Streaming

Webportale & Streaming: Medienkonzerne gehen neue Wege

Das klas­sische Medi­enge­schäft wird nicht einfa­cher. Die Unter­nehmen suchen nach Alter­nativen. Für Fern­sehsender werden deshalb Strea­ming­platt­formen immer wich­tiger - und eigene Video­inhalte.
Von dpa /

Medienkonzerne setzen auf Webportale und "Streaming-Champions" Medienkonzerne setzen auf Webportale und "Streaming-Champions"
picture alliance/Fabian Sommer/dpa
Mit der Suche nach der großen Liebe lässt sich Geld verdienen. Darauf setzen Dating­portale, die auch bei manchen Medi­ennun­ternehmen zum Port­folio gehören - wie Parship und ElitePartner bei ProSiebenSat.1. Single-Börsen sind aller­dings nur eine Vari­ante, um sich im Medi­enmarkt breiter aufzu­stellen.

Egal ob ProSiebenSat.1., Axel Springer oder die RTL-Gruppe: Alle Medi­enhäuser inves­tieren in neue Erlös­quellen neben ihrem klas­sischen Geschäft mit Fern­sehsen­dern oder Zeit­schriften und Zeitungen. Dabei setzen sie vor allem verstärkt auf eigene Video­inhalte für ihre Online-Strea­ming­dienste, streben eine bessere Vernet­zung von TV und Online für ihre Werbe­kunden an und wollen ihre digi­talen Rubri­kenpor­tale ausbauen.

Die Konkur­renz fürs TV-Programm, etwa in Form von Netflix, Amazon Prime oder Apple TV, gewinnt vor allem viele junge Zuschauer für sich. Außerdem wandern Werbe­kunden zu Google oder Face­book ab, statt ihre Anzeigen im Fern­sehen oder der Zeitung zu schalten.

Neue Wege von ProSiebenSat.1 und RTL

Medienkonzerne setzen auf Webportale und "Streaming-Champions" Medienkonzerne setzen auf Webportale und "Streaming-Champions"
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ProSiebenSat.1 will mit seiner jüngst gestar­teten Strea­ming-Platt­form Joyn der Konkur­renz etwas entge­gensetzen. Zum Beginn wirbt Joyn unter anderem mit der dritten Staffel der Serie "Jerks" mit Chris­tian Ulmen und Fahri Yardim um Zuschauer.

RTL hatte bereits zuvor begonnen, seinen Strea­ming­dienst TV Now deut­lich auszu­bauen. In Sachen Werbe­vermark­tung wollen die beiden Rivalen bald auch gemeinsam Geschäfte machen: Sie grün­deten eine Platt­form, die Kunden ziel­genauere Werbung ermög­lichen soll. Das Vorhaben steht aller­dings noch unter dem Vorbe­halt der Zustim­mung durch das Bundes­kartellamt.

Über seine Nucom Group ist ProSiebenSat.1 sowohl auf Dating-Portalen als auch auf anderen Online­platt­formen vertreten, zum Beispiel bei Verivox, wo Verbrau­cher Tarife etwa im Bereich Energie, Versi­cherungen und Finanzen verglei­chen können. Das Portal­geschäft des Medi­enkon­zerns macht rund ein Fünftel des Umsatzes aus. In den nächsten rund fünf Jahren peilt Unter­nehmens­chef Max Conze eine Verdopp­lung der Erlöse der digi­talen Handels­platt­formen an.

Was am Ende von den Einnahmen übrig bleibe, seien aber im Vergleich zum klas­sischen Werbe­markt "fast Peanuts", wie Aktio­närs­vertre­terin Daniela Berg­dolt von der Schutz­verei­nigung für Wert­papier­besitz bei der Haupt­versamm­lung kriti­sierte.

Axel Springer setzt auf Online­portale für Immo­bilien und Jobs

Die Stel­lenbörse Stepstone ist ein Wachs­tums­treiber. Durch die Rubri­kenan­gebote, die unter der Unter­nehmens­sparte Clas­sifieds Media zusam­menge­fasst werden, will das Medi­enun­ternehmen ("Bild" und "Welt") das rück­läufige Geschäft im Zeitungs­bereich ausglei­chen.

Gleich­zeitig hofft der Konzern auf zuneh­mend mehr Kunden bei den Digi­talabos von "Bild plus" und "Welt plus". Mit seinen digi­talen Akti­vitäten erzielte der Konzern im vergan­genen Jahr mehr als 70 Prozent seines Umsatzes und mehr als 80 Prozent seines berei­nigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschrei­bungen.

Springer-Chef Mathias Döpfner will das Digi­talge­schäft in Zukunft noch stärker voran­treiben und den Medi­enkon­zern zu einem "welt­weit führenden Anbieter von digi­talem Jour­nalismus und digi­talen Rubri­kenan­geboten" machen. Der geplante Einstieg des Finanz­inves­tors KKR, der für mindes­tens fünf Jahre am Unter­nehmen betei­ligt bleiben will, soll dabei helfen.

RTL setzt auf "Total Video"

Von den drei großen auf dem deut­schen Markt aktiven Medi­enhäu­sern hält sich nur die RTL-Gruppe bei Rubri­kenan­geboten zurück. Die Luxem­burger, deren Deutsch­land­zentrale in Köln ist, fahren eine andere Stra­tegie. "Total Video" heißt die Unter­nehmens­losung, was für eine Ausrich­tung auf Video­inhalte steht.

Zentral dafür ist der Ausbau der Strea­ming-Platt­form TV Now. RTL-Chef Thomas Rabe will in den euro­päischen Ländern mit starken Sender­fami­lien, wie Deutsch­land und Frank­reich, "natio­nale Strea­ming-Cham­pions" aufbauen. Dabei soll auch die eigene Film­produk­tions­firma Fremantle helfen, bei der zum Beispiel die Fantasy-Serie "American Gods" entsteht.

Dass Inves­titionen in neue, digi­tale Ange­bote nicht immer von Erfolg gekrönt sind, zeigt die Entwick­lung von Stylehaul. RTL hatte seine Anteile an dem auf YouTube aktiven Netz­werk aus Mode- und Beauty-Blog­gern 2014 erhöht und es 2017 voll­ständig über­nommen - insge­samt gab der TV-Sender dafür rund 100 Millionen Euro aus. Weil das Geschäfts­modell nicht aufging, soll Stylehaul nun in der zweiten Jahres­hälfte 2019 einge­stellt werden. Statt­dessen will sich RTL auf die Berliner Video­vermarkter Divi­move und die schwe­dische United Screens konzen­trieren.

Quibi setzt auf Filme für das Smart­phone

Der Wett­lauf um Ideen und Inno­vationen rund um die Video­vermark­tung wird durch Quibi ange­heizt: Der Video­dienst will die Lücke zwischen YouTube und Netflix füllen und Filme auf das Smart­phone zuschneiden. Hinter Quibi stehen der Film­produ­zent Jeffrey Katzen­berg, der die Dream­works Anima­tions­film­studios mitgrün­dete und das grüne Monster "Shrek" in die Kinos brachte, und die ehema­lige Ebay- und HP-Chefin Meg Whitman.

"Etwas Cooles kommt aus Holly­wood und dem Silicon Valley", kündigt die Webseite des Unter­nehmens aus Los Angeles an. In den Ohren tradi­tioneller Fern­sehsender dürfte es eher nach einer Drohung klingen.

Filter­bare Inhalte werden in der Android-App von YouTube getestet. Mehr dazu lesen Sie in einer weiteren Meldung.

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