Viel Geld

Vilanek: Wer o2 kaufen will, braucht viel Geld und Know How

Da sie an sehr alte Verträge gebunden sind, kann Freenet die o2-Deutschland wohl nicht so ohne weiteres kaufen.
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Studierter Betriebswirt: Christoph Vilanek, CEO der Freenet AG Studierter Betriebswirt: Christoph Vilanek,
CEO der Freenet AG
Foto: Freenet
Derzeit ist der deutsche Mobilfunkmarkt in Aufruhr. Gerüchte, wonach der deutsche Ableger der spanischen Telefónica zum Verkauf stehe, wollen nicht verstummen. Drillisch-1&1 Chef Dommermuth hatte kürzlich sogar einen vierten deutschen Mobilfunkanbieter gefordert.

Das warf zwangsläufig die Frage auf, ob sich vielleicht auch die Freenet-AG für den Kauf der deutschen Telefónica Filiale interessieren könnte. Am Rande einer Veranstaltung der Media Broadcast in Köln ging Christoph Vilanek, Chef der Freenet AG, darauf ein.

Freenet hat vertragliche Verpflichtungen

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CEO der Freenet AG
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Bei einem Kauf von o2-Deutschland hätte Vilanek ein großes Problem: „Wir dürfen nie Netzbetreiber werden, das steht in unseren sehr alten Service-Provider-Verträgen so drin. Würden wir es dennoch tun wollen, müssten wir vorher unsere gesamten Altkunden direkt an die Netzbetreiber abgeben und wären dann jahrelang damit beschäftigt, den Wert dieser Kunden zu ermitteln, den die Netzbetreiber uns dann erstatten müssten. Das wäre nicht erstrebenswert“.

Viertes Netz: Im Grundsatz nicht verkehrt

Die Forderung von Dommermuth nach einer vierten Lizenz hält Vilanek im Grundsatz für nicht verkehrt.

Vilanek erinnerte daran, dass es bei der letzten Frequenzversteigerung in Mainz sieben Interessenten gegeben habe. Davon seien zwei Interessenten mit der entscheidenden Frage „Habt ihr genügend Geld?“ vor der Versteigerung „weg gekegelt“ worden.

Wie die nächste Versteigerung aussehe, wisse man nicht. Denkbar wäre, dass es wieder einige Bewerber nicht bis in die Versteigerung schaffen könnten.

Freenet als MVNO?

Sicher könnte Freenet künftig als MVNO auftreten und ein HLR (Home Location Register, Datenbank, worin die aktuellen Benutzer verzeichnet sind) aufstellen. Wobei nicht einmal sicher sei, ob er ein HLR brauche. Die Begriffe seien da etwas undeutlich definiert. Iliad in Frankreich oder Virgin in Großbritannien kauften auch Kapazität oder Volumen und würden als echte Netzbetreiber oder virtuelle Netzbetreiber (MVNO) gesehen.

Service-Provider sind richtig

Es sei eine richtige Lösung, Service-Provider und virtuelle Anbieter auf die Netze drauf zu lassen. Vilanek widersprach Hannes Ametsreiter (Vodafone), der sich gegen Service-Provider oder MVNOs auf dem 5G-Netz ausgesprochen habe.

Wer könnte o2-Deutschland kaufen?

Vilanek spielte den denkbaren Verkauf von o2-Deutschland durch: „Wer o2 kauft, muss ganz viel Geld haben und glauben, dass er es besser kann oder glauben, dass o2-Deutschland das beste Management aller Zeiten hat, aber die spanische Telefónica nicht fähig war, das zu erkennen.

Viel Geld notwendig

Fest stehe auch, so Vilanek, dass ein Käufer von o2-Deutschland viel CAPEX (Investitionen in Netzelemente, Vermittlungstechnik und Systeme für den Kundenservice) stecken müsse, um es richtig zum Laufen zu bekommen.

Wirtschaftskenner schätzen den theoretischen Kaufpreis der kompletten Telefónica Deutschland auf rund 15 Milliarden Euro.

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