Radio, Musikstreaming & mehr: Sonos im Langzeittest
Amazon Echo, Google Home, Apple HomePod: Wer einen oder gleich mehrere Smart Speaker sucht, hat die Qual der Wahl. Dabei gibt es neben den noch vergleichsweise neuen Produkten einen Anbieter, der schon seit Jahren WLAN-Lautsprecher anbietet, die vornehmlich für Webradio und Musikstreaming gedacht sind, mittlerweile aber auch mit Amazon Alexa und dem Google Assistant aufgerüstet werden können.
Den Namen Sonos dürften viele Interessenten an smarten Lautsprechern schon einmal gehört haben. Dabei hat das Unternehmen den Ruf, sehr gut klingende, dafür aber auch recht teure Produkte anzubieten. In der Tat ist der Sonos Play:1 als bislang günstigster Lautsprecher des Herstellers kaum für weniger als 150 Euro zu bekommen.
Lautsprecher dank Kooperation für unter 100 Euro
Sonos One ist der aktuelle Standard-Lautsprecher des Multiroom-Systems
Foto: Sonos
Dank der Kooperation mit Ikea ist der Einstieg bei Sonos jetzt aber immerhin für knapp 100 Euro möglich. Nach oben gibt es finanziell betrachtet wiederum kaum Grenzen, zumal Sonos neben "einfachen" Lautsprechern beispielsweise auch Subwoofer und Soundbars im Angebot hat, deren Kauf natürlich ins Geld geht. So schlägt schon der "große" Lautsprecher, der Play:5, mit 579 Euro zu Buche, um nur ein Beispiel zu nennen. Wer Stereo haben möchte, zahlt den Preis gleich zweimal.
Allerdings ist es nicht erforderlich, ein Sonos-System sofort für alle Räume zu kaufen, in denen es perspektivisch vielleicht genutzt werden soll. Man kann auch ganz klein, mit einem einzigen Lautsprecher oder einem Stereo-Paar, anfangen und die Anlage sukzessive erweitern. So hat es auch der Autor dieses Langzeittests gemacht, der lange mit sich gerungen hat, ob er sich ein Sonos-System zulegen oder das Audiosignal einer Tonquelle doch weiter über einen kleinen FM-Transmitter, eingespeist ins Haus-Kabelnetz, im ganzen Haus verteilen soll.
Früher geschlossenes System mit AirPlay 2 aufgewertet
Die eigenen Dienste sind auf einer eigenen Seite der App zusammengefasst
Foto: teltarif.de
Ein Nachteil von Sonos war lange Zeit das geschlossene System. War der gewünschte Audiodienst nicht nativ in der Sonos-App verfügbar, so konnte er gar nicht genutzt werden. Es kam sogar in der Vergangenheit vor, dass Dienste - aus welchem Grund auch immer - von heute auf morgen von Sonos entfernt wurden, sodass die Nutzer möglicherweise ohne das Angebot auskommen mussten, das sie vielleicht am meisten verwendet hatten.
Mittlerweile unterstützen neuere und höherwertige Sonos-Lautsprecher auch das AirPlay-2-Protokoll von Apple. iPhone- und iPad-Nutzer haben demnach die Möglichkeit, vom Smartphone oder Tablet aus Apps zu nutzen, die Sonos nativ nicht oder zumindest nicht auf dem deutschen Markt anbietet. Leider fehlt als Pendant das Googlecast-Protokoll, das beispielsweise bei den Chromecast-Sticks oder auch bei Smart-TV-Geräten mit Android zum Einsatz kommt.
Die AirPlay-2-Unterstützung war schlussendlich auch ausschlaggebend dafür, privat ein Sonos-System anzuschaffen. Vor einem halben Jahr ging es mit der Sonos Playbase und zwei Play:1-Lautsprechern im Wohnzimmer los. Nach und nach wurden weitere Räume mit Sonos-One-Speakern ausgestattet und zweimal kommt auch Sonos Connect zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein Gerät, das es ermöglicht, bestehende HiFi-Komponenten bei Sonos zu integrieren.
Ersteinrichtung unproblematisch
Die Ersteinrichtung des Sonos-Systems ist ein Kinderspiel und auf der Webseite des Herstellers gut beschrieben. Zudem ist die Menüführung über die App intuitiv möglich, sodass man auch als neuer Anwender nichts falsch machen kann. Im Prinzip muss man sich als Nutzer im Vorfeld nur entscheiden, ob man die Standard- oder Boost-Konfiguration nutzen möchte.
Bei der Standard-Einrichtung nutzen die Lautsprecher das im Haushalt vorhandene WLAN-Netz mit. Bei der Boost-Konfiguration wird (mindestens) einer der Lautsprecher per Kabel mit dem Router verbunden. In diesem Fall richtet das Sonos-System ein eigenes WLAN-Netz ein, über das die Lautsprecher untereinander kommunizieren und das Streaming-Signal übertragen.
Die Sonos Playbase kann unter dem Fernseher platziert werden
Foto: Sonos
Ausgerechnet beim WLAN patzt Sonos
So komisch es klingt: Das WLAN ist auch gleich die größte Schwäche von Sonos, denn es wird nur der je nach Wohnort stark ausgelastete 2,4-GHz-Bereich unterstützt. Das ist selbst bei neueren Komponenten wie dem Sonos-One-Lautsprecher so und durch nichts zu rechtfertigen. Im Falle unserer im Spessart in einem Zwei-Familien-Haus aufgebauten Anlage ist das kein Problem. In einem größeren Gebäude in der Stadt könnte das aber zu massiven Einschränkungen in Form von Aussetzern beim Streaming führen.
Sind die ersten Lautsprecher am Netz und eingerichtet, so lassen sich über die Sonos-Controller-App, die für Android und iOS, aber auch für Windows und macOS zur Verfügung steht, die Dienste auswählen, die genutzt werden sollen. Für Internetradio bietet Sonos gegenüber WLAN-Radios einen entscheidenden Vorteil: Mit Diensten wie TuneIn Radio, MyTuner Radio, Radio.de (hier als Radio.net gelistet) und dem Radioplayer.de gibt es gleich mehrere Aggregatoren. Sprich: Wenn einer der Anbieter ausfällt, ist nicht gleich das ganze System "tot". Als Hörer weicht man einfach auf einen der anderen Dienste aus.
Darum ist Sonos besser als ein klassisches WLAN-Radio
TuneIn Radio genießt die tiefste Systemintegration, die aber dennoch enttäuscht, weil man sich nicht in sein TuneIn-Konto einloggen und die dort hinterlegten Favoriten übernehmen kann. Stattdessen muss man die Liste der bevorzugten Radiostationen speziell für Sonos neu anlegen. Immerhin ist es möglich, auch eigene Streams hinzuzufügen. Das ist praktisch, wenn man ein Programm hören möchte, das bei TuneIn Radio nicht gelistet ist.
Mit Pocket Casts gibt es bei Sonos mittlerweile auch eine direkt integrierte Podcast-Lösung. Hier kann auch der Account genutzt werden, denn der Anwender möglicherweise schon am Smartphone oder Tablet angelegt hat. Die gehörten Sendungen werden systemübergreifend synchronisiert. Sprich: Wenn man eine Podcast-Folge schon über Sonos gehört hat, wird sie auch am Smartphone bzw. Tablet als gehört markiert und umgekehrt.
Musikstreaming: Alle wichtigen Dienste an Bord
Räume lassen sich auch gruppieren
Foto: teltarif.de
Ebenfalls auf Sonos vertreten sind die gängigen Musik-Streamingdienste wie Spotify, Apple Music, Amazon Music, Deezer etc. Hier lassen sich die persönlichen Accounts auch auf dem Multiroom-System einrichten, sodass die bereits angelegten Playlists etc. auch auf den WLAN-Lautsprechern zur Verfügung stehen. Dafür ist beispielsweise die Spotify-App im Vergleich zum Original unter Android oder iOS sehr spartanisch.
Als Alternative unterstützt Sonos die Möglichkeit, die Spotify-App auch für die WLAN-Lautsprecher zu verwenden. So steht auch die bekannte Benutzeroberfläche der Anwendung zur Verfügung, die man auch unterwegs für das Musik-Streaming nutzt. Allerdings funktioniert Spotify auf Sonos generell nur, wenn ein Premium-Account gebucht wurde. Wer das werbefreie Spotify Free nutzt, kann allenfalls auf AirPlay zurückgreifen, um die Musik auf das Multiroom-System zu streamen.
Bei Amazon Music fällt positiv auf, dass auch die Fußball-Liveübertragungen über die Sonos-App zugänglich sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wie die Beispiele Android Auto und Apple CarPlay zeigen, wo man zwar Amazon Music zur Verfügung hat, aber nicht auf die Streams der Übertragungen aus Bundesliga und UEFA Champions League zugreifen kann.
Wichtige Dienste in die Favoriten aufnehmen
Dienste oder Streams, die häufiger genutzt werden, lassen sich in den Sonos-Favoriten ablegen. Diese Radioprogramme, Playlists etc. sind dann direkt auf der Startseite der Apps zu finden, sodass ein schnellerer Zugriff möglich ist. Über die App lässt sich auch festlegen, über welche Lautsprecher welche Inhalte übertragen werden sollen. Dabei können in verschiedenen Räumen auch unterschiedliche Dienste laufen. Auch die Lautstärke kann - global oder einzeln für jeden Raum - über die App eingestellt werden.
Die App weist aber auch ein Manko auf. Es ist nämlich - anders als beispielsweise beim Chromecast Audio von Google - nicht möglich, Gruppen zu erstellen, auf die man auf einen Klick Zugriff hat. Es gibt zwar den sogenannten "Partymodus", der die Wiedergabe auf allen Lautsprechern des Systems startet. Abseits dessen müssen die einzelnen Speaker oder Räume aber manuell ausgewählt werden.
Sonos Connect integriert die bestehende HiFi-Anlage ins Multiroom-System
Foto: Sonos
Sonos Connect bringt DAB+ & mehr auf die WLAN-Lautsprecher
Wenn in einem bestimmten Raum die bestehende HiFi-Anlage - aus welchen Gründen auch immer - weiterhin genutzt werden soll, kann beispielsweise Sonos Connect eingesetzt werden. Dieses Gerät hat einen Eingang, an den sich externe Audioquellen anschließen lassen, und einen Ausgang, der zum Verstärker geht, der wiederum mit den bereits vorhandenen Lautsprecher-Boxen verbunden wird.
App-Unterseite für Administratives
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Wir haben dieses Gerät genutzt, um das von der Wohnung räumlich getrennte, aber im gleichen Haus befindliche Büro ins Sonos-System einzubinden. Die Einrichtung funktioniert genauso wie bei jedem herkömmlichen Sonos-Lautsprecher. An den Eingang haben wir - über einen manuellen Umschalter - einen DAB+-Empfänger, einen Satellitenreceiver und einen Google Chomecast Audio gehängt.
Sonos Connect erspart demnach die Anschaffung neuer WLAN-Lautsprecher für diesen Raum (bei dem es wegen der räumlichen Trennung von der Wohnung nicht auf perfekte Synchronisierung mit den anderen Lautsprechern ankommt). Zudem lassen sich (in unserem Fall) das terrestrische Digitalradio, Sat-Radio und per Googlecast übertragene Inhalte in die Sonos-Anlage und auf allen eingebundenen Lautsprechern nutzen. Das funktionierte im Langzeittest allerdings nicht ganz so gut wie die Wiedergabe von Inhalten, die nativ auf Sonos verfügbar sind. So kam es - nicht oft, aber eben doch - zu Aussetzern.
Fazit: Sonos gehört trotz starker Konkurrenz nicht zum alten Eisen
Bis auf diesen Schönheitsfehler, der glücklicherweise nur selten vorkommt, läuft das Sonos-System nun schon seit etwas mehr als einem halben Jahr sehr zuverlässig. Vorteil gegenüber Mitbewerbern auf dem Smart-Speaker-Markt ist die Spezialisierung auf Musik- und Radiostreaming und die Vielzahl an verfügbaren Diensten speziell aus diesem Bereich. Zudem stehen nicht nur klassische Lautsprecherboxen, sondern auch Soundbars etc. zur Verfügung. Somit muss sich Sonos trotz der immer größer werdenden Konkurrenz auch im Jahr 2019 nicht verstecken.
In einer weiteren Meldung haben wir darüber berichtet, wie Amazon Spotify & Co. verstärkt Konkurrenz machen will.