Drosselung bei Netflix, YouTube und Co.: Was bedeutet das?
Streamingdienste wie Amazon Prime Video drosseln die Datenraten
Foto: Amazon, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Nachdem Netflix angekündigt hat, die Übertragungsrate zu drosseln, haben nun auch YouTube und Amazon Prime nachgezogen. Weitere Streaming-Dienste oder Mediatheken könnten folgen.
Der Grund für die Drosselung
Streamingdienste wie Amazon Prime Video drosseln die Datenraten
Foto: Amazon, Screenshot: Michael Fuhr/teltarif.de
Der Corona-Epidemie verursacht aktuell einen noch nie dagewesenen Datenverkehr, da viel mehr Menschen von zu Hause aus arbeiten und es wesentlich mehr Kommunikation übers Internet gibt, beispielsweise Video-Konferenzen.
Zudem darf die medizinische Krisenkommunikation zwischen Krankenhäusern, Gesundheitsbehörden und Institutionen wie dem Robert-Koch-Institut in der aktuellen Lage nicht zusammenbrechen, weil hier unter Umständen Menschenleben auf dem Spiel stehen. Das Worst-Case-Szanario - auch in wirtschaftlicher Hinsicht - wäre ein Zusammenbrechen der Internet-Kommunikation, auch wenn Experten ein solches für äußerst unwahrscheinlich halten.
Was passiert bei der Drosselung?
Vor allem bei Zuschauern an größeren Bildschirmen macht sich eine Drosselung in der Regel durch schlechtere, teils verpixelte Qualität bemerkbar. Netflix will allerdings lediglich die Bitrate drosseln, jedoch nicht die Auflösung. Das bedeutet, das Bild kommt in voller Auflösung, aber mit weniger Bildern pro Sekunde. Laut Beobachtungen sei die Qualität immer noch gut genug, sodass keiner "Augenkrebs" bekommt. Es könnte allerdings eine kleine "Stockung" der Bilder auftreten, wie bei Stop-Motion-Videos.
Bei einer höheren Bildauflösung gibt es allgemein ein schärferes Bild, weil mehr Pixel dargestellt werden. Dafür werden aber auch mehr Daten übertragen. Netflix zum Beispiel empfiehlt für HD (High Definition) eine Internet-Geschwindigkeit von fünf Megabit pro Sekunde, während es bei Standard-Auflösung drei Megabit pro Sekunde sind. Einen richtig großen Sprung gibt es dann aber bei dem noch besseren Ultra-HD-Format: Hier werden zum Beispiel bei Netflix 25 Megabit pro Sekunde benötigt. Auch auf YouTube gibt es Ultra-HD-Videos mit hohen Datenraten.
Ein direktes Hosting der Streaming-Inhalte bei den Netzbetreibern gibt es bereits seit längerem und hat nichts mit der aktuellen Krise zu tun. Hierbei geht es um eine Entlastung der Netze beim Transport der Videos von Netflix und Co. zum Netzbetreiber-Server über das Backbone, aber auch um den Weg vom Netzbetreiber-Server zum Kunden. Das wird realisiert, damit überall weniger Daten anfallen.
Wie lange dauert die Drosselung?
Einen Zeitrahmen für die Drosselung gibt es nicht. Prinzipiell kann man in Deutschland davon ausgehen, dass die Maßnahmen so lange aufrecht erhalten werden, bis die Pandemie eingedämmt ist, sprich: die Menschen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und der Datenbedarf nicht mehr so immens hoch ist.
Netflix hatte nach Gesprächen am Donnerstagabend angekündigt, den Datendurchsatz in Europa für zunächst 30 Tage zu drosseln. Es ist allerdings mehr als fraglich, ob das ausreicht.
Bekomme ich für schlechtere Qualität Geld zurück und gibt es Alternativen?
Bisher haben sich die Streamingdienste noch nicht dazu geäußert, ob und wann sie die Kunden für die temporär schlechtere Streaming-Qualität entschädigen wollen.
Eine Alternative bieten Filmdownloads: Wer auf bestimmte Filme und Serien nicht verzichten möchte, der kann diese bei vielen Streaming-Anbietern auch herunterladen. Auch der Download dauert aufgrund der Drosselung nun unter Umständen etwas länger, dafür kann man anschließend den Film weiter in bester Qualität anschauen.
Wer aktuell klassisches Radio oder Fernsehen über Internet streamt, sollte stattdessen eher auf klassische Rundfunk-Technologien zurückgreifen, falls die gewünschten Sender auch auf diesem Weg verfügbar sind.