Zuhause

Smart Home: Das intelligente und vernetzte Zuhause

"Smart Home" ist der Über­be­griff für das vernetzte Zuhause. Wir erläu­tern, wie sich die eigene Wohnung vernetzten lässt, welche Möglich­keiten der Steue­rung und Daten­spei­che­rung es gibt und welche Gefahren drohen.
Von / Julian Ruecker

Smart Home - das komplett vernetzte Zuhause Smart Home - das komplett vernetzte Zuhause
Bild: teltarif.de - Daniel Molenda
Zum ersten Mal mit total vernetzten Häusern und Wohnungen in Berüh­rung gekommen sind die meisten Inter­es­senten sicher über Science-Fiction-Filme, in denen die Prot­ago­nisten Licht, Heizung, Jalou­sien und andere Gadgets mühelos per Sprach­be­fehl, Finger­ab­druck oder Augen-Iris-Scan steuern.

Was über viele Jahre nur ein Traum war, ist inzwi­schen aber Realität: Zahl­reiche Hersteller, Internet-Provider, Strom­netz-Betreiber und Online-Händler bieten eine Viel­zahl von Kompo­nenten, mit denen die eigene Wohnung vernetzt, über­wacht und gesteuert werden kann. Doch nicht immer ist es leicht, im Dschungel der Geräte, Stan­dards und Dienste den Über­blick zu behalten.

In diesem Ratgeber fassen wir daher einmal zusammen, was Sie beim Aufbau eines vernetzten Heims beachten sollten. In einem sepa­raten Ratgeber führen wir aus, dass nicht nur Eigen­tümer ein umfang­rei­ches vernetztes Zuhause aufbauen können, sondern auch Mieter. Smart Home - das komplett vernetzte Zuhause Smart Home - das komplett vernetzte Zuhause
Bild: teltarif.de - Daniel Molenda

Diese Kompo­nenten lassen sich vernetzen

An dieser Stelle können wir nicht alle vernetzten Geräte einzeln aufzählen - darum haben wir diese einmal in Gruppen zusam­men­ge­fasst:

Beleuch­tung: Recht einfach zu reali­sieren ist die Vernet­zung der Innen- und Außen-Beleuch­tung. Nach einem gewissen Zeit­schema oder auf "Zuruf" lassen sich Leuchten ein- und ausschalten oder komplexe Beleuch­tungs­pro­file anlegen. Oft beginnen Smart-Home-Einsteiger mit der Steue­rung der Beleuch­tung.

Heizung: Die Heizung besteht grund­sätz­lich immer aus mehreren Kompo­nenten, egal um welche Befeue­rungsart es sich handelt. Meist wird eine Zentral­hei­zung mit Ther­mo­staten kombi­niert. Smart gesteuert werden können dann also nicht nur die Zentral­hei­zung, sondern auch die Regler der einzelnen Heiz­körper. Werden die Heizungs­kom­po­nenten mit Tempe­ra­tur­füh­lern kombi­niert, kann sich die Heizung mögli­cher­weise sogar komplett selbst steuern.

Fenster, Jalou­sien und Türen: Fenster und Türen lassen sich bei entspre­chender Aufrüs­tung aus der Ferne öffnen und schließen, beispiels­weise wenn man beim Verlassen des Hauses vergessen hat, ein Kipp­fenster zu schließen. Die Vernet­zung von Fens­tern und Türen dient also über­wie­gend dem Schutz vor Einbruch und Unwet­tern, die Steue­rung der Jalou­sien kann mit der Beleuch­tungs-Steue­rung kombi­niert werden.

Türklingel und Über­wa­chungs­ka­meras: Ein Sonder­fall bei den Türen ist natür­lich die zentrale Haustür, die in der Regel über eine Klingel und Sprech­an­lage verfügt. Kommt dann noch eine vernetzte Über­wa­chungs­ka­mera dazu, ist folgendes Szenario denkbar: Ein Besu­cher klin­gelt an der Tür, während man selbst noch auf dem Heimweg ist. Über die App und die Kamera sieht der Eigen­tümer, wer vor der Tür steht, kann ihn über die Sprech­an­lage anspre­chen und ihm per App die Haustür öffnen. Bei entspre­chendem Vertrau­ens­ver­hältnis könnte man sogar dem Paket­boten aus der Ferne die Tür öffnen.

Haus­halts­ge­räte und Steck­dosen: Die einfachste Form des vernetzten Zuhauses ist ein smarter Steck­do­sen­ad­apter: Jedes an die Steck­dose ange­schlos­sene Gerät lässt sich damit aus der Ferne ein- und ausschalten. Zahl­reiche Hersteller von Wasch­maschinen, Kühl­schränken, Elektro-Herden, Kaffee­ma­schinen und vielen weiteren Geräten vernetzen inzwi­schen ihre Geräte. Per App lässt sich damit der Kühl­schrank-Inhalt erkunden, der Back­ofen vorheizen, eine spezi­elle Kaffee-Mischung kreieren - oder die Wasch­ma­schine im Keller meldet, wann der Wasch­gang abge­schlossen ist.

Sensoren: Wer seine Wohnung mit vernetzten Sensoren für Licht, Bewe­gung, Tempe­ratur, Feuch­tig­keit, Rauch usw. ausrüstet, kann sein Smart Home so program­mieren, dass ein Sensor, der ein entspre­chendes Ereignis meldet, dadurch ein anderes Ereignis auslöst. Ein vernetzter Rauch­melder kann beispiels­weise auto­matisch die Feuer­wehr alar­mieren, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind.

Unter­hal­tungs­elek­tronik: Neben der Licht­steue­rung gehört die Vernet­zung von Fern­se­hern, Radios, Stereo­an­lagen und anderen Multi­media-Geräten zur Basis-Ausstat­tung eines Smart Home. Von einer echten Einbin­dung in das vernetzte Zuhause kann man aber noch nicht spre­chen, wenn ledig­lich der Smart-TV mit dem Internet verbunden wird. Gibt es aber Apps, mit denen vom Fern­seher aus Licht, Heizung, Über­wa­chungs­ka­meras usw. gesteuert werden, ist er ein voll­wer­tiger Teil des Smart Home.

Strom-, Gas- und Wasser­zähler: Zahl­reiche Netz­be­treiber für Strom, Gas und Wasser vernetzen heut­zu­tage die Zähler mit dem Internet, um beispiels­weise aus der Ferne die Zähler­stände ablesen zu können. Diese als "Smart Mete­ring" bezeich­nete Technik gehört streng genommen nicht zum Smart Home, vor allem dann nicht, wenn der Betreiber dem Kunden keinerlei Zugriff auf die über­mit­telten Daten gewährt. Lässt der Netz­be­treiber den Kunden aber auf die Daten zugreifen, ist eine Einbin­dung ins Smart Home möglich. Regelung eines Heizungs-Thermostats per App Regelung eines Heizungs-Thermostats per App
Bild: tado

So lässt sich das Smart Home steuern

Die grund­le­gende "Verbin­dungs­ein­heit" zwischen allen Smart-Home-Kompo­nenten bildet in den meisten Haus­halten der Router, der nicht nur per WLAN die Smart-Home-Kompo­nenten unter­ein­ander verbindet, sondern per DSL, VDSL, TV-Kabel oder Glas­faser die Verbin­dung zum Internet herstellt. Da es aber viel zu umständ­lich wäre, sich zur Steue­rung der Kompo­nenten ständig in der Router-Ober­fläche anmelden zu müssen, gibt es folgende Möglich­keiten:

Steue­rungs­zen­trale: Zu Beginn des Smart-Home-Zeit­al­ters vor rund 20 Jahren wurden fast alle Smart-Home-Systeme über eine zentrale Steue­rungs­ein­heit gesteuert, die beispiels­weise im Flur aufge­hängt wird. Das gibt es auch heute noch - in der Regel wird die Steue­rungs­zen­trale über einen Touch­screen bedient. Es ist aller­dings umständ­lich, immer zu dieser Zentrale gehen zu müssen, wenn sie die einzige Steue­rungs­mög­lich­keit im System darstellt.

Smart­phone-App: Der größte Teil der heutigen Smart-Home-Systeme lässt sich über Apps für Android und iOS steuern, entweder mit dem Smart­phone oder dem Tablet. Das hat nicht nur den Vorteil, dass überall im Haus eine Konfi­gu­ra­tion oder Steue­rung möglich ist und Rück­mel­dungen vom System entge­gen­genommen werden können, dieses funk­tio­niert auch unter­wegs übers mobile Internet.

Sprach­steue­rung/Smart Speaker: Von den Smart-Home-Herstel­lern selbst entwi­ckelte Systeme zur Sprach­ein­gabe haben sich kaum durch­ge­setzt - die Nase vorn beim Thema Sprach­ein­gabe haben inzwi­schen Amazon Alexa, Google Assi­stant und Apple Siri, die mit zahl­rei­chen Smart-Home-Systemen gekop­pelt werden können. Dies geht auf unter­schied­liche Weise: Der Kunde kann einen Smart Speaker erwerben und ins Heim­netz­werk einbinden oder die Sprach­steue­rung des Smart­phones verwenden. Mehr und mehr Smart-Home-Kompo­nenten inte­grieren die Sprachas­sis­tenten inzwi­schen direkt.

Sensor­ge­steuert: Nur wer in seinem vernetzten Zuhause Sensoren instal­liert, kann das Smart Home auch durch diese Sensoren steuern lassen. Diverse Ereig­nisse (Tempe­ra­tur­än­de­rung, Sonne/Wolken, Bewe­gung, Wasser/Feuch­tig­keit usw.) lösen bei entspre­chender Program­mie­rung dann eben ein zuvor defi­niertes Ereignis aus (Beispiele: Fenster werden bei Regen auto­matisch geschlossen, Jalou­sien ab einer bestimmten Raum­tem­pe­ratur herun­ter­ge­lassen).

Zeit­ge­steuert: Ganz ohne Sensoren lässt sich das Smart Home auch zeit­ge­steuert auto­ma­ti­sieren - das gab es seit den 1950er Jahren bereits mit analogen Zeit­schalt­uhren. Unab­hängig von manu­ellen Eingriffen können zu vorher fest defi­nierten Zeiten das Licht oder die Heizung ein- und ausge­schaltet werden.

DECT-Telefon: Da DECT ULE eine Erwei­te­rung des DECT-Stan­dards für schnur­lose Fest­netz-Tele­fone bildet, lassen sich auch Fest­netz-Tele­fone zur Steue­rung und Kontrolle von Smart-Home-Kompo­nenten verwenden. Die Kommu­ni­ka­tion erfolgt meist über die DECT-Basis­sta­tion des Routers.

Biome­trisch: Noch eher ins Reich der Science Fiction gehören Smart-Home-Steue­rungen über Finger­ab­druck-Scanner, Iris-Scanner, Stim­m­erken­nung und derglei­chen. Da sich biome­tri­sche Systeme nach wie vor austricksen lassen und bei Verbrau­chern zahl­reiche Vorbe­halte gegen­über Biome­trie bestehen, konnten sich derar­tige Tech­niken bislang im Heim­netz­werk noch nicht durch­setzen. Was es aber gibt, sind Smart-Home-Kompo­nenten, die über ein einge­bautes Mikrofon beispiels­weise auf Klat­schen reagieren und dann eine Aktion auslösen. Fast überall einsetzbar: Smarte Schaltsteckdosen Fast überall einsetzbar: Smarte Schaltsteckdosen
Bild: Amazon

Mit oder ohne Internet-Anbin­dung und Cloud?

Was mit dem Internet verbunden ist, kann ange­griffen werden: Das trifft auch für Smart-Home-Systeme zu. Natür­lich ist es ein toller Service, wenn Sensoren und Über­wa­chungs­ka­meras ihre Daten in eine Cloud laden, sodass man sie per Smart­phone überall auf der Welt abrufen kann. Inzwi­schen gibt es sogar Smart-Home-Kompo­nenten wie Kameras und Türklin­geln, die unab­hängig von einem WLAN per LTE und 5G mit dem Internet verbunden sind. Wer seine Haustür, Fenster und Heizungs­kom­po­nenten aus der Ferne über das Internet steuern kann, muss theo­re­tisch davon ausgehen, dass ein Hacker das auch kann - wenn die Soft­ware schlecht program­miert ist und Sicher­heits­lü­cken hat, was immer wieder vorkommt. Grund­sätz­lich muss man drei Optionen unter­scheiden:

Rein internes Smart-Home-System: Prin­zi­piell ist es möglich, ein Smart Home so zu konfi­gu­rieren, dass es nur im Bereich des eigenen WLAN kommu­ni­ziert und keine Daten über das Internet sendet und empfängt. Fern­über­wa­chung fällt bei dieser Option aller­dings flach, es sei denn der Besitzer würde sich über ein VPN in den eigenen Router einwählen.

Smart-Home mit vom Hersteller bereit­ge­stellten Platt­formen: Das ist für den Kunden in der Regel die komfor­ta­belste Version, oft lässt sich der Hersteller das aber auch im Rahmen monat­li­cher Abon­ne­ments extra bezahlen. Nach dem Kauf der Kompo­nenten muss der Kunde nur noch einen Account anlegen und ein Abo abschließen. Dieser Komfort wird aber mit einer hohen Abhän­gig­keit bezahlt. Denn wehe, wenn es tech­ni­sche Probleme gibt, der Hersteller Insol­venz anmeldet oder ander­weitig plötz­lich vom Markt verschwindet: Dann werden die Server oft ohne Vorwar­nung abge­schaltet, die teuer erwor­benen Geräte sind funk­ti­ons­loser Elek­tro­schrott - und der Ärger ist groß. Auch Daten­schutz-Skan­dale sind bei schlampig program­mierten Platt­formen keine Selten­heit.

Smart-Home mit eigenen Platt­formen: Der beste Kompro­miss dürfte sein, wenn ein Kunde seine Geräte und Sensoren über das Internet vernetzen kann, aber selbst die Hoheit über die Daten in der Cloud behält. Eine gewisse Abhän­gig­keit besteht bei regu­lären Online-Spei­cher­diensten immer noch. Wer es sich zutraut, kann aber auch eine eigene Cloud im Heim­netz­werk aufsetzen. Ein Klassiker ist die smarte Steuerung der Beleuchtung Ein Klassiker ist die smarte Steuerung der Beleuchtung
Bild: Samsung

Das Chaos der verschie­denen Stan­dards

Wer sich ein vernetztes Zuhause aufbauen möchte, stößt sofort auf ein grund­le­gendes Problem: Es gibt nicht den einen perfekten tech­ni­schen Stan­dard, sondern viele Hersteller kochen ihr eigenes Süpp­chen - in der Hoff­nung, dass sich ihre proprie­täre Lösung viel­leicht doch noch als Quasi-Stan­dard durch­setzen möge. Der unbe­darfte Inter­es­sent wird also zunächst einmal mit Begriffen wie Matter, ZigBee, BLE, Z-Wave, HomeMatic, Enocean, DECT ULE, HAN-FUN und anderen bombar­diert und muss sich im Dschungel der Stan­dards orien­tieren. Inzwi­schen entwi­ckeln einige Hersteller aber auch gemeinsam herstel­ler­über­grei­fende Platt­formen.

Es ist also keines­wegs gewähr­leistet, dass bei verschie­denen Herstel­lern oder Händ­lern erwor­bene Kompo­nenten auch zusam­men­ar­beiten. Für den Einsteiger dürfte es die beste Option sein, sich zum Start ein Smart-Home-Set eines Herstel­lers oder Provi­ders zu kaufen und dieses später mit kompa­ti­blen Kompo­nenten desselben Anbie­ters zu erwei­tern. Zahlreiche Funktionen lassen sich über Smart Speaker steuern Zahlreiche Funktionen lassen sich über Smart Speaker steuern
Bild: teltarif.de / Daniel Profit

Wo Smart-Home-Kompo­nenten kaufen?

Außer im Elek­tronik­handel oder in Internet-Shops haben diverse Netz­be­treiber und Provider in den vergan­genen Jahren ihr bishe­riges Produkt-Angebot um Smart-Home-Kompo­nenten erwei­tert. Dabei treffen die Provider oft eine Vorauswahl von Kompo­nenten, die unter­ein­ander kompa­tibel sind, was die Verwir­rung für den Einsteiger deut­lich redu­zieren kann:

Netz­be­treiber und Provider für DSL, VDSL, Kabel-Internet, Glas­faser: Die klas­si­schen Internet-Provider liefern ohnehin oft schon den Breit­band-Anschluss nebst kompa­ti­blem Router und sind daher auch daran inter­es­siert, mit weiteren Dienst­leis­tungen Geld zu verdienen. Insbe­son­dere Cloud-Dienste fürs Smart Home lassen sie sich als Ergän­zung zum Internet-Anschluss dann separat bezahlen.

Netz­be­treiber und Provider für Strom und Gas: Wer die Energie liefert und so bereits eine Kunden-Bindung aufge­baut hat, kann diesem auch Steue­rungs­ge­räte, Smart Speaker, Über­wa­chungs­ka­meras usw. liefern, um viel­leicht zu verhin­dern, dass der Kunde bei einem gerin­geren Ener­gie­preis nach einem Jahr den Anbieter wech­selt. Denn wer einmal ein komplettes Smart Home einge­richtet und eine ausge­feilte Konfi­gu­ra­tion erstellt hat, die online admi­nis­trierbar ist, hat viel­leicht Hemmungen, ständig den Anbieter zu wech­seln und bleibt auch bei einer Preis­er­hö­hung beim Anbieter.

Alle Smart-Home-Anwen­dungen von Netz­be­trei­bern und Provi­dern dienen also auch der Kunden-Bindung, und deswegen sollten die Folge­kosten und Kündi­gungs­fristen vorab genau geprüft werden. Professionelle Montage einer smarten Türklingel Professionelle Montage einer smarten Türklingel
Bild: Nest

In einem sepa­raten Ratgeber verglei­chen wir die wich­tigsten Smart-Speaker-Systeme mitein­ander.