Disney+: Streaming-Dienst entfernt eigene Inhalte
Ein zeitloser Disney-Klassiker: "Die Hexe und der Zauberer"
Bild: Disney
Es klang auch zu schön, um wahr zu sein: Für 6,99 Euro im Monat können Abonnenten unbegrenzt auf alle Inhalte von Disney, Marvel und dem Filmstudio 20th Century Fox zugreifen. Damit hätte sich der neue Streaming-Dienst Disney+ auch von allen anderen Wettbewerbern mit der bisherigen Praxis unterschieden, Inhalte aus lizenzrechtlichen Gründen nach einer gewissen Zeit aus der eigenen Bibliothek zu löschen. An sich erschien dies auch einigermaßen nachvollziehbar, immerhin gehört der Content von Disney, Marvel und Fox zum gleichen Medienkonzern. Es gibt also überhaupt keinen Grund, diesen aus lizenzrechtlichen Gründen nach einer gewissen Zeit zu löschen. Doch offenbar wird sich an dieser Praxis trotzdem zunächst nichts ändern.
Verweis auf Disney-Blog
Ein zeitloser Disney-Klassiker: "Die Hexe und der Zauberer"
Bild: Disney
Das Portal Golem.de verweist auf eine Ankündigung des Blogs "What's On Disney Plus", wonach der Klassiker "Die Hexe und der Zauberer" aus dem Angebot entfernt werden soll. Betroffen seien auch die Fox-Produktionen "Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer" sowie "Garfield - Der Film".
Für Kunden ist dies in der Tat sehr ärgerlich und auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Golem geht davon aus, dass bezüglich der Inhalte noch Exklusivverträge mit anderen Streaming-Diensten bestehen und entsprechende Filme langfristig auf die Disney-Plattform zurückkehren könnten. Das wäre zwar aus unserer Sicht möglich, aber für Disney ein ziemlicher PR-Gau. Gerade die vielen Zeichentrick-Klassiker sind ja eines der Disney-Markenzeichen und somit das wesentliche Argument, Disney+ überhaupt zu abonnieren. Es wirkt schon ausgesprochen schwach, wenn man hier zum Start des Dienstes nicht einmal in der Lage ist, die eigenen Inhalte vollständig bereitzustellen.
Dürftige Informationspolitik
Darüber hinaus mangelt es offensichtlich auch an Transparenz: Wenn Disney Lizenzen fehlen, hätte man die (potenziellen) Abonnenten schon vorab direkt hierüber informieren können. Man sollte bedenken, dass sich bereits am Starttag im November 10 Millionen Kunden für ein Abo von Disney+ entschieden haben. Erst Interessenten "einzusammeln" und die Verschlechterung des Angebots einige Monate später quasi nebenbei über einen Blog mitzuteilen, ist schließlich nicht unbedingt die feine Art mit zahlenden Kunden umzugehen.
Vermutlich ist man hier bei Disney aber der Auffassung, dass man sich dies als einer der weltgrößten Medienkonzerne erlauben kann, schließlich gibt es kaum wirkliche Alternativen. Dennoch erinnert eine derartige Vorgehensweise sehr an Netflix: Als der Streamer in Deutschland startete, wurde mit "House of Cards" eine der wichtigsten Original-Serien nicht gezeigt, da die Rechte bei Sky lagen.
Lizenzchaos beenden?
Eines der großen Ziele aller Filmstudios war es von Anfang an, mit eigenen Streaming-Diensten das Lizenz-Chaos zu beenden. Offenbar leichter gesagt als getan. Für Nutzer ist es aber inakzeptabel, Disney+ zu abonnieren, um dann dessen Inhalte zum Beispiel bei Netflix aufzufinden. Wenn die Streamer diese Problematik nicht schnell lösen, wird es noch schwieriger, potenzielle Abonnenten von ihren Diensten zu überzeugen. Viele werden dann schon nach einem Probemonat wieder abspringen oder aus Ärger zu illegalen Portalen und Downloads wechseln.
Für zahlreiche User ist die Zersplitterung des SVoD-Marktes ohnehin schon ein großes Ärgernis, schließlich gab es früher alle wichtigen Inhalte bei einem Anbieter. Dass es allerdings wieder zu einem Monopol aus Zeiten von Premiere/Sky kommt, ist ausgesprochen unwahrscheinlich. Dennoch werden zweifellos nach den sogenannten "Streaming Wars" in den USA am Ende nicht viele Anbieter am Markt bestehen können.
Übrigens: Bei uns finden Sie auch Infos zu den Neuheiten eines jeden Monats bei Netflix, Amazon Prime Video, Sky und AppleTV+.