Telekom: So läuft der Umstieg auf VDSL Super Vectoring
Die Deutsche Telekom treibt den Breitband-Ausbau im Festnetz weiter voran. Wie berichtet hat das Unternehmen nach eigenen Angaben in diesem Jahr fast 2,3 Millionen Haushalte mit einem schnelleren Internet-Zugang versorgt. Das Zauberwort heißt VDSL Vectoring bzw. Super Vectoring. Diese Technologien ermöglichen höhere Datenübertragungsraten, ohne dass dafür Tiefbau erforderlich ist, über die bereits vorhandene Kupferader.
Ein von unserer Redaktion genutzter Telekom-Festnetzanschluss in Biebergemünd im hessischen Spessart hat bereits 2001 DSL für den Internet-Zugang bekommen. Aus anfänglich maximal 768 kBit/s im Downstream sind später 1, 2, 6 und schließlich 16 MBit/s geworden. 2012 erfolgte schließlich die Umstellung von ADSL auf VDSL. Fortan standen 25 MBit/s im Downstream zur Verfügung.
Zwei MagentaTV-Streams erfordern VDSL 50
Telekom forciert Breitbandausbau im Festnetz
Foto: Telekom, Screenshot: teltarif.de
Die Anforderungen steigen. Will man heute über MagentaTV zwei parallele HD-Streams nutzen, so benötigt man dafür mindestens VDSL 50. Wenn sogar UHD genutzt werden soll, kommt man um VDSL 100 nicht herum. Das Problem: In vielen Regionen sind derart hohe Bandbreiten noch gar nicht verfügbar - so auch am Standort unseres Tests, wo wir mit dem Tarif MagentaZuhause M zwar für VDSL 50 zahlen "durften" aber nur VDSL 25 bekamen.
Warum die Telekom die Bandbreite beschränkt hat, weiß sie vermutlich nicht einmal selbst. Die Entfernung zur Vermittlungsstelle beträgt nur wenige hundert Meter, die vom Router, einer FRITZ!Box 7490 von AVM, angezeigte Leitungskapazität lag stets um 50 MBit/s im Downstream und 10 MBit/s im Upstream.
Im späten Frühjahr keimte dann erstmals Hoffnung auf. "Sie haben doch schon VDSL 50", teile die Kundenbetreuung auf Nachfrage mit. Wir verneinten und die Telekom vereinbarte einen Vor-Ort-Technikertermin. Der Techniker kam - allerdings nach Dortmund und nicht nach Biebergemünd. Es lag trotz Angabe der Kundennummer eine Verwechslung mit einem Namensvetter vor. Der Namensvetter hatte wohl wirklich die schnellere Leitung.
Im Frühjahr erste Hinweise auf Vectoring-Ausbau
Immerhin bot die Telekom aber die Möglichkeit einer Interessensbekundung für einen schnelleren Internet-Anschluss. Während der Mitbewerber M-net Kunden Anschlüsse im Nahbereich ihre bestehenden Anschlüsse kündigen musste, weil die Telekom ihrerseits M-net gekündigt hat, um selbst die Kunden mit VDSL Vectoring zu versorgen, wusste die Kundenbetreuung vom angeblichen Ausbau nichts.
"Im Nachbar-Ortsnetz tut sich etwas, bei Ihnen aber nicht. Sie sind mit Ihren 25 MBit/s noch gut bedient. In vielen Gegenden sieht es noch schlechter aus", ließ uns die Hotline wissen. Anfang November kam dann doch eine E-Mail von der Telekom, die zum 10. Dezember einen schnelleren Internet-Zugang in Aussicht stellte. Online sollte es möglich sein, den erforderlichen Tarifwechsel vorzumerken. Das ist grundsätzlich richtig, doch nirgends war eine Information zu finden, wie hoch die maximal mögliche Bandbreite sein werde.
Hotline: "Ich sehe bei Ihnen keinen Ausbau"
FRITZ!Box 7490 als Router im Einsatz
Foto: AVM
Die telefonische Kundenbetreuung konnte auch nicht weiterhelfen: "Ich sehe bei Ihnen gar keinen Ausbau. Aber das ist ganz normal. Die Kunden werden automatisch und immer zuerst informiert." Das ist ja schön, hilft aber nicht weiter, wenn es Rückfragen gibt. Das "blinde" Buchen eines neuen Tarifs ist jedenfalls nach den Erfahrungen in der Vergangenheit nicht empfehlenswert, als in vergleichbaren Fällen versehentlich Optionen weggefallen sind, die nur mühsam und nach mehrfachem Kontakt mit dem Support zurückgeholt werden konnten.
Wir buchten nichts und erhielten später eine zweite Mail zur Erinnerung. Bei der Kundenbetreuung erkundigten wir uns, ob der Anschluss wenigstens automatisch auf VDSL 50 umgestellt werde, sobald die höhere Bandbreite verfügbar ist. Zwei verschiedene Hotline-Mitarbeiter verneinten das - obwohl der gebuchte Tarif ja schon lange 50 statt 25 MBit/s im Downstream vorsieht.
Die doppelte Bandbreite kam über Nacht
Am 29. November staunten wir nicht schlecht: Über Nacht ist der schnellere Internet-Zugang geschaltet worden. Als Leitungskapazität wurden nun rund 109 MBit/s im Downstream und 36 MBit/s im Upstream angezeigt. Tatsächlich geschaltet wurden 60 MBit/s im Downstream und 12 MBit/s im Upstream. VDSL 60? Davon hatten wir zuvor auch noch nichts gehört. Aber immerhin: Die höhere Geschwindigkeit war fortan verfügbar und entgegen der Hotline-Aussage wurde das Bandbreiten-Upgrade auch automatisch geschaltet.
VDSL 100 wurde nachts automatisiert geschaltet
Foto: teltarif.de
Die einzigen, die nichts von der vorzeitigen Vectoring-Aktivierung wussten, waren die Mitarbeiter im Telekom Call Center. "Laut meinen Unterlagen haben Sie immer noch VDSL 25 und ich bekomme auch keinen höherwertigen Tarif gebucht", erhielten wir als Auskunft beim Versuch, ein Upgrade auf den Tarif MagentaZuhause L vorzunehmen.
Telekom-Datenbanken verspätet aktualisiert
Am 6. Dezember zeigte die DSL-Verfügbarkeitsabfrage auf der Telekom-Webseite schließlich an, am Anschluss seien nun bis zu 175 MBit/s im Downstream möglich - also sogar Super Vectoring, wenn auch nicht mit voller Geschwindigkeit. Jetzt konnte auch die Hotline der Telekom den erfolgten Vectoring-Ausbau nachvollziehen und den Tarifwechsel beauftragen.
Die Umstellung erfolgte dann erfreulich schnell: Eine Bestätigung per E-Mail und SMS erhielten wir wenige Stunden nach dem Gespräch mit der Kundenbetreuung. Schon in der Nacht zum 11. Dezember wurde gegen 2 Uhr auf VDSL 100 umgeschaltet. Dabei blieben alle Einstellungen und Optionen am Anschluss erhalten. Am Abend des gleichen Tages wurde nochmals per SMS bestätigt, dass die Ausführung des Auftrags nun abgeschlossen sei.
In der Praxis standen zunächst etwa 93 MBit/s im Downstream und nur noch 28,6 MBit/s im Upstream zur Verfügung. Wir haben den Router kurzzeitig von der Stromversorgung getrennt und neu verbunden. Seitdem sind nun 99,7 MBit/s im Downstream und 33,7 MBit/s im Upstream verfügbar. Der Internet-Anschluss läuft absolut stabil.
MagentaZuhause XL: Aufpreis lohnt sich nicht in jedem Fall
Speedtest nach dem Tarifwechsel
Foto: teltarif.de
Warum nicht gleich MagentaZuhause XL mit bis zu 250 MBit/s und Allnet-Flat? Nun, technisch verfügbar wären wie bereits erwähnt ohnehin "nur" 175 MBit/s. Die Allnet-Flat steht dank MagentaEINS-Vorteil ebenfalls schon zur Verfügung. Daher lohnen sich die Mehrkosten gegenüber dem VDSL-100-Tarif nicht.
Und was war nun eigentlich am 10. Dezember, dem von der Telekom angekündigten Termin für den Bandbreiten-Schub? Nichts! Der Ausbau ist schlicht schon vorab erfolgt. Auch am 17. Dezember, den die Telekom in Pressemitteilungen als Datum für den Breitband-Ausbau in einigen Ortsnetzen im Weihnachtsmonat genannt hat, gab es keine Änderungen. Die Umstellung ist technisch bereits Ende November erfolgt und wenige Tage später konnte auch die Kundenbetreuung die schnelleren Anschlüsse buchen.
Von Hotline-Aussagen nicht entmutigen lassen
Natürlich ist unser Erfahrungsbericht keineswegs repräsentativ. Dennoch zeigt dieses Beispiel, wie die Vectoring-Umstellung erfolgen kann. Auf die Aussage der Kundenbetreuung, die zunächst gar nichts vom Ausbau wissen wollte und später zunächst keinen höherwertigen Tarif buchen konnte, sollte man sich nicht zwingend verlassen.
Als hilfreich hat es sich hingegen erwiesen, bei der Telekom offiziell als Interessent für den Breitband-Ausbau registriert zu sein. Darüber haben wir schließlich eine E-Mail mit dem Hinweis auf den bald verfügbaren Bandbreiten-Schub erhalten. Schlussendlich waren die Umbauarbeiten sogar einige Tage früher als erwartet abgeschlossen und der schnellere Internet-Zugang stand zur Verfügung.