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Streaming zuhause: So kommt Musik in mehrere Räume

Dank WLAN ist es heutzutage ganz einfach, mehrere Räume der Wohnung über Streaming mit Musik zu beschallen. Dafür müssen gar keine teuren Streaming-Lautsprecher gekauft werden - eine vorhandene Stereo­an­lage tut es auch. Wir erläutern, wie das geht.
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Musikhören war früher eine rein "lokale" Angelegenheit: Entweder spielten die Stereoanlage oder der Walkman/Discman die Musik in einem Raum der Wohnung oder unterwegs ab. Wer die Musik gleichzeitig in mehreren Räumen hören wollte, musste aufwendig Kabel durch die ganze Wohnung ziehen. Bei längeren Kabelsträngen war dies manchmal mit Qualitätsverlusten verbunden.

Heutzutage wird Musik überwiegend per Streaming durchs Haus transportiert. Dabei lassen sich sogar Stereoanlagen und Geräte ansteuern, die von sich aus gar keinen Internetzugang haben. In diesem Artikel veranschaulichen wir diverse Möglichkeiten, wie Musik aus dem Internet auf ursprünglich nicht vernetzte Stereoanlagen und sogar gleichzeitig auf mehrere Geräte im Haus kommt. Ratgeber: Musik-Streaming im ganzen Haus Ratgeber: Musik-Streaming im ganzen Haus
Bild: Google

Einzel-Streaming, Bluetooth und UKW-Frequenz

Wer die Musik nur vom Smartphone oder Tablet an einen Lautsprecher oder eine alte Stereoanlage streamen will, kann zu einem kostengünstigen Bluetooth-Adapter greifen. Die Stereoanlage benötigt dafür zumindest einen Audio-Eingang - entweder als Line-Eingang mit Klinkenbuchse oder als Cinch-Eingang mit der klassischen roten und weißen Cinch-Buchse. Wie Einrichtung und Musikwiedergabe funktionieren, haben wir in diesem Artikel erläutert: So wird die Stereoanlage fit für Musik-Streaming.

Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Musik immer nur an eine Anlage übertragen werden kann. Außerdem verfügt nicht jede Kompakt-Anlage über einen Audio-Eingang. Ältere Autoradios haben beispielsweise oft überhaupt keine Anschlussmöglichkeit. Die einzige Möglichkeit, Streaming-Inhalte auf dem Autoradio oder einem Küchenradio wiederzugeben, ist ein FM-Transmitter: Der Adapter empfängt per Bluetooth die Musik vom Smartphone und strahlt diese über einen lokal generierten UKW-Sender wieder ab. Das vorhandene Radio muss dann auf die entsprechende FM-Frequenz eingestellt sein, um die Übertragung empfangen zu können. Was man beim Betrieb eines FM-Transmitters beachten muss, haben wir in einem separaten Artikel bereits erläutert.

Wichtig zu wissen ist, dass das Streaming per Bluetooth immer eine Stromversorgung erfordert. Die Bluetooth-Adapter haben in der Regel einen Akku eingebaut, der einige Stunden durchhält, für ein ununterbrochenes Streaming längerer Playlisten ist dann allerdings ein Netzteil und damit eine Steckdose in der Nähe der Anlage erforderlich. Musikstreaming mit der AVM FRITZApp Media Musikstreaming mit der AVM FRITZ!App Media
Bild: AVM

Der Router als Streaming-Zentrale

Manche Musikhörer haben ihre CD- und Schallplattensammlung in mühevoller Arbeit "digitalisiert" - wobei die CD natürlich auch ein digitaler Datenträger ist. Gemeint ist mit diesem Begriff in der Umgangssprache eine Umwandlung in ein computerlesbares Format, beispielsweise MP3 oder ein Musikformat mit weniger starker Kompression.

Die Wiedergabe derartiger Musiksammlungen ist ebenfalls nicht auf ein einziges Gerät beschränkt. Die Musiksammlung kann beispielsweise auf eine USB-Festplatte kopiert und an einem Router wie der AVM FRITZ!Box angeschlossen werden. Auch alle anderen Musik- und Video-Sammlungen, die im Netzwerk freigegeben sind, lassen sich streamen. Das MP3-Archiv kann also auch auf einer Computer-Festplatte liegen, nur der entsprechende Ordner muss im Netzwerk freigegeben sein.

Bei der Lösung von AVM ist hierfür die FRITZ!App Media [Link entfernt] erforderlich, die es momentan allerdings nur für Android gibt. Die Musik kann dann an alle mit dem Netzwerk verbundenen Geräte gestreamt werden. Dies kann auch ein Fernseher oder ein vernetzter Lautsprecher sein. Die Empfangsgeräte müssen hierzu UPnP/DLNA unterstützen. Teufel Connector: Beispiel für eine Bridge mit diversen Anschlüssen Teufel Connector: Beispiel für eine Bridge mit diversen Anschlüssen
Bild: Lautsprecher Teufel

Multiroom-Systeme und Bridges

Sonos hat den Lautsprechermarkt zwar nicht komplett umgekrempelt, aber immerhin revolutioniert: Die Möglichkeit, mehrere smarte Lautsprecher zu einem Multiroom-System zu koppeln, um die Musik in mehreren Räumen wiederzugeben, wurde mittlerweile von fast jedem seriösen Lautsprecher-Hersteller aufgegriffen.

Multiroom-Systeme funktionieren prinzipiell auf zwei Arten: Zum Einen lassen sich mehrere WLAN-Lautsprecher über eine Smartphone-App ins Heimnetz einbinden. Die Steuerung erfolgt dann über die App. Über das Smartphone als Steuerungszentrale kann der Nutzer entscheiden, welche Musik auf welchem Lautsprecher in welchem Raum läuft - oder eben auf allen Lautsprechern dieselbe Musik abspielen. Manche Hersteller erlauben es auch, mehrere WLAN-Lautsprecher im Wohnzimmer aufzustellen und diese als Heimkino-Surroundsystem zusammenzuschalten.

Vom Smartphone als Steuerungszentrale etwas unabhängiger wird man, wenn der Hersteller zusätzlich zu seinen WLAN-Lautsprechern eine Hardware-Bridge anbietet. Eine Bridge ist eine kleine Box, die die Koppelung und Steuerung der einzelnen Lautsprecher im Netzwerk übernimmt. Die Bridge kann auch in einem der Lautsprecher eingebaut sein. Der Vorteil einer Hardware-Bridge ist, dass viel einfacher bestehende HiFi-Geräte weitergenutzt oder Musiksammlungen im MP3-Format wiedergegeben werden können.

Gute WLAN-Streaming-Bridges haben beispielsweise einen USB-Port zum Anschluss einer externen Festplatte sowie mehrere analoge oder digitale Audio-Eingänge. Damit ist es möglich, alte Musikkonserven wie CDs oder sogar Schallplatten über die Bridge ins ganze Haus zu streamen. Die Bridge benötigt dazu nur einen kleinen Platz neben der bisherigen "analogen" Stereoanlage. Gute Streaming-Bridges mit diversen Anschlussmöglichkeiten kosten allerdings rund 100 bis 150 Euro.

Chromecast und Google Home

Ein interessantes System zur Verteilung von Musik im ganzen Haus hat Google kreiert. Der seit 2013 im Handel befindliche Google Chromecast (mit HDMI für Videostreaming) bekam 2015 mit dem Chromecast Audio einen interessanten Bruder für Musik-Streaming. Seit 2016 kamen diverse Modelle des Google-Home-Lautsprechers dazu. Auch diese Geräte benötigen alle eine separate Stromversorgung.

Als Bindeglied zwischen allen diesen Geräten dient die Google-Home-App, die zunächst Google Cast hieß. Mittlerweile besitzen diverse Geräte anderer Hersteller wie Fernseher oder AV-Receiver einen "Built-in-Chromecast", die Google-Technik ist also nicht mehr nur auf Google-Hardware beschränkt. Über die Google-Home-App werden die diversen Geräte ins Heimnetz eingebunden, jedem Gerät kann ein eigener Name zugewiesen werden. Der Vorteil dabei ist, dass einzelne Geräte zu Gruppen zusammengefasst werden können. Es ist also möglich, mehrere Räume zu beschallen, in denen ein Chromecast an den Fernseher oder die Stereoanlage angeschlossen oder ein Google-Home-Lautsprecher aufgestellt ist. Chromecast Audio von Google Chromecast Audio von Google
Bild: Google

Vor- und Nachteile des Google-Home-Systems

Doch auch beim Google-Home-System dürfen Vor- und Nachteile nicht verschwiegen werden: Der Chromecast Audio ist für 40 Euro eine bezahlbare Möglichkeit, alte Stereoanlagen streamingfähig zu machen. Und der Klinkenanschluss, über den er mit der Anlage verbunden wird, ist nicht nur ein analoger Port, sondern gleichzeitig auch ein optischer digitaler Anschluss. Über einen Adapter lässt sich der Chromecast Audio also auch mit einem Toslink-Anschluss verbinden, was eine bessere Sound-Qualität zur Folge hat, weil analoge Störungen wie das analoge Netzbrummen (Erdschleife/50-Hertz-Brummen) dadurch eliminiert werden.

Bei der Zusammenschaltung mehrerer Chromecasts gibt es aber eine bedauerliche Ausnahme: Der Video-Chromecast lässt sich nicht in Wiedergabegruppen aufnehmen, sondern nur separat ansteuern. In Gruppen können nur Audio-Chromecasts und Home-Lautsprecher miteinander gekoppelt werden.

Offiziell ist es zwar nicht vorgesehen, Musikvideos von YouTube auf den Chromecast Audio zu streamen. Immerhin erlaubt die Google-Home-App über einen Umweg doch die Wiedergabe von Musikvideos auf dem Audio-Chromecast, und zwar über die App-Funktion "Bildschirm/Audio streamen". Man darf nur den Smartphone-Bildschirm während der Wiedergabe nicht abschalten.

Fazit: Streaming ohne große Investition möglich

Musik in der ganzen Wohnung zu verteilen, stellt heutzutage dank WLAN keine größere technische Herausforderung mehr dar. Dafür muss der Musikliebhaber gar nicht mal viel Geld in die Hand nehmen und teure Streaming-Lautsprecher kaufen, eine vorhandene Stereoanlage oder ein Fernseher tun es auch.

Für welches System man sich entscheidet, bleibt dabei dem Geschmack des Musikhörers überlassen: Ist ein Router mit integriertem Medienserver wie beispielsweise eine AVM FRITZ!Box vorhanden, kann diese als Streaming-Zentrale für vorhandene MP3-Musiksammlungen dienen. Eine klassische Stereoanlage lässt sich für das Streaming kostengünstig mit einem Bluetooth-Adapter nachrüsten. Soll sie in ein Netzwerk eingebunden werden, ist der Chromecast Audio für 40 Euro eine sinnvolle Investition. Mehrere Chromecasts oder Google-Home-Lautsprecher lassen sich in Gruppen kombinieren und können so mehrere Räume gemeinsam beschallen.

Sind bereits einzelne WLAN-Lautsprecher vorhanden, lassen sich diese über eine Hardware-Bridge zu einem Multiroom-System koppeln. Das ist zwar etwas teurer als ein Chromecast, bietet aber den Vorteil, dass auch alte Konserven wie CDs und Schallplatten in andere Räume gestreamt werden können.

In einer Übersicht präsentieren wir die wichtigsten Musik-Sreaming-Dienste. In einem separaten Artikel haben wir bereits Streaming-Anbieter mit besonders gutem Sound vorgestellt.

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