Telekom und ver.di: Schnelle Einigung für 60 000 Beschäftigte
Diesmal war kein Streik notwendig, verhandelt wurde digital und erfolgreich.
Foto: Picture Alliance / dpa
Die aktuelle Lage hat die Digitalisierung beschleunigt und bringt in kürzester Zeit Ergebnisse, wofür sonst ewig verhandelt werden müsste.
Einigung erzielt
Diesmal war kein Streik notwendig, verhandelt wurde digital und erfolgreich.
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Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und die Deutsche Telekom haben sich vor dem Hintergrund der Corona-Krise in Rekordzeit auf einen Tarifabschluss verständigt. Die Verhandlungen wurden im sogenannten "Sondierungsmodus" über digitale Konferenztechnik innerhalb nur einer Woche geführt. Der getroffene Abschluss gilt für bundesweit rund 60 000 Tarifangestellte, Auszubildende und Dual-Studierende der Telekom Deutschland, der Telekom-Konzernzentrale und der Deutsche Telekom Informations-Technik (DT IT).
Telekom: Pragmatische Lösungen in kritischen Zeiten
Birgit Bohle, Personalvorständin der Telekom zeigte sich mit dem unter so außergewöhnlichen Rahmenbedingungen erzielten Kompromiss zufrieden: „Wir haben Wort gehalten und die Tarifverhandlungen zu einem raschen und guten Ende geführt. Darüber hinaus haben wir Regelungen zu Kurzarbeit vereinbart, die uns in der Corona-Krise helfen können. Ich bedanke mich dafür auch ganz ausdrücklich bei den Sozialpartnern. Alle Beteiligten haben in diesen kritischen Zeiten eindrucksvoll demonstriert, dass sie gute und pragmatische Lösungen unterstützen. Das ist eine sehr gute Nachricht für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch für unsere Kunden und die Öffentlichkeit."
Für die Telekom hatte Simone Thiäner, Personalgeschäftsführerin, verhandelt. „Für unsere Beschäftigten und das Unternehmen können wir hier in unsicheren Zeiten eine gute Planungssicherheit erreichen. Wir sind in der Lage, spürbare Gehaltserhöhungen an unsere Mitarbeiter weiterzugeben, die gerade jetzt für unsere Kunden da sind. Die lange Beschäftigungssicherheit verbunden mit den Regelungen für eine etwaige Kurzarbeit ist dabei Ausdruck unserer Verantwortung für Mitarbeiter und Unternehmen.“
Christoph Schmitz, ver.di-Bundesvorstandsmitglied betonte: „In Zeiten, in denen in vielen anderen Unternehmen und Betrieben Beschäftigte vor hohen existenziellen Nöten stehen, zeigt sich, wie wichtig Gewerkschaft, Solidarität und eine funktionierende Sozialpartnerschaft ist.“
Für ver.di hat Frank Sauerland verhandelt: „Mit dem Tarifergebnis haben wir drei ganz wichtige Ziele erreicht: Anerkennung, Schutz und Perspektive für die Beschäftigten der Deutschen Telekom, die tagtäglich mit ihrer engagierten Arbeit die Kommunikation von Unternehmen und Privatpersonen auch in Zeiten der Corona-Krise ermöglichen. Die deutlichen Entgeltsteigerungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Auszubildende und dual Studierende sind Ausdruck der Anerkennung der Leistung der Beschäftigten. Die Verlängerung des Schutzes vor betriebsbedingten Kündigungen um drei Jahre bis zum 31. Dezember 2023 bietet den Beschäftigten ein hohes Maß an Sicherheit und Perspektive.“
Die Details
Die Sozialpartner haben vereinbart, die Gehälter der Tarifangestellten in zwei Stufen jeweils zum 1. Juli 2020 und 1. Juli 2021 Je nach Beschäftigungsgruppen reichen die Anhebungen von 2,6 bis 3,0 Prozent zum 1. Juli 2020 und um weitere 2 Prozent zum 1. Juli 2021.
Daraus errechnet sich eine Steigerung um 4,6 bis 5 Prozent, je nach Einkommenshöhe. Der Abschluss hat eine Laufzeit von 24 Monaten, vom 1. April 2020 bis zum 31. März 2022. Der Ende 2020 auslaufende Kündigungsschutz wird bis zum 31. Dezember 2023 verlängert.
Hilfe bei Kurzarbeit - Bildungsteilzeit geplant
Unter dem Eindruck der aktuellen Situation wurden auch Regelungen zur etwaigen Umsetzung von Kurzarbeit vereinbart. Diese beinhalten unter anderem arbeitgeberseitige Zuschüsse zum Einkommen. Es wurde eine gemeinsame politische Initiative für eine gesetzliche Regelung von Bildungsteilzeit verabredet. Sobald das Gesetz wirksam wird, sollen entsprechende Tarifverhandlungen geführt werden.
Jetzt müssen noch die Gremien von ver.di zustimmen, dann kann der neue Tarif in Kraft treten.