Streaming

Rückkehr: Steht illegales Streaming vor dem Comeback?

Netflix hat eine Trend­wende ausge­löst. Für einen güns­tigen Monats­preis konnten Zuschauer erst­mals unbe­grenzt Filme und Serien schauen. Viele Abon­nenten nutzten vorher ille­gale Portale. Treiben stei­gende Abo-Preise Nutzer zurück in die Ille­galität?
Von Björn König

Viele Nutzer streamen Filme und Serien illegal im Netz Viele Nutzer streamen Filme und Serien illegal im Netz
Foto: dpa
Die meisten Menschen würden sich wohl kaum trauen, eine DVD oder Blu-ray im Handel zu stehlen. Das Risiko erwischt zu werden und die folgende Strafe stünden in keinem Verhältnis zum Wert der Ware. Ist man aber in den eigenen vier Wänden und der Dieb­stahl findet quasi anonym im Netz statt, scheint die Hemm­schwelle deut­lich nied­riger zu liegen.

In den vergan­genen Jahren wurde es quasi zum Volks­sport, den neuen Block­buster gleich am Tag des Kino­starts illegal im Netz zu streamen. Schuld­bewusst­sein? Fehl­anzeige. Viele Netz­piraten verstehen sich sogar als eine Art moderner Robin Hood. Schließ­lich verdient die raff­gierige Film­indus­trie doch ohnehin Milli­arden, die den armen Zuschauern aus der Tasche gezogen werden. Ganz unver­hohlen wird sogar in öffent­lichen Inter­netforen damit koket­tiert, bei welchem ille­galen Hoster man die aktu­elle Lieb­lings­serie bingen kann.

Kein Geld für Unter­haltung

Viele Nutzer streamen Filme und Serien illegal im Netz Viele Nutzer streamen Filme und Serien illegal im Netz
Foto: dpa
Abge­sehen vom Kino­besuch sind die Deut­schen beim Thema Unter­haltung geizig. Für Filme, Serien und Musik möchte man eigent­lich über­haupt nicht zahlen. Aller­dings hat sich dies seit 2014 zumin­dest ansatz­weise geän­dert. Mit dem Start von Netflix wech­selten viele Netz­piraten erst­mals in die Lega­lität, denn das Angebot war attraktiv und der Preis niedrig. Dies ist ganz selbst­verständ­lich eine sehr gute Nach­richt für Film­schaf­fende, insbe­sondere wenn gleich­zeitig die Nutzer­zahlen ille­galer Hosting-Seiten im Netz zurück­geht.

Jedoch bleibt die Frage, ob diese Entwick­lung auch wirk­lich nach­haltig ist. Es deutet sich nämlich an, dass die Preise für legales Strea­ming steigen. Insbe­sondere Netflix hat seit dem Deutsch­land-Start die Preise immer mal wieder erhöht. Mitt­lerweile verlangt der Strea­ming-Dienst für sein regu­läres Abo in HD-Auflö­sung knapp 12 Euro im Monat. Dennoch, für diesen Preis gäbe es besten­falls einen Kino­besuch im Monat. Gemessen an den Inhalten ist das also immer noch recht günstig, jedoch für viele Nutzer bereits Grund genug, wieder in die Ille­galität abzu­springen.

Stei­gende Markt­frag­mentie­rung

Natür­lich dreht nicht nur Netflix an der Preis­schraube. Es kommen schlicht und einfach immer mehr Wett­bewerber mit neuen Ange­boten auf den Markt. In Konse­quenz ist ein Abo mehrerer Dienste nötig, wenn man alle Filme und Serien schauen will. Dies scheint dann aller­dings für den einen oder anderen Nutzer auch schon wieder ein gutes Argu­ment zu sein, zum "Gratis-Strea­ming" im Netz zu wech­seln. Getreu dem Motto: Wenn ich nicht alles zu meinem Wunsch­preis kriege, dann nehme ich es mir eben umsonst. Das zeigt aber nicht nur fehlendes Unrechts­bewusst­sein, sondern ist gerade deshalb beson­ders unver­ständ­lich, weil Wett­bewerb in anderen Bran­chen voll­kommen akzep­tiert ist.

So würde doch zum Beispiel niemand ernst­haft verlangen, die Inhalte aller Zeitungen zum Preis eines Zeitungs­abos zu bekommen. Wenn man in einem Restau­rant "All you can eat" zum Fest­preis bestellt, erwartet man natür­lich auch nicht, dass man zusätz­lich das Essen aus allen umlie­genden Restau­rants gratis dazu bekommt. Warum sollten dann also bei Filmen und Serien andere Maßstäbe gelten?

Krea­tivität ist nicht umsonst

Gerade das legale Strea­ming hat zu einem regel­rechten Boom neuer Stoffe geführt. Viele der besten Serien, welche heute auf Netflix und Amazon zu sehen sind, wären ohne Millionen zahlende Zuschauer niemals produ­ziert worden. Aller­dings: Die Abon­nenten­zahlen von Netflix stagnieren bereits oder gehen sogar zurück. In Konse­quenz wird das Unter­nehmen auf lange Sicht bei der Produk­tion neuer Inhalte auf die Bremse treten müssen. Und das ist am Ende aus nach­voll­zieh­baren Gründen eine sehr schlechte Nach­richt, denn gerade die wirk­lich guten Dreh­bücher und Geschichten würden es dann nicht mehr auf den heimi­schen Bild­schirm schaffen.

Welches Programm man am Ende vorge­setzt bekommt, wenn man nicht dafür zahlen will, bestä­tigt eindrucks­voll die Qualität von Free TV-Sendern. High­lights dort sind nämlich nicht etwa Game of Thrones oder Brea­king Bad, sondern Dschun­gelcamp und DSDS.

Auf einer spezi­ellen Über­sichts­seite stellen wir Ihnen legale und kosten­lose Strea­ming-Dienste vor.

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