Smart-TV: Viel Komfort mit Datenschutzrisiko
VoD wie hier Apple TV auf einem Samsung-Gerät ist der Treiber hinter dem Smart-TV-Boom
Bild: Samsung
Die Zahl der internetfähigen Fernseher nimmt zu.
Filme oder Sendungen in den Mediatheken schauen, wann man will, oder
die Bilder vom Smartphone auf dem großen TV-Display anschauen - die
Geräte bieten viele Annehmlichkeiten. Aber eben nicht nur.
In fast der Hälfte aller deutschen Haushalte (46 Prozent) stand im Mai 2018 ein Smart-TV. Das hat eine Umfrage des Branchenverbands gfu ergeben. Der Anteil dürfte inzwischen weiter gewachsen sein. Doch was fängt man mit dem Gerät an? Welche Apps und Funktionen bringen etwas? Und wie viel gibt man bei der Nutzung von sich preis? Antworten auf solche Fragen sucht das Institut für Rundfunktechnik (IRT), das neue Technologien für die öffentlich-rechtlichen Sender erprobt.
Video on Demand top, Kommunikation Flop
VoD wie hier Apple TV auf einem Samsung-Gerät ist der Treiber hinter dem Smart-TV-Boom
Bild: Samsung
IRT-Referent Klaus Merkel sieht den Hauptvorteil von Smart-TVs ganz
klar in der Möglichkeit, auf einem großen, qualitativ hochwertigen
Bildschirm Videos aus dem Internet anzuschauen. "Auch der Komfort ist
dabei gegenüber Computer oder etwa Tablet größer." Er verweist auf
die gewohnte Fernbedienung, mit der sich bequem alles steuern lässt.
Deutliches Wachstum sei bei allen entsprechenden App-Angeboten zu messen, sowohl bei kostenlosem wie auch kostenpflichtigem Video on Demand (VoD), sagt Merkel. Als weitere geeignete Dienste nennt der Experte Nachrichtenportale, Programmführer und Spiele-Apps. Auch auf programmbegleitende Informationen wie Gebärdendolmetscher weist er hin, die allerdings noch wenig genutzt würden.
Für ungeeignet hält Merkel Versuche, Kommunikations-Apps auf den TV-Geräten zu etablieren. "Es fehlt entweder die integrierte Kamera für Bildtelefonie oder eine komfortable Texteingabe." Es gebe zwar vereinzelt Fernbedienungen mit erweiterten Tastaturen. Doch auch dies sei zu umständlich. "Eine Chance sind neue Spracheingabekonzepte." Aber er ist sich nicht sicher, ob diese nutzungsorientiert genug ausfallen, um Akzeptanz zu finden.
Steuerzentrale für IoT
Für Roland Seibt sind es vor allem Video- und Filmangebote, die Smart-TVs attraktiv machen. Dank VoD und Festplattenanschluss könne der Fernseher inzwischen auch den Videorekorder ersetzen, erklärt der Redakteur der Fachzeitschrift "video".
Für Seibt ist das Smart-TV-Gerät aber noch mehr. Er sieht es als "IoT"-Partner. IoT steht für Internet der Dinge. Und in dem Bereich kann sich der Fernseher als Zentrale bewähren. Das "Spiegeln" des Bildschirminhalts vom Smartphone auf das TV-Display nennt Seibt ebenso wie die Verbindung zur Sicherheitskamera an der Haustüre.
Dank neuer Sprachassistenten, die bei den höherpreisigen Markengeräten nun vermehrt Einzug halten, qualifiziert er den Fernseher sogar als mögliches, gut funktionierendes Steuergerät für die Hausautomation. "Dann lenkt man etwa auch die Rollläden über das TV-Gerät per Sprachaufforderung."
Vorsicht Manipulationsgefahr!
Die vielseitigen Möglichkeiten bergen aber auch Tücken. Viele Informationen können an die genutzten Dienste fließen. Die beiden Fachleute wollen jedoch nicht Alarm schlagen. Sie sind sich einig, dass man bei durchschnittlicher Nutzung eines Smartphones deutlich mehr von sich preisgibt, als es mit dem TV möglich ist. Dennoch ist Aufmerksamkeit angebracht.
Bereits bei den von vielen TV-Herstellern integrierten Empfehlungsautomatismen ist es nach Angaben der Fachleute zwingend notwendig, zu beobachten, welche TV-Programme und Filme man bevorzugt. Wie sehr und ob man schließlich manipuliert wird, bestimmte Filme oder Nachrichten zu konsumieren, bleibt offen: "Man kennt die Algorithmen der jeweiligen Services nicht. Das wird nicht offengelegt", erklärt Merkel. Er hält es für wichtig, dass TV-Nutzer sich dieser Problematik bewusst sind und "Augen und Ohren offen halten". Schon allein wegen möglicher technischer Pannen sei kritisches Konsumieren wichtig.
Roland Seibt sieht aber auch Vorteile in dem Prinzip: "Mir ist gezielte und dafür weniger Werbung, die mich dazu noch interessieren könnte, lieber als der übliche Einheitsbrei."
Smart-TV is watching you
Man sollte sich bewusst sein: "Auch auf Smart-TVs wird, wie generell im Internet, das Nutzerverhalten in vielen Details protokolliert", so Merkel. Konkret hängt das von den Geräteherstellern und den genutzten Apps ab. Wem seine Daten lieb sind, sollte jedenfalls sorgfältig die Datenschutzbestimmungen der Dienste lesen.
Noch auf einen weiteren wichtigen Punkt macht der IRT-Experte aufmerksam: "Oft werden Daten ohne Personenbezug gesammelt und kommen in einen großen Topf." Etwa um zu ermitteln, wie oft bundesweit eine bestimmte Sendung in einer Mediathek aufgerufen wird.
Sobald man aber einen Account mit seinem Namen anlegt, sei man nicht mehr anonym. Das gelte es vor allem dann zu berücksichtigen, wenn das TV-Menü gleich während der Erstinstallation dazu auffordert, sich für erweiterte Service- oder Update-Dienste zu registrieren - dann sei das Gerät klar einer Person oder Familie zuzuordnen, so Merkel.
Für alle, die um die Datensicherheit beim Umgang mit dem Smart-TV besorgt sind, haben wir in einem weiteren Beitrag praktische Tipps für einen besseren Datenschutz zusammengefasst.