MVNO

spusu zieht wegen Telefónica vor Europäischen Gerichtshof

Der österreichische Anbieter spusu will vor den Europäischen Gerichtshof ziehen. Der Grund ist der nicht gewährte MVNO-Zugang zum Telefónica-Netz.
Von Thorsten Neuhetzki

Die österreichische Webseite von spusu Die österreichische Webseite von spusu
Screenshot: teltarif.de
Im August vergangenen Jahres meldete sich der österreichische Discounter spusu erstmals öffentlich zu Wort: Der zu Mass Responsive gehörende Anbieter verhandele seit zwei Jahren mit Telefónica über einen MVNO-Zugang zum Netz, bekomme ihn aber nicht. Zu Not gehe er auch vor Gericht sagte Gründer Franz Pichler schon damals. Jetzt ist es tatsächlich soweit: Wie spusu mitteilt, klagt der Discounter gegen die Europäische Kommission. Hintergrund sei die "unter strengen Auflagen der EU-Kommission" genehmigte Zusammenschluss von Telefónica und E-Plus. Dafür müsse der Mobilfunkriese Telefónica virtuellen Anbietern ihr Netz zur Verfügung stellen, so spusu. Doch "daran hat man sich auch drei Jahre nach dem Zusammenschluss nicht gehalten".

"Bis heute liegt uns kein Angebot vor, welches dem Modell eines MVNOs entspricht", kritisiert der österreichische Mobilfunkanbieter spusu scharf. spusu (steht für sprich und surf) ringt seit mehreren Jahren mit dem deutschen Netzbetreiber in zähen Verhandlungen um den Zugang am deutschen Mobilfunkmarkt. Telefónica äußerte sich damals gegenüber den Medien zu den Vorwürfen.

Schaffung von tausend Arbeitsplätzen würde verhindert

Die österreichische Webseite von spusu Die österreichische Webseite von spusu
Screenshot: teltarif.de
Nach mehreren Beschwerden bei der Europäischen Kommission stelle sich diese nun auf die Seite des Mobilfunkanbieters, beklagt spusu in seiner Pressemitteilung. spusu-Geschäftsführer Franz Pichler begründet die Entscheidung zur Klage so: "Deutschland ist seit Jahren im Hinblick auf Mobilfunk ein Entwicklungsland und ein Wettbewerb im Mobilfunksektor ist schlicht nicht vorhanden. Es kann nicht sein, dass die EU-Kommission jetzt genau jene Großkonzerne schützt, die einen freien Wettbewerb und damit verbunden die Schaffung von tausenden Arbeitsplätzen und günstige Konditionen für den Endverbraucher seit Jahren verhindern. Es ist nicht akzeptabel, dass dem deutschen Bürger nach wie vor die Nutzung von mobilen Daten zu unattraktiven Konditionen und vollkommen überteuerten Preisen aufgezwungen werden."

Eigentlich wollte spusu bis spätestens Mitte vergangenen Jahres auch in Deutschland starten. Nach eigenen Angaben hätte man dadurch über 1 000 Arbeitsplätze in den folgenden fünf Jahren schaffen können. Pichler beklagt weiter: "Dass Telefónica kein Interesse daran hat, einen offenen Wettbewerb in Deutschland zu fördern ist logisch, aber dass die Kommission diesen Marktmissbrauch im größten Land Europas auch noch schützt ist sehr bedauerlich. Daher bleibt nur der Weg zum Gerichtshof."

Im Sommer vergangenen Jahres war auch bekannt geworden, mit welchen Tarifen der Anbieter eigentlich starten wollte.