aktien bei einer „Depotbank“ hinterlegt sein und sie müssen sich im Vorfeld für diese Veranstaltung angemeldet haben. Seit 8 Uhr konnten Aktionäre nach umfangreichen Einlasskontrollen - vergleichbar dem Check-in auf einem Flughafen - die Versammlungsräume besuchen.
Bei einer Hauptversammlung müssen eine Menge Regularien beachtet werden, mit wenigen Minuten Vorsprung konnte es schließlich losgehen. In Bonn versammelten sich 3 244 410 189 nennwertlose Aktien oder 8 305 699 083,84 Euro oder 68,14 Prozent aller Aktien. Dazu hatten 16 311 989 Aktien Briefwahl beantragt, als nahmen heute um kurz vor 12 Uhr insgesamt 68,48 Prozent des Grundkapitals teil. Insgesamt gibt es 4 761 458 596 nennwertlose Aktien mit einem Kapitalwert von 12 189 334 005,76 Euro. Eine Telekom-Aktie kostete gegen 12 Uhr 15,64 Euro, das heißt einem Aktionär gehört vielleicht ein paar Meter Kabel oder ein Stecker, je nachdem wie viele Aktien er hat.
70 Cent Dividende
Mit großer Ruhe und einer humorvollen Art leitete Prof. Dr. Ulrich Lehner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Telekom, die Jahreshauptversammlung in Bonn.
Foto: Henning Gajek / Teltarif.de
Der Vorstand empfahl pro Aktie eine Dividende von 70 Cent auszuschütten. Bisher konnte man die Dividende auf die Ausgabe neuer Aktien anrechnen lassen. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass der Anteilseigner Bund, der über die KfW-Bank über 31 Prozent der Aktien hält, durch diese Option immer mehr weitere Aktien und damit einen höheren Anteil erhalten hatte. Sollte die Fusion T-Mobile USA mit Sprint Realität werden, könnte die Dividende auf minimal 50 Cent sinken, bis die Fusion "verdaut" ist. Telekom-Chef Tim Höttges geht davon aus, dass die Fusion im 2. Halbjahr "durch" sein könnte.
Nachdem bei früheren Hauptversammlungen manche Redeteilnehmer ausführlich ihre oft nicht so guten Erfahrungen mit dem Kundenservice geschildert hatten, wurden Schalter des Kundenservice in der Wandelhalle eingerichtet, wo sich Spezialisten um die persönlichen Probleme kümmern. An verschiedenen Ständen informieren - wie bei einer Messe - Mitarbeiter über aktuelle und neue Produkte des Unternehmens. Viele Aktionäre, von denen einige auch Mitarbeiter der Telekom und ihrer Tochtergesellschaften sind, nutzen die Gelegenheit, sich aus erster Hand vor Ort zu informieren. Die Nachfrage nach dem Besuch der Hauptversammlung war dieses Jahr ungewöhnlich groß, weswegen es zu Verzögerungen beim Beginn der Hauptversammlung kam.
Schwerpunkt Netzausbau
Hauptpunkt die Rede des Telekom-Vorstandes Tim Höttges, worin es im Schwerpunkt um den Netzausbau ging, wofür in diesem Jahr weltweit 12,7 Milliarden Euro ausgegeben werden sollen. Darin sind die Lizenzkosten für die laufende 5G-Versteigerung noch gar nicht eingerechnet.
Derzeit läuft noch die Hauptversammlung, zahlreiche Vertreter von Aktionärsvereinigungen stellen ihre teilweise sehr komplexen und detaillierten Fragen. Die komplette Tagesordnung und deren zahlreichen Fragen sollte bis zum Abend durchgearbeitet sein.
Kritik und Bedenken gab es bezüglich des möglicherweise künftig stärkeren Wettbewerbs mit Drillisch im Mobilfunk an den immens gestiegenen Kosten der 5G-Auktion, aber auch zur Frage „wie gut“ die auf den ersten Blick beeindruckenden Wirtschaftszahlen wirklich sind.
Auf der Hauptversammlung hat sich Tim Höttges auch ausführlich zur Netzstrategie der Telekom geäußert: Ab 2020 nur noch Glasfaser bis zum Haus.