Das war die All-IP-Umstellung der Telekom
Das war die All-IP-Umstellung der Telekom
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Die Zeit des leitungsbasierten Festnetzes ist vorbei. Die Technologie der Zukunft heißt All-IP. Bis Ende 2020 hat die Telekom all ihre Anschlüsse hierauf umgestellt. Damit gibt es in Deutschland quasi keine funktionierenden Analog- oder ISDN-Anschlüsse mehr.
Das war die All-IP-Umstellung der Telekom
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Bei den klassischen, nicht-IP-basierten Anschlüssen wurde über die Telefonleitung auf verschiedenen Frequenzbereichen gleichzeitig das Signal für Internet und Telefonie übertragen. Ein Splitter war dafür zuständig, die beiden Signale zu trennen, damit sie separat genutzt werden können, beziehungsweise sie zusammenzuführen, damit sie über die Telefonleitung versendet werden können.
Bei der aktuellen All-IP-Technologie fiel die Übertragung des klassischen Telefonsignals weg, sodass Splitter hier inzwischen obsolet sind. Dafür sind nun Router auch für Telefonie bei Breitband-Internetanschlüssen obligatorisch: Telefongespräche werden ausschließlich über die Internetverbindung vermittelt. Und eine solche kann ohne Router nicht hergestellt werden - außer wenn es sich um einen reinen All-IP-Anschluss nur für Telefonie handelt. Dieses paketbasierte Kommunikationsverfahren ist auch als Voice over IP (VoIP) bekannt. Unter diesem Schlagwort versteht man ganz allgemein die Telefonie über das Internet, also auch Gespräche über Messenger und Video-Konferenzdienste wie Skype, WhatsApp, Google Meet oder Signal.
Die Umstellung auf All-IP kam vor allem der Telekom selbst zugute. Diese konnte dadurch Wartungskosten reduzieren und Personal einsparen. Außerdem wurden Stromkosten auf die Kunden umgelegt.
Kein Strom aus der Telefondose
Analoge und ISDN-Telefonanschlüsse wurden noch per Fernspeisung mit Strom versorgt. Diese Fernspeisung reichte aus, um schnurgebundene Telefone ohne Anrufbeantworter mit Strom zu versorgen, sodass diese kein eigenes Netzteil benötigen. Telefone ohne eigenes Netzteil funktionieren natürlich auch mit All-IP noch. Sie beziehen ihren Strom nun eben aus dem Router anstatt aus der Telefondose. Diesen Strom bezahlt der Kunde selbst, anstatt - wie früher - der Telefonanbieter.
Ein Vorteil der Fernspeisung war, dass das Telefon auch im Fall eines Stromausfalls funktioniert. Dieser Vorteil fiel nun weg - mit wenigen Ausnahmen. Notrufe während eines Stromausfalls sind höchstens noch über Handys möglich - vorausgesetzt, das Mobilfunknetz ist nicht überlastet oder ebenfalls ausgefallen. Auch kann man den Router nachts aus Stromspargründen nicht mehr ausschalten, ohne dabei die gesamte Telefonanlage außer Betrieb zu setzen.
Die All-IP-Umstellung für ISDN-Kunden
Die Umstellung auf IP-basierte Telefonie traf vor allem jene Kunden der Telekom, die bis zum Schluss einen ISDN- oder Analog-Anschluss benutzten. Die Wahl, in den bestehenden Verträgen zu bleiben, hatten die Kunden nämlich nicht. Die Verträge wurden von der Telekom jeweils fristgerecht gekündigt, allerdings nicht, ohne neue Verträge anzubieten, die dann jedoch auf All-IP-Anschlüsse basierten.
Alternativ konnten die Kunden natürlich die Vertragsauflösung nutzen, um zu einem anderen Anbieter zu wechseln. Mit einem solchen Wechsel ließ sich die ISDN-Abschaltung möglicherweise aber nur etwas verzögern, wenn auch nicht dauerhaft verhindern. Der einzige echte Zwang, den die Telekom damit ausübte, war also der, die bestehenden Verträge zu kündigen. Denn eine Vertragskündigung ist nicht nur das Recht des Kunden, auch der Anbieter darf davon Gebrauch machen. Voraussetzung ist freilich, dass er sich an die geltenden Mindestvertragslaufzeiten und Kündigungsfristen hält.
Im Zeitalter von All-IP kommen Festnetz-Telefonie, Breitband-Internet und TV über eine Leitung.
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Wie auch immer das Vorgehen der Telekom zu bewerten war, es mussten einige Punkte bei der Umstellung von ISDN oder Analog auf All-IP beachtet werden. Zum einen musste sichergestellt werden, dass der verwendete Router für Internettelefonie geeignet ist, beispielsweise durch eine TAE-Buchse, eine integrierte DECT-Basisstation oder eine S0-Buchse für ISDN-Telefone. Die TAE-Buchse ist bei vielen Routern nach wie vor Standard, es gibt aber inzwischen erste Router-Hersteller, die die S0-Schnittstelle für ISDN-Telefone bei einzelnen Routern weglassen.
Zum anderen gab es einige ISDN-basierte Zusatzgeräte, die möglicherweise unter All-IP nicht mehr funktionierten. Dazu zählten automatische Türöffner, Faxgeräte, Alarmanlagen, Frankiermaschinen, Gegensprechanlagen und Kartenterminals. Auch viele Notrufsysteme funktionierten mit der neuen Technik nicht - und selbst wenn sie funktionierten, hatten sie das Problem, bei Stromausfall mit auszufallen. Hier war in der Regel der Umstieg auf ganz neue Anlagen und Geräte sinnvoll, falls die ältere Hardware nicht über Adapter an All-IP-Anschlüssen nutzbar gemacht werden konnte.
Die All-IP-Umstellung für reine Telefon-Kunden
Auch Kunden, die noch über einen reinen Telefonanschluss ohne Internet verfügten, wurden auf All-IP umgestellt. Diese Umstellung kam im Unterschied zu derjenigen von ISDN-Kunden ohne Vertragsänderung oder -Kündigung aus. Auch ein Router wurde im Normalfall nicht nötig, da die Speisespannung durch die kryptisch bezeichnete Technik MSAN-POTS geliefert wird. Lediglich in Regionen, in denen diese Technik nicht zur Verfügung stand, müssen seither Router eingesetzt werden.
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