Argumente

Pro & Contra: Sind Smartwatches wirklich sinnvoll?

Können intelligente Uhren am Handgelenk einen großen Teil unserer Kommunikation übernehmen? Smartwatches beherrschen schon einiges, sie eignen sich sogar zum Bezahlen. Ob man sie wirklich haben muss, diskutieren zwei teltarif.de-Redakteure.
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Pro und Contra: Was taugen Smartwatches? Pro und Contra: Was taugen Smartwatches?
Bild: teltarif.de
Der am Körper getragene Computer, das in die Kleidung eingegliederte Smartphone: Seit Jahren gibt es Bestrebungen, den Griff zum Smartphone in der Jackentasche zumindest in einigen Fällen überflüssig zu machen. Und Smartwatches hatten als kleine vernetzte Mini-Computer am Handgelenk als erste Gerätegattung das Potenzial, das zu schaffen.

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Nachdem Smartwatches nun seit einigen Jahren auf dem Markt sind, gibt es einerseits Ernüchterung darüber, dass sie sich nicht als Massenprodukt durchgesetzt haben. Andererseits gibt es Entwicklungen und neue Anwendungen für vernetzte Uhren am Handgelenk, die die Geräte in Zukunft sehr interessant machen könnten.

Darum diskutieren zwei teltarif.de-Redakteure darüber, ob man die heutigen Smartwatches wirklich haben muss, und welche Vorteile die Technik am Handgelenk bietet.

Pro und Contra

Markus Weidner
Pro
Markus Weidner
Ich möchte auf die Nutzung einer Smartwatch nicht mehr verzichten. Das Gadget ist eine nützliche Ergänzung zum Smartphone. In belebter Umgebung höre ich teilweise den Rufton des in der Jackentasche steckenden Handys nicht. Schon gar nicht bekomme ich den Vibrationsalarm mit. Anders sieht es bei der Uhr aus, die direkt am Handgelenk vibriert, sodass man den Alarm auch mitbekommt. Auf Messen und anderen Veranstaltungen habe ich so schon wichtige eingehende Anrufe mitbekommen, die ich ansonsten verpasst hätte.

Das Killerfeature sind für mich aber eindeutig die Benachrichtigungen. Früher habe ich bei jedem Benachrichtigungston das Handy gezückt, um nachzusehen, welche App mich aus welchem Grund benachrichtigt hat. Heute lese ich die Benachrichtigungen selbst zuerst auf der Smartwatch und entscheide dann, ob ich das Handy überhaupt zusätzlich zur Hand nehmen muss, etwa um auf eine Messenger-Nachricht zu antworten.

Eine weitere Funktion, die ich sehr intensiv nutze, sind Zahlungen mit der Smartwatch. Google Pay ist mit Uhren, die auf Wear OS basieren, auch offiziell in Deutschland verfügbar. Ich habe mir auch Apple Pay organisiert und verwende beide Dienste je nach aktuell genutzten Endgeräten. Dabei ist das Handling ähnlich: Doppelklick auf eine Taste auf der Uhr, Smartwatch in die Nähe des Terminals bewegen und den Bestätigungston für die erfolgte Transaktion abwarten.

Google Pay und Apple Pay mit dem Handy finde ich fast überflüssig, denn wenn ich zum Smartphone greifen muss, kann ich auch gleiche eine NFC-fähige Kreditkarte verwenden. Mit der Uhr am Handgelenk erfolgt die Zahlung dagegen deutlich schneller. Bis andere Kunden im Supermarkt oder an der Tankstelle zur Karte oder zum Bargeld gegriffen haben, ist der Zahlvorgang bei mir schon abgeschlossen.

Vorteil ist auch die höhere Sicherheit gegenüber NFC-Kreditkarten. An der Smartwatch ist die Schnittstelle nur aktiv, wenn ich die Zahlfunktion aktiv einschalte, eine Kreditkarte mit NFC ist hingegen immer "scharf geschaltet".

Nicht zuletzt kann ich beispielsweise die QR-Codes von Flugtickets direkt auf der Handy-Uhr verwenden. Das Einchecken per Smartphone oder gar ausgedruckter Bordkarte entfällt.

Auch vor der Einführung von Smartwatches habe ich eine Armbanduhr getragen. Neu ist für mich demnach nur das regelmäßige Aufladen des Akkus, wobei ich bei der Apple Watch und auch bei der Huawei Watch 2 immerhin Betriebszeiten von bis zu drei Tagen erreiche. Damit kann ich leben. Dennoch wäre das der einzige Punkt, wo ich mir bei künftigen Gerätegenerationen Verbesserungen verspreche.

Alexander Kuch
Contra
Alexander Kuch
Wissen Sie, zu welchem Zeitpunkt ich Smartwatches cool fand? Als ich vor 30 Jahren James Bond geguckt habe. So ein winzig kleines vernetztes Gadget am Handgelenk, mit dem man schnell am Ohr telefonieren, ein geheimes Foto schießen kann und das offenbar fast keine Energie benötigt: So würde mir eine Smartwatch am Handgelenk gefallen.

Die heutigen Vertreter sind davon aber noch meilenweit entfernt. Und Fitnessarmbänder, die tatsächlich klein und leicht sind, zähle ich hier einmal nicht zu den Smartwatches, weil sie zu wenig "coole" Funktionen bieten. Die bisher von mir getesteten echten Smartwatches konnten zwar einiges, aber dafür waren sie auch deutlich klobiger, hingen teilweise wie ein Stein am Handgelenk - und meist war nach ein bis zwei Tagen ohne Steckdose Schluss. Bei Arm­band­uhren gibts seit Jahren Solarladung und Autoquarz-Uhrwerke mit kinetischer Aufladung durch Arm­be­wegung. Warum hat es bisher kein begabter Ingenieur geschafft, sowas sinnvoll in eine Smartwatch zu implementieren?

Meine Hauptkritikpunkte an der heutigen Ausprägung von Smartwatches außer dem hohen Gewicht und dem Energieproblem sind aber die nach wie vor starke Abhängigkeit vom gekoppelten Smartphone und die schlechte Lesbarkeit auf dem kleinen Display. Aufgehorcht habe ich natürlich, als es die ersten Smartwatches mit integriertem Mobil­funk­modul gab, wohl wissend, dass das zukünftig aus Platzgründen natürlich keine physische SIM, sondern eine eSIM sein muss. Und hier ist die Unterstützung der Provider noch viel zu gering. Interessant wird das erst, wenn alle wichtigen Mobilfunk-Discounter (auch im Ausland) eSIM-Profile zum sofortigen direkten Download anbieten und das auch ohne Smartphone geht.

Bei der Interaktion mit dem Nutzer sind die gegenwärtigen Smartwatches noch viel zu stark auf den Touchscreen fokussiert. Und das ist meines Erachtens der Grund dafür, warum sie auch nicht viel mehr sind als Be­nach­richtigungs­helfer am Hand­ge­lenk und Zahlungs­dienst­leister für Be­zahl­ver­fahren, die in Deutschland kaum verbreitet sind. Das dürfte auch der Grund dafür sein, dass bisher nur wenige wirklich wichtige Apps in sinnvoller Art und Weise auf Smartwatches portiert wurden, so, dass der Griff zum Smartphone überflüssig wird. Warum sollten Entwickler sich unter den Umständen auch die Mühe machen?

In den vergangenen Jahren haben ja die smarten Lautsprecher durch intelligente Sprach­ein­gabe neue Maß­stäbe bei der Interaktion gesetzt. Da sollte aus meiner Sicht die Zukunft auch bei Smartwatches werden. Schade, dass das geniale Konzept einer sprach­ge­steuerten Uhr von der Telekom nicht weiterverfolgt wurde - das hatte nämlich James-Bond-Potenzial.


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