Geschwindigkeit

Ratgeber: Wenn die (DSL)-Leitung zu langsam ist

"Breitbandleitungen sind doch immer zu langsam!" - Dieses Vorurteil besteht immer wieder. Doch wie findet der Nutzer raus, ob die Leitung wirklich zu langsam ist und wie reagiert er richtig? Wir geben Ihnen Tipps zum richtigen Anwenden von Speedtests und was Verbraucherschützer sagen.
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Speedtests richtig anwenden Speedtests richtig anwenden
Screenshot: teltarif.de
In der Werbung machen die Internetprovider Lust aufs Surfen: Dick gedruckte Zahlen verheißen hohe Geschwindigkeiten. In der Realität weichen die Werte des Anschlusses aber oft deutlich von dem in der Werbung versprochenen Maximaltempo ab. Das hat auch die Bundesnetzagentur festgestellt, die Provider-Verträge im Rahmen einer Studie unter die Lupe genommen hat. "Hier hat sich unter anderem gezeigt, dass die Anbieter gar keine oder nur wenig belastbare Aussagen zur realisierbaren Datenübertragungsrate machen", berichtet Bundesnetzagentur-Sprecher Michael Reifenberg. "Der Endkunde weiß nur vage, mit welcher Leistung er konkret rechnen kann."

Dabei sind die Provider verpflichtet, vor Vertragsabschluss zumindest im Kleingedruckten über die wichtigsten technischen Leistungsdaten zu informieren. So sieht es Paragraf 43a des Telekommunikationsgesetzes vor, erklärt Reifenberg. "Unter Leistungsdaten sind insbesondere auch die Datenübertragungsraten zu verstehen."

Messkampagne des Regulierers mit vernichtenden Ergebnissen

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Screenshot: teltarif.de
Die realisierten Bandbreiten weichen zum Teil deutlich von den beworbenen ab. Das haben diverse Messkampagnen der Bundesnetzagentur gezeigt. 2013 erreichten etwa gut Dreiviertel der Nutzer (77 Prozent) eine Geschwindigkeit, die mindestens der Hälfte der vermarkteten Datenrate entsprach. Nur 16 Prozent konnten mit der vollen versprochenen Geschwindigkeit oder sogar noch schneller surfen.

Lahmendes Internet muss man nicht hinnehmen. Vor weiteren Schritten gilt es aber zu klären, ob nicht Faktoren bremsen, für die den Anbieter keine Schuld trifft, erklärt Katja Müller von der Verbraucherzentrale Berlin. Zudem müsse die Verbindung dauerhaft lahmen. "Es reicht nicht aus, dass es einmal eine Störung gibt." Der Kunde sei in der Pflicht, nachzuweisen, dass er langsamer surft als versprochen - und zwar indem er ein Protokoll anfertigt.

Warum Speedtests nur bedingt aussagekräftig sind

Zahlreiche Internetseiten bieten sogenannte Speedtests an. Sie sind aber wegen ihrer häufigen Ungenauigkeit aber nicht für besonders aussagekräftig und dienen nicht als wirklicher Nachweis. Der Grund: Messen viele Nutzer gleichzeitig, werden niedrigere Geschwindigkeiten angezeigt als bei Messungen weniger Nutzer, weil der Server zu langsam arbeitet oder die Anbindung des Servers nicht ausreicht. Das hat aber nichts mit der Geschwindigkeit der Kundenleitung zu tun. Sinnvoller sei es, die in den Router-Einstellungen angezeigte Bandbreite fürs Protokoll heranzuziehen - das allerdings geht auch nur bei DSL.

Auch sollte der Nutzer Testserver nutzen, die nicht all zu weit von seinem Standort entfernt liegen. Testet ein Berliner mit einen Testserver in New York, gibt es schlicht zu viele Faktoren, die Einfluss auf die Datenrate haben können. Auch kann die gemessene Leistung zu unterschiedlichen Tageszeiten verschieden sein. Der Grund hier ist oft physikalischer Natur. Bei DSL kann es bei starker paralleler Nutzung vieler Kunden zum sogenannten Übersprechen auf der Leitung kommen, Kabel und Mobilfunk gelten ohnehin als shared medium, also als Leitung, die sich Kunden bis zu einem bestimmten Punkt teilen.

Ein weiterer wichtiger Punkt für einen aussagekräftigen Speedtest ist die Vernetzung in den eigenen vier Wänden. Wer einen schnellen Anschluss mit mehr als 20 MBit/s gebucht hat und diesen messen möchte, sollte dieses am besten über ein Netzwerkkabel machen und darauf achten, dass sowohl der Router als auch der eigene Rechner mit Gigabit-Ethernetz-Ports ausgestattet ist. Nur dann können auch wirklich hohe Datenraten übertragen werden. Und auch, wer WLAN nutzt, sollte den richtigen Standard (mindestens 802.11n) und möglichst das 5-GHz-Band) nutzen.

Was tun, wenns klemmt

Weicht die Geschwindigkeit den Messungen zufolge dauerhaft ab, setzt man dem Provider zunächst eine Frist zur Beseitung der Beeinträchtigung, rät Verbraucherschützerin Müller. Kommt der Provider dem nicht nach, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, Schadenersatz zu verlangen. "Dazu muss man den Schaden nachweisen", erläutert Müller. "Unter Umständen kommt auch eine Kündigung wegen Unzumutbarkeit des Vertrags infrage."

Die Datendrossel verlangsamt die Leitung künstlich

Die bei Mobilfunk-Datentarifen verbreitete Speed-Drosselung ab einem bestimmten verbrauchten Datenvolumen ist beim Festnetz-Internet noch eher selten. Es gibt aber Drossel-Tarife, die dann im Gegenzug auch deutlich günstiger sein sollten als echte Flatrates. Der Nutzer kann entscheiden, ob ihm ein klar umrissenes Datenvolumen zu einem günstigeren Preis genügt oder ihm uneingeschränkte Geschwindigkeit wichtiger ist.

Es gibt aber auch Anbieter, die ab einer bestimmten Volumenmarke gezielt die Geschwindigkeit beim Filesharing drosseln. Rund um solche Praktiken ranken sich Prozesse, etwa wegen irreführender Werbung, weil in Werbeanzeigen die Hinweise auf eine Drosselung in Fußnoten platziert wurde. Wer viel herunterlädt oder solche Einschränkungen prinzipiell nicht hinnehmen möchte, sollte auf jeden Fall vorher das Kleingedruckte des neuen Vertrags genau studieren.

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