Schweiz: Mögliches Aus für UKW schon ab 2022
Die Schweiz könnte schon in drei Jahren UKW abschalten
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
Die Schweiz macht Tabula Rasa bei der Rundfunkübertragung. Während die SRG beim Fernsehen seit Juni komplett auf den terrestrischen Sendeweg verzichtet und die DVB-T-Sender abgeschaltet hat, will sie beim Hörfunk einen schnellen Analog-Ausstieg.
Die UKW-Sender in der Schweiz werden möglicherweise zweieinhalb Jahre früher abgeschaltet als geplant. Falls eine sogenannte "Branchenlösung" zustande kommt, will die SRG bereits Mitte 2022 die analogen UKW-Frequenzen zugunsten des digital-terrestrischen Radios DAB+ aufgeben. Die Privatradios sollen bis Januar 2023 folgen. Laut dem Schweizer Bund soll DAB+ bis spätestens Ende 2024 die UKW-Technologie ersetzen.
Kein Alleingang
Die Schweiz könnte schon in drei Jahren UKW abschalten
Quelle: Youtube, Screenshot: Michael Fuhr
SRG-Mediensprecher Edi Estermann bestätigte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass in der Branche entsprechende Diskussionen im Gange seien. Beschlüsse gebe es jedoch noch keine. Für die SRG komme eine Vorverlegung der Abschaltung nur infrage, wenn es eine Branchenlösung gibt. Einen Alleingang der SRG werde es laut Estermann nicht geben. Die SRG sei jedoch "offen für eine vorzeitige Lösung". Die Schweiz wäre nach Norwegen das zweite Land, das die analoge UKW-Verbreitung von Radioprogrammen abschafft.
Deutschland und Österreich heiß auf frei werdende Frequenzen
Mit Spannung wird erwartet, was dann mit den grenznahen Frequenzen geschieht und ob diese im Rahmen eines bilateralen Abkommens einer neuen Nutzung zugeführt werden. Wie aus Branchenkreisen verlautet, haben sowohl Deutschland als auch Österreich Interesse an den Schweizer UKW-Frequenzen. Für Baden-Württemberg interessant wären zum Beispiel die leistungsstarken Kanäle vom Standort Säntis, die weite Teile Süddeutschlands versorgen. Bisher gibt es im UKW-Bereich Versorgungslücken in der Bodensee-Region und Oberschwaben, die mit dem Schweizer Sendestandort Säntis geschlossen werden könnten. Über DAB+ ist die Versorgung in der Region besser dank der Ausstrahlung vom österreichischen Standort Pfänder.
In Deutschland gibt es bisher keine Pläne UKW abzuschalten. Die KEF will der ARD allerdings bis 2029 die Mittel aus dem Rundfunkbeitrag derart zusammenstreichen, dass sie sich nur noch die Verbreitung über ein Netz leisten kann: Entweder ein gegenüber dem heutigen Stand schlechter ausgebautes UKW-Netz oder ein gut ausgebautes DAB+-Netz. Die ARD kann allerdings durch interne Umschichtungen vorhandene Mittel anderweitig verteilen, also zum Beispiel auch eine längere Parallelverbreitung von UKW und DAB+ finanzieren.
Die deutschen Privatradios wollen zunächst überhaupt keinen UKW-Ausstieg. Eine Migrationsphase hin zu digitalen Übertragungswegen soll laut dem Verband Vaunet erst dann eingeführt werden, wenn die Nutzung von UKW auf unter 10 Prozent gefallen ist.