Sprachsteuerung

Telekom präsentiert Voice-Wearable Dial

Die Telekom hat das Wearable Dial vorgestellt. Das basiert auf dem sprachgesteuerten OS ANeedA. Auf dem MWC präsentierte die Telekom mit i.am+, wie die Revolution am Handgelenk aussehen soll.
Vom Mobile World Congress in Barcelona berichtet Hans-Georg Kluge

Dial mit Musik-Player Dial mit Musik-Player
Bild: teltarif.de
Die Telekom hat zusammen mit i.am+ im Rahmen des MWC das Gadget Dial vorgestellt. Dial sei ein Wearable der nächsten Generation - so heißt es in der Pressemitteilung der Telekom. Im Zentrum steht das Betriebssystem ANeedA, das auf Bedienung via Sprache optimiert ist. Claudia Nemat, Vorstand-Mitglied der Telekom, mahnte, Dial nicht als Smartwatch zu bezeichnen, denn das Device leiste erheblich mehr. Der Rapper will.i.am - einer der Investoren in die Firma, die Dial entwickelt - deklarierte Dial zu einer Revolution am Handgelenk. In der Präsentation zeigte Dial, warum die Lorbeeren durchaus gerechtfertigt sind.

Dial: Eigenständige Smartwatch

Dial mit Musik-Player Dial mit Musik-Player
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Dial trägt sich wie eine Smartwatch und sieht auch so aus. Es besteht aus einem festen Armband, in dem sich der Akku befindet. In puncto Design hat sich i.am+ an einer modernen Formensprache orientiert. Fans klassischer Uhren werden mit Dial wohl eher nicht glücklich. Das Display hat eine Diagonale von zwei Zoll. Der interne Speicher ist 32 GB groß - hier sind unter anderem Trainingsdaten für die Spracherkennung und Informationen über den Nutzer gespeichert sein. Die Verarbeitung der Sprachbefehle soll direkt auf der Uhr erfolgen.

Über die Internet-Verbindung lädt die ANeedA relevante oder angefragte Informationen nach. Nutzer können beispielsweise nach Flugverbindungen, lokalen Routen und Restaurants fragen. Klassische Funktionen wie Telefon, SMS und E-Mail sind ebenfalls via Sprachbefehl anzusteuern. Wenig überraschend kann ANeedA auch Musik auf Kommando abspielen, Playlisten zusammenstellen und weitere Informationen zu Künstlern abrufen. Auch auf Nachfrage wollten die Macher jedoch nicht verraten, wie diese Musik-Funktionen genau realisiert ist. So blieb offen, ob dahinter ein eigener Streaming-Service steckt oder ob der Nutzer zwischen mehreren Angeboten auswählen kann.

Dial verfügt über eine Mobilfunk-Schnittstelle. Dial verfügt über eine Mobilfunk-Schnittstelle.
Bild: teltarif.de
Die Spracherkennung von ANeedA schien ziemlich gut zu funktionieren, zumindest wenn die Uhr an den Sprecher gewöhnt war. Andernfalls kam es mehrfach zu Fehlerkennungen. In Dial steckt jedoch nicht nur eine sehr akkurate Spracherkennung, sondern auch eine künstliche Intelligenz - der Nutzer kann richtige Unterhaltungen mit der Uhr führen. Zum Beispiel sagte will.i.am der Uhr sein Alter. Die Uhr nahm diese Info auf und konnte sie einige Fragen später wiedergeben. Unklar blieb aber, ob der Nutzer langfristig einen Gewinn davon hat, sich mit seiner Uhr zu unterhalten.

ANeedA sei nicht auf Wearables beschränkt: Das System könne auch in anderen Umgebungen eingesetzt werden. Zum Beispiel gebe es bereits eine Implementierung für den Apple TV. Auch Apps gibt es - sie heißen allerdings Skills. Nicht ganz ohne Grund: Denn die Apps sollen ebenfalls via Sprache aktiviert und bedient werden. So gesehen ergänzen sie eben die Fähigkeiten von Dial. Weitere Skills soll es von unabhängigen Entwicklern über den Skill-Store geben.

Das Design von Dial ist modern-funktional. Das Design von Dial ist modern-funktional.
Bild: teltarif.de
Die Entwickler nannten zwar eine Möglichkeit, Dial bzw. ANeedA mit einem anderen Device zu verwenden - Details dazu blieben aber spärlich. Es sei jedoch so, dass Dial auch in diesem Fall eigenständig agiere - über welche Wege Daten synchronisiert werden, blieb zunächst unklar. Dial koexistiere mit weiteren Devices, so die Entwickler.

i.am+ und Telekom: Exklusive Marketing-Partnerschaft

Wie kommt nun die Telekom ins Spiel? Dial ist als Standalone-Gerät gedacht - es benötigt also kein Smart­phone, sondern kann eigenständig ins Internet gehen. Dafür kommt eine Mobilfunk-Schnittstelle zum Einsatz. Als SIM-Karte nimmt Dial - etwas überraschend - eine Nano-SIM auf. Wer sich eine Dial kauft, wird - soweit möglich - das örtliche Telekom-Netz verwenden. Dial lasse sich mit anderen Rufnummern verbinden. Ob hierbei das heute angekündigte immmr-System zum Einsatz kommt, bleibt aber noch unklar.

Rapper will.i.am unterhält sich mit Dial Rapper will.i.am unterhält sich mit Dial
Bild: teltarif.de
Die Telekom hat sich die exklusiven Vermarktungsrechte für Dial in den Märkten gesichert, in denen sie aktiv ist. Ausgenommen davon ist offenbar der US-Markt. Dial soll noch in diesem Jahr erscheinen, wobei ein genaues Datum noch nicht feststeht - das gilt auch für den Preis. Wenn Dial in einem Land auf den Markt kommt, soll es stets die Landessprache verstehen - die Demonstration war in Englisch gehalten.

Persönlicher Kommentar von Hans-Georg Kluge
Hans-Georg Kluge ANeedA machte während der Präsentation durchaus einen guten Eindruck - aber es blieben einige Fragen offen. Da ist zum Beispiel die Frage, inwieweit Daten über das Verhalten der Nutzer gespeichert werden. Hier blieb unklar, ob private Daten tatsächlich lediglich auf dem Device gespeichert bleiben - eine Cloud-Anbindung ist bei vielen personalisierten Diensten oft zu finden. Die Macher sagten jedoch, dass i.am+ keine Nutzerdaten erhebe oder verkaufe. Vielfach sprach will.i.am davon, dass die gezeigten Features mit Smart­phones, Smartwatches oder Notebooks gar nicht realisierbar seien - das stimmt aber natürlich nicht in jedem Fall und außerdem schläft die Konkurrenz nicht. Ob Apple mit seiner Watch oder Google mit Android Wear: Die Wearable-Plattformen der Zukunft dürften ebenfalls Verbesserungen in puncto Sprachsteuerung bieten.
In einem weiteren ausführlichen Kommentar erläutern wir zusätzliche Funktionen der intelligenten Sprachsteuerung und fragen: Warum hat Apple so etwas nicht erfunden?

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