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Mercedes-Benz auf der IFA: Das Auto als App-Plattform

Schneller zum Parkplatz und wacher zum Ziel: Mercedes nutzt immer mehr Elektronik im Auto, um das Fahren angenehmer und sicherer zu gestalten. Und selbst abgestellt kann ein Smart künftig nützlich sein.
Von der IFA in Berlin berichtet

Mercedes-Benz auf der IFA Mercedes-Benz auf der IFA
Bild: dpa
Nun, die Frage ist wirklich berechtigt: Was macht Mercedes-Benz auf der IFA? Bevor sich die IFA vor einigen Jahren auch der Haushaltselektrik und -elektronik öffnete und Wasch­maschinen und Kühlschränke mit ins Ausstellungsprogramm nahm, hatte diese Messe schließlich als Internationale Funk-Ausstellung begonnen. Warum also darf Mercedes-Chef Dr. Dieter Zetsche eine der wenigen Keynotes auf der IFA halten?

Smarte Dienste von Mercedes

Mercedes-Benz auf der IFA Mercedes-Benz auf der IFA
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Nun, über einige der Gründe, warum Mercedes eingeladen wurde, haben wir sogar bereits berichtet: In Stuttgart läuft der Pilot zum neuen Dienst "smart ready to drop", um den Kofferraum des eigenen Smart als Paketbriefkasten zu verwenden. Schließlich ist das durchschnittliche Auto ja 23 Stunden am Tag irgendwo geparkt - im Fall des Smart eher selten in einer privaten Garage, sondern meist irgendwo im öffentlichen Straßenland. Da kann eine App in der Steuersoftware des Autos, im Smartphone des Eigentümers und im Scanner des Paketzustellers den Letzteren zum Smart lotsen und dann das Auto einmalig öffnen, um dem Paketzusteller das Ablegen eines Pakets oder das Abholen einer Sendung zu ermöglichen. Und ohne Funk-Kommunikation würde das alles nicht funktionieren. Schließlich kann der Auto-Eigentümer bei der Bestellung am Vortag zwar ungefähr angeben, wo er sein Auto im Laufe des nächsten Tages parken wird, aber eben nicht genau.

Zetsche versicherte bei seinem Vortrag zwar, dass moderne Soft- und Hardware es erlaube, dass das eigene Auto (für die richtigen Personen, wie den Paketboten) zugleich einfach zu öffnen sei, während es für die falschen Personen (zum Beispiel Diebe) trotzdem sicher verschlossen bleibe. Dennoch könnte das Zur-Verfügung-Stellen des eigenen Autos beziehungsweise zumindest dessen Kofferraums für Paketdienste manchem Eigentümer die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Eine andere, gestern vorgestellte App dürfte hingegen in der Regel blutdrucksenkend sein: "Pactris" ermöglicht es, nicht nur während des IKEA-Einkaufs zu prüfen, wie viel vom Smart noch übrig ist. Dazu muss man nicht mehr tun, als den Barcode aller Produkte zu scannen, die man in den Einkaufswagen legt. Pactris sagt dann nicht nur, ob der Einkauf noch in den Smart passen wird, sondern gibt auch noch gleich Tipps für das Einsortieren.

Direkt zur Parklücke

Schon heute ist die Mehrzahl der Neuwagen mit Sensoren ausgestattet, die Parklücken am Straßenrand erkennen können. Ziel von Mercedes ist es, die Daten über verfügbare Parkplätze zwischen allen Mercedes-Fahrzeugen zu teilen. Wer einen Parkplatz sucht, wird sich anfangs so vom Navigations­system in Gebiete mit vergleichsweise vielen freien Parkplätzen lotsen lassen können, künftig wahrschein­lich sogar direkt zum nächsten verfügbaren freien Parkplatz.

Spaß beim Fahren

Zetsche wurde nicht müde, das selbstfahrende Auto als den großen Meilenstein der Zukunft zu preisen. Aber schon bevor das Auto dem Menschen das Fahren abnimmt, wird es viele Verbesserungen geben. So soll schon im ersten Halbjahr 2017 das "In Car Office" verfügbar sein. Neben einer herkömmlichen Kopplung mit dem Smartphone, die zum Beispiel Freisprech-Anrufe ermöglicht, soll In Car Office automatisch weitere Daten auslesen, zum Beispiel den Terminkalender - und dann zum Beispiel gleich das Navigationssystem starten, wenn bei einem bevorstehenden Termin auch der Ort eingetragen ist. Auf dem Smartphone eingehende Nachrichten sollen nach Wichtigkeit sortiert und nur Nachrichten mit Priorität dem Fahrer zur Aufmerksamkeit gebracht werden. Als ein Beispiel für die Weiterentwicklung des Dienstes nannte Zetsche die Integration des in China beliebten Messengers WeChat. Künftig sollen auch Videokonferenzen via Skype oder Facetime im Auto während der Fahrt möglich sein.

Schließlich verwendet das Auto zunehmend Sensoren im Fahrzeug, um den aktuellen Zustand des Fahrers zu überwachen. Wird künftig von diesen Sensoren erkannt, dass der Fahrer gerade müde und unaufmerksam ist, wird das Auto versuchen, ihn durch Erhöhung des Stressniveaus aufmerksamer zu machen: Sitzbewegungen, Änderungen an der Klimatisierung und dergleichen mehr. Anders hingegen, wenn der Fahrer schon zu viel Stress hat und deswegen unaufmerksam wird. Dann wird die Bordelektronik versuchen, ihn zu beruhigen, zum Beispiel durch Aktivierung einer Massagefunktion im Fahrersitz. Ziel ist laut Zetsche, dass die Fahrer am Ende der Fahrt in besserer Verfassung ankommen, als sie abgefahren sind. Na dann, gute Fahrt!

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