Im Detail

Samsung Galaxy S9 Plus im Test: Sehr hochwertige Kamera

Das Samsung Galaxy S9 Plus wirbt mit Dual-Kamera und flexibler Blende. Kann das Gerät die Konkurrenz abhängen?
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Optisch unterscheidet sich das Samsung Galaxy S9+ kaum vom Vorgänger Samsung Galaxy S8+: Das große randlose Infinity-Display dominiert die Vorderseite. Iris-Scanner und Front-Kamera-Linse sind am oberen Bildschirmrand kaum zu erkennen. Einen physischen Home-Button gibt es nicht, aber einen für "Force Touch" sensiblen Bereich am unteren Rand des Displays genau dort, wo der Home Button sich bei früheren Modellen der Galaxy-S-Serie befand. Drückt man dort kräftiger, gelangt man direkt zum Startbildschirm - auch dann, wenn der virtuelle Home-Button gerade nicht eingeblendet ist.

Das Top-Smartphone neben seiner Verpackung Das Top-Smartphone neben seiner Verpackung Die anderen beiden Softbuttons am unteren Bildschirmrand - "App-Menü" und "Zurück" - lassen sich hingegen nur dann drücken, wenn sie eingeblendet sind. Aufgrund des besonders langen Displays ist aber in so gut wie allen Apps genügend Platz, um die Softbuttons eingeblendet zu lassen. Falls man sie doch ausgeblendet hat, lassen sie sich leicht und zuverlässig über eine Wischgeste von unten nach oben zur Anzeige bringen.

Für Strom (rechts), Bixby-Assistenten (links) und zur Lautstärkeregelung (Wippe links) gibt es hingegen weiterhin physische Tasten, deren Anordnung nicht geändert wurde. Die Tasten lassen sich präzise bedienen.

Die Position der Lautstärkewippe gefällt uns allerdings nicht ganz: Sie ist auf der linken Seite schon recht weit oben angebracht. Durch die hohe Position der Lautstärkewippe gibt es eigentlich keine natürliche Handhaltung, bei der verschiedene Finger auf den drei Tasten (rechts Power, links Lautstärke und Bixby) und dem rückwärtigen Fingerabdrucksensor gleichzeitig ruhen. Auch dann, wenn die Hand tief genug greift, um die Softbuttons am unteren Display-Rand mit dem Daumen bedienen zu können, kann man mit den anderen Fingern derselben Hand kaum die Lautstärkewippe erreichen. Der Homescreen des Galaxy S9 Plus Der Homescreen des Galaxy S9+

Einige wichtige Positionsänderungen

Auf der Rückseite wurde der Fingerabdrucksensor auf vielfachen Kundenwunsch hin von neben der Kamera zu einer Position unter der Kamera verschoben. Diese Änderung gefällt, weil der Sensor in der neuen Position viel natürlicher mit dem Zeigefinger zu erreichen ist, wenn man das Samsung Galaxy S9+ in der natürlichen Griffposition (freilich unter Auslassung der Lautstärkewippe) mit einer Hand hält: Daumen rechts, drei Finger links und den Zeigefinger in der Mitte. Entsprechend ist die Gefahr reduziert, bei der Suche nach dem Fingerabdrucksensor die Kameralinse zu verschmutzen.

Auch die klassische Klinkensteckerbuchse für den Anschluss von Kopfhörer und Mikrofon wurde ebenfalls auf Kundenwunsch hin neu positioniert - und zwar nun am unteren Rand des Geräts, neben der USB-C-Buchse. Das bietet Vorteile, wenn man gleichzeitig lädt und ein Headset eingesteckt hat, da dann nicht Kabel zu beiden Geräteenden führen. Dafür muss man das Samsung Galaxy S9+ künftig "falsch" herum in die Hemdtasche stecken, wenn man beispielsweise Musik hört. Daran gewöhnt man sich aber schnell: Viele User bevorzugen es sowieso, ihr Smartphone "Kopf voraus" in Hosen- oder Hemdtaschen zu stecken, da sie es so dann auch gleich richtig herum in der Hand haben, wenn sie mit der Hand in die Tasche greifen. Die Rückseite des Geräts ist anfällig für Fingerabdrücke Die Rückseite des Geräts ist anfällig für Fingerabdrücke

Sehr glatte Glasoberfläche, spürbarer Metallrahmen

Die Glasflächen der Display-Vorderseite aber auch der verglasten Rückseite fühlen sich sehr glatt an. Die an den Seiten gebogenen Glasflächen gehen aber nicht ganz nahtlos zum dünnen Metallrahmen über. Vielmehr steht der Metallrahmen minimal zwischen den beiden Glasscheiben hervor. Hierdurch ergibt sich eine zwar dünne, aber gut spürbare Griffkante. An dieser kann man das Gerät gut festhalten. Sie stört aber auch den ansonsten sehr glatten Gesamteindruck des Samsung Galaxy S9+ etwas.

Samsung Galaxy S9+

Wie bereits erwähnt, sind beide Glasflächen leicht zum Metallrand hin gewölbt, sodass wie beim Vorgängermodell S8+ eine sehr hohe Gefahr besteht, dass das Gerät bei Stürzen auf Glas und nicht auf Metall aufschlägt. Für das Vorgängermodell hatte die Stiftung Warentest bei Falltests schon nach 50 Teststürzen aus der vergleichsweise niedrigen Höhe von 80 Zentimetern erhebliche Schäden festgestellt, insbesondere splitterte das Frontglas an der Seite. Die Konkurrenten überstanden damals den Angaben zufolge hingegen 100 Stürze aus dieser Höhe ohne Glasbruch. Daher gilt: Etwas ungeschickteren Zeitgenossen wird von der teltarif.de-Redaktion dringend geraten, sich von Anfang an eine Schutzhülle für das S9+ zu besorgen, die insbesondere die Ecken gut absichert.

Wer will, dass sein Galaxy S9+ stets schön aussieht, kommt nicht umhin, ein Putztuch dabei zu haben. Vor allem die Rückseite scheint Fett magisch anzuziehen und noch besser in Szene zu setzen, als Joseph Beuys es je konnte. Zum Glück sind die glatten Flächen schnell gereinigt. Wer nicht putzen will, greift hingegen erst recht zur Schutzhülle: So erspart man sich zumindest auf der Rückseite das regelmäßige Wischen.

Starkes Display und wasserdicht

Das sehr kontrastreiche, 6,2 Zoll große SuperAMOLED-Display mit dem immer noch ungewöhnlichen Bildformat 18,5:9 (viele Konkurrenten setzen stattdessen auf 18:9) löst 2 960 x 1 440 Pixel (QHD+) auf, entsprechend einer Pixeldichte von über 500 ppi. Auch beim genauen Hinblicken sind keine Pixel mehr erkennbar, Fotos werden auf dem Display gestochen scharf angezeigt.

Die maximale Helligkeit wurde in unserem Test mit lediglich 339 cd/m² ermittelt - einige andere Online-Tester haben teils mehr als den doppelten Wert gemessen, allerdings den eigenen Angaben zufolge bei "heller Lichteinstrahlung", wo sich dann immer die Frage stellt, ob man die Display- oder die Umgebungslichthelligkeit misst. Grundsätzlich wären 339 cd/m² nicht mehr zeitgemäß, da diese nicht ausreichen, um gegen direktes Sonnenlicht anzustrahlen. Es kann aber sein, dass Samsung Schutzfunktionen in das S9/S9+ eingebaut hat, um in dunkler Umgebung auch bei manueller Auswahl der maximalen Displayhelligkeit diese zumindest etwas zu reduzieren, um Augenschäden beim Anwender zu vermeiden. Hier werden wir nochmals bei unterschiedlichen Umgebungslichtverhältnissen nachmessen und weiter berichten.

Dankenswerterweise scheint das Display nicht mehr ganz so nah zum gebogenen Rand zu reichen wie noch beim Vorgänger bzw. beim Galaxy S6/S7 Edge. Denn im Bereich am Rand sinkt die sichtbare Helligkeit merklich ab, während die Blickwinkelabhängigkeit dort zunimmt. Dadurch erscheint vor allem der weiße Hintergrund von Webseiten doch etwas ungleichmäßig, wenn man schräg auf das Display schaut. Dieser Effekt stört beim Samsung Galaxy S9+ aber, wie gesagt, etwas weniger als beim Vorgänger.

Das Super-AMOLED-Display des Samsung  Galaxy S9 Plus besitzt eine sehr hohe Blickwinkelstabilität Das Super-AMOLED-Display des Samsung
Galaxy S9 Plus besitzt eine sehr hohe Blickwinkelstabilität
Anders als bei den Edge-Geräten wird die gebogene Displayseite auch nicht für eine separate Statusleiste verwendet. Von Werk aus aktiv sind hingegen die Seitenpaneele, die man mit dem Daumen von der Seite aus reinschrieben kann. In den Paneelen kann man dann verschiedene Funktionen unterbringen, zum Beispiel App-Icons der Lieblings-Apps, eine Liste der am häufigsten kontaktierten Personen, die Wettervorhersage, den GPS-Status und vieles mehr.

Leider stört das halbtransparente Icon am Rand, das die Möglichkeit zur Aktivierung der Seitenpaneele per Wischgeste an dieser Stelle symbolisiert, in manchen Apps schon ein klein wenig. Zwar verschwindet es automatisch, wenn man das Handy horizontal hält, sodass beispielsweise YouTube-Videos im Großbild nicht gestört werden, die Anzeige von Hochkant-Fotos in der Galerie hingegen schon. Zwar lassen sich die Paneele leicht ausschalten, dann aber nur wieder über das Einstellungs-Menü einschalten. Hier wünscht man sich eine einfache Möglichkeit, um die Paneele nur vorübergehend und/oder nur für bestimmte Apps deaktivieren zu können.

Die stromsparende SuperAMOLED-Technologie ist auch die Basis für das Always-On-Display des Samsung Galaxy S9: Auf diesem werden auch im "ausgeschalteten" Zustand vom Nutzer konfigurierbare Informationen wie die Uhrzeit, der nächste Termin, der Kalender, verpasste Anrufe, eingegangene Nachrichten oder Bilder angezeigt. Um die Akkulaufzeit nicht zu sehr zu belasten, erfolgt die Anzeige allerdings nur auf einem Teilbereich des Displays und nur in schwarz/weiß. Zu konfigurierbaren Zeiten - voreingestellt ist nachts - wird die Always-On-Funktion automatisch deaktiviert. Die wichtigsten Informationen auf dem Sperrbildschirm Die wichtigsten Informationen auf dem Sperrbildschirm

Wasserdichtigkeit

Wie die Vorgängermodelle ist das Samsung Galaxy S9+ wasserdicht (Spezifikation IP68). Im Kleingedruckten schränkt Samsung ein, dass dieses nur für Süßwasser, nur für eine bestimmte Zeit und bis zu einer bestimmten Tiefe gilt. Kratzer und Sprünge im Display reduzieren zudem die Wasser-Resistenz. Ebenso kann es sicher zu Problemen kommen, wenn die Gummilippe an der SIM- und Speicherkarten-Schublade ausgeleiert ist.

Man sollte das S9+ also nicht unbedingt mit zum Baden ins Meer nehmen, und wer doch Videos vom Spiel im Wasser machen will, tut sicher gut daran, sich dafür vorher eine wasserdichte Schutzhülle als zweite Haut zu besorgen, falls die erste bereits Mikrorisse oder andere Verletzungen aufweist. Andererseits hat man dank der Wasserdichtigkeit gute Chancen, dass das S9+ einen versehentlichen Sturz in eine Pfütze oder gar in den Swimmingpool ohne langfristige Schäden übersteht. Man sollte es dennoch so schnell wie möglich wieder aus dem Wasser nehmen und dann sorgfältig abtrocknen. Ist das Gerät in Salzwasser gefallen, sollte es zudem vor dem Trocknen mit Süßwasser abgespült werden.

Lautstärkewippe und Bixby-Taste Lautstärkewippe und Bixby-Taste So lange das Gerät nass ist, lässt es sich nicht aufladen. Dabei scheint die Feuchtigkeitserkennung recht sensibel zu sein: Journalisten-Kollegen haben mir berichtet, dass auch ein trockenes S9+ sich zeitweilig nicht laden ließ, weil es sich feucht wähnte. Solche Problemchen sollten aber, wenn sie denn tatsächlich gehäuft auftreten, mit künftigen Software-Updates ausgemerzt werden.

Prozessor, Sicherheit, System, Funk und Akku

Sicherheit/Biometrie

Das Samsung Galaxy S9+ verfügt über ein Biometrie-Dreigespann: Gesichtserkennung, Iris-Scanner und Fingerabdrucksensor. Die ersten beiden lassen sich zum "intelligenten Scan" zusammenfassen, was von Samsung auch empfohlen wird und die Voreinstellung bei der Installation des Gerätes ist. Dann muss man Iris-Scan und Gesichtserkennung erfolgreich bestehen, um die Bildschirmsperre zu deaktivieren. Grundsätzlich ist der "intelligente Scan" nicht allzu schnell und er tendiert dazu, das Gerät bei unklarer Erkennung des Gesichts lieber nicht zu entsperren. Der Autor hatte beispielsweise die Biometrie mit aufgesetzter Brille eingerichtet. Nach dem Absetzen der Brille wird er allerdings in der Mehrzahl der Fälle erst mit Verzögerung oder gar nicht erkannt.

Samsung macht beim Verzicht auf die Klinkenbuchse nicht mit Samsung macht beim Verzicht auf die Klinkenbuchse nicht mit Der Fingerabdrucksensor funktioniert hingegen sehr schnell und zuverlässig, auch dann, wenn der Finger aus einem anderen Winkel als beim Training aufgelegt wird. Mit der neuen Position bevorzugt der Autor der Fingerabdrucksensor im Vergleich zum "intelligenten Scan". Insbesondere muss man nur den Finger an der richtigen Stelle auflegen, um das Smartphone direkt aus dem ausgeschalteten Zustand aufzuwecken und zu öffnen, während für den "intelligenten Scan" letztendlich zwei Aktionen nötig sind: Drücken der Power-Taste oder des virtuellen Home-Buttons, gefolgt vom Scan von Gesicht und Iris.

Leistungssprung des Prozessors

Der Prozessor des Samsung Galaxy S9+ hat einen großen Leistungssprung gemacht, und dadurch bei synthetischen Benchmarks deutlich zur Konkurrenz aufgeschlossen. Beim Geekbench hat sich die Single-Core-Leistung von 1 989 auf 3 766 Zähler fast verdoppelt, auch die Multicore-Leistung steigt um über 33 Prozent.

Beim deutlich praxisbezogeneren Browser-Benchmark von teltarif.de, bei dem die Zeiten gemessen werden, die zum Rendern von aus einem Cache geladenen Webseiten erforderlich sind, sind die Sprünge hingegen nicht ganz so groß: Von 100 Punkten beim S8 Plus konnte sich das S9 Plus auf 111 Punkte steigern. Es kommt damit aber dennoch nicht ganz an die Spitzenwerte des teltarif.de-Browser-Benchmarks heran, die bei über 140 Punkten liegen. Interessanterweise werden die Spitzenwerte teils von eher einfacheren Geräten erreicht, die Displays mit niedriger Auflösung und weniger aufwändige Oberflächen verwenden. Diese müssen auch entsprechend weniger rechnen, bis eine Webseite angezeigt wird. Neue Position des Fingerabdruckscanners unter der Kamera Neue Position des Fingerabdruckscanners unter der Kamera

Gute Funkverbindungen

WLAN steht auf 2,4 und 5 GHz mit den Standards 802.11a/b/g/n/ac zur Verfügung. Für Verbindungen mit anderen Geräten kann Bluetooth 5.0 (inklusive der Bluetooth-LE-Unterstützung) genutzt werden. Dazu gibt es einen Empfänger für GPS, Galileo, Glonass und BeiDou, um den aktuellen Standort zu ermitteln, wie er für standortbezogene Dienste, insbesondere die Navigation, benötigt wird. Die GPS-Erkennung erfolgte in unseren Tests schnell und präzise.

LTE erreicht theoretisch dank Cat.18 bis zu 1,2 GBit/s im Downstream. Im Speedtest überzeugte das Galaxy S9 mit über 100 MBit/s Downstream im Netz der Deutschen Telekom, obwohl die Versorgung mit nur drei von vier Balken angezeigt wurde, sowie mit 40 MBit/s Downstream im Netz von o2, wo das schon für sich genommen ein sehr guter Werter ist.

Ohne Aufpreis gibt es das Samsung Galaxy S9+ auch als Samsung Galaxy S9+ Duos, bei dem sich statt der Speicherkarte auch eine zweite SIM-Karte einsetzen lässt. Nur eine der beiden SIM-Karten kann für mobile Datendienste genutzt werden, und nur mit dieser SIM-Karte bucht sich das Gerät dann auch ins 4G-Netz ein. Die aktive Daten-SIM lässt sich aber jederzeit umschalten. Die andere SIM kann sich zudem immerhin in 2G- und in 3G-Netze einbuchen, um damit zu telefonieren oder SMS zu versenden. Viele andere Dual-SIM-Smartphones können die zweite SIM-Karte nur in 2G/GSM einbuchen. Das Samsung Galaxy S9+ verfügt über ein Dual-SIM-Standby-Modul, dies haben wir im Test überprüft: Wird mit der ersten SIM telefoniert, ist die zweite nicht ins Netz eingebucht. Der Schlitten für die SIM-Karte Der Schlitten für die SIM-Karte

Akku: Ausreichendes Durchhaltevermögen

Die oben berichtete gesteigerte Prozessorleistung des Samsung Galaxy S9+ macht sich leider in unserem hauseigenen Akkutest negativ bemerkbar: Statt wie beim Vorgänger über neun Stunden dauerte es beim S9+ nur noch 06:46 Stunden, bis unsere simulierte Workload aus Browsing, CPU-Last (womit z.B. Logikspiele wie Schach gut simuliert werden) und Video-Wiedergabe den vorher vollgeladenen Akku in die Knie gezwungen hatte. Bei einem Praxistest mit über den Tag verteilter intensiver Kameranutzung und kleineren Messaging-Aufgaben waren wir ebenfalls froh, eine Powerbank dabei zu haben, um abends nachladen zu können, bevor dem S9 Plus der Saft ausgeht.

Im Standby scheint das S9 Plus hingegen vergleichsweise wenig Strom zu verbrauchen, auch bei einzelnen im Hintergrund aktiven Apps. Auch das Always-On-Display hat sich bisher nicht als der große Stromfresser gezeigt.

Standardmäßig liefert Samsung ein USB-Ladegerät mit Standard-USB-A-Buchse, sowie 9 Volt und 15 Watt Leistung mit. Dieses wird über ein USB-A-zu-USB-C-Kabel mit dem Samsung Galaxy S9+ verbunden. Es lädt das S9+ in ca. einer Stunde von wenigen Prozent auf etwa 80 Prozent wieder auf. Dabei werden weder Ladegerät noch Smartphone übermäßig warm. Ein reines USB-C-Kabel fehlt beim Zubehör, ist aber sicher eine lohnenswerte Anschaffung für alle, die zum Beispiel einen Laptop mit USB-C-Schnittstelle ihr eigen nennen und auch von dieser ihr S9+ schnellladen möchten.

Zeitgemäße Softwareausstattung

Das Samsung Galaxy S9+ wird mit Android 8.0.0 Oreo und der Oberfläche Samsung Experience 9.0 ausgeliefert. In gut einem Jahr, nach dem Release des Nachfolgers, wird es auch sicher ein Update auf die nächste große Android- und Samsung-Experience-Version erhalten. In der Enterprise-Version des S9+ werden Sicherheits-Updates für die kommenden vier Jahre mit festem Update-Zyklus garantiert. Auch die Consumer-Version des Geräts dürfte für die kommenden vier Jahre mit Sicherheitsupdates versorgt werden. Feature-Updates, insbesondere neue Android-Versionen, sind hingegen nach dem Update auf die nächste Android-Version eher weniger wahrscheinlich.

Bixby: Der Trend zur Sprachassistentin

Natürlich darf Bixby, Samsungs Sprachassistentin, auf dem Samsung Galaxy S9+ nicht fehlen. Es stört etwas, dass zur Verwendung von Bixby zwingend auch ein Samsung-Account erforderlich ist. Es wäre schöner, wenn sich die Assistentin auch anonym verwenden lassen würde. Zudem steht aktuell noch keine deutsche Version bereit, sondern nur eine englischsprachige, eine koreanische und eine chinesische. Künftig soll Bixby in weitere Samsung-Produkte integriert werden - wie Amazon Alexa oder der Google Assistant soll also auch Bixby zu einer vollständigen Assistentin für das Smart Home aufgewertet werden. Bis dahin muss Samsung aber noch einiges an Entwicklungsarbeit leisten. Aktuell dürfte "Ok, Google" die bessere Sprachassistenz auf dem Samsung Galaxy S9+ sein.

Starke, abermals verbesserte Kamera

Die Stärke des Samsung Galaxy S9 Plus ist die neue Dualkamera mit 2-fach-"Tele"objektiv, dualem optischem Bildstabilisator, variabler Blende beim Standardobjektiv und der Zeitlupenfunktion "Super SlowMo" für Aufnahmen mit bis zu 960 Bildern pro Sekunde. Die Auflösung der Kamerasensoren ist mit 12 Megapixel im Vergleich zum Vorgängermodell dankenswerterweise gleich geblieben, die kleinste Blendenzahl wurde aber von f/1,7 auf f/1,5 reduziert, sodass fast 30 Prozent mehr Licht von der Kamera gesammelt wird. Und in der Tat: Nächtliche Aufnahmen mit dem S9+ überzeugen durch hohe Kontraste und klar erkennbare Details auch bei wenig Licht. Von mehreren Testaufnahmen, die der Autor dieser Zeilen an einen Freund geschickt hatte (und dir wir Ihnen, liebe Leser, in den folgenden Tagen noch im Rahmen eines ausführlichen Kameratests präsentieren werden) von der Freund die nächtlichen Aufnahmen am besten. Aber auch bei allen anderen Fotos lobte er die außerordentliche Schärfe: "Das hätte ich mit meiner 'großen' Kamera kaum besser hinbekommen".

Tagsüber bei heller Sonne würde die 1,5-Blende sogar zu viel Licht auf den Sensor lassen, und deswegen hat Samsung der Kamera eine variable Blende spendiert. Allerdings kennt letztere nur zwei Einstellungen: "groß" mit f/1,5 und "klein" mit f/2,4. Bei letzterer Einstellung wird die Lichtmenge um etwa 60 Prozent reduziert. Dennoch sinkt die Belichtungszeit mit f/2,4-Blende bei sehr guten Lichtverhältnissen teils auf unter 1/3000 s. Wenn man echte Tiefenunschärfe auch bei Aufnahmen tagsüber will, oder auch nachts bewusst mit kleiner Blendenzahl/großer Blende fotografieren will, damit bestimmte Lichter noch besser zur Geltung kommen, kann man aber in den manuellen Einstellungen stets auch die jeweils andere Blendeneinstellung explizit auswählen. Man darf dann nur nicht überrascht sein, wenn die Wassertropfen eines Brunnens bei Aufnahmen tagsüber angesichts der noch kürzeren Belichtungszeit bei großer Blende förmlich gefrieren, oder eben nachts bei kleiner Blende die Bilder doch wieder verwackeln und/oder verrauschen. Bei allen Testaufnahmen, die wir in den letzten Tagen machten, wählte die Automatik des Samsung Galaxy S9+ die jeweils sinnvollere Einstellung der Blende. App-Menü des Samsung Galaxy S9 Plus App-Menü des Samsung Galaxy S9+

Leichtes "Tele"-Objektiv

Neu im Vergleich zum Vorgängermodell ist beim Samsung Galaxy S9+ die zweite Telelinse mit einer Brennweite von 6 mm, im Vergleich zu 4,3 mm bei der Standardkamera. Dadurch ergibt sich eine optische Vergrößerung von etwa 40 Prozent. Tatsächlich beträgt die Vergrößerung bei Verwendung der Telelinse jedoch ziemlich genau 100 Prozent, weil die Seitenlänge der Pixel des Sensors bei der Telekamera zugleich im Vergleich zur Weitwinkelkamera um 30 Prozent reduziert wurde. Entsprechend kleinere Details nimmt der Sensor der Telekamera auf.

Auch im Automatikmodus lässt sich durch Tippen auf die Felder für "2x" bzw. "1x" schnell und problemlos zwischen den beiden Sensoren umschalten. Es macht Spaß, die beiden Sensoren im Wechsel zu verwenden, um direkt hintereinander ein Panorama-Foto der Umgebung und dann ein Detailfoto von einem besonders interessierenden Objekt zu machen, ohne, dass man den eigenen Standort ändern müsste. Beim Detailvergleich zwischen beiden Bilder zeigt das mit der Telelinse erzeugte Bild dann auch regelmäßig deutlich feinere und besser aufgelöste Details. Zumindest bei guten Lichtverhältnissen tagsüber bringt die Telelinse also einen echten Vorteil.

Positiv erwähnenswert ist dabei noch, dass auch die Telekamera über einen optischen Bildstabilisator verfügt. Letztendlich ist die Bildstabilisierung bei der Telekamera sogar besonders wichtig, denn durch die effektive optische Vergrößerung um den Faktor zwei führt dieselbe absolute Wackelbewegung bei der Telekamera zu einer doppelt so hohen Pixelverschiebung wie bei der Weitwinkelkamera. Zudem hat die Telekamera zwar dieselbe Blendenzahl wie die Weitwinkelkamera bei guten Lichtverhältnissen (nämlich f/2,4). Aufgrund der 30 Prozent geringeren Pixel-Seitenlänge ist allerdings die Lichtmenge, die auf das einzelne Pixel fällt, bei der Telekamera um etwa 50 Prozent reduziert. Entsprechend verdoppelt sich bei gleichem ISO-Wert die Belichtungszeit der Telekamera, was die Verwacklungsgefahr dann nochmals verdoppelt.

Bei unseren Testaufnahmen zeigte sich der optische Bildstabilisator aber souverän: Auch bei Aufnahmen aus einem Fahrzeug heraus gab es kaum verwackelte und daher unbrauchbare Aufnahmen. Auch im Vorbeifahren mit der Telekamera aufgenommene Details von Hausfassaden wurden in der Regel scharf und in guter Qualität aufgenommen. Wie schon versprochen, haben wir noch einen ausführlichen Test der Kamera im Vergleich mit einer Canon-DSLR- durchgeführt.

Nachts gerät das Teleobjektiv des Samsung Galaxy S9+ dann allerdings doch an seine Grenzen. Denn nachts öffnet die Weitwinkelkamera auf die größere Blende f/1,5, während die Telekamera bei f/2,4 fixiert bleibt. Entsprechend sinkt das Lichtmengenverhältnis dann auf 5:1 zu Ungunsten der Telekamera. Das können auch die besten Rauschreduktionsalgorithmen nicht mehr ausgleichen, mit der Folge, dass die Bilder der Weitwinkelkamera nachts besser sind als die der Telekamera. Daher bleibt man nachts besser bei der Vergrößerung 1,0, und wählt bei Bedarf nachher per Bildbearbeitung den interessierenden Ausschnitt.

Zeitlupe mit 960 fps

Die "Super SloMo" ist eine der Spaß-Funktionen des Galaxy S9+, mit der in den kommenden Monaten sicher viele kurze Clips für Facebook, YouTube und Co. generiert werden. Die Länge der mit 960 fps aufgezeichneten Zeitlupensequenzen ist dabei auf 0,2 Sekunden Echtzeit limitiert, was freilich für viele Bewegungen (Luftballon platzt, Sprung über ein Sprungseil oder ähnlich) ausreichend ist. Davor und danach wird das Video hingegen in normaler Geschwindigkeit aufgezeichnet.

Ein SloMo-Video kann mehrere Zeitlupen enthalten, zwischen zwei Zeitlupensequenzen müssen sich aber ca. drei Sekunden normalschnelles Video befinden. Letztere werden benötigt, um die in einem speziellen RAM-Puffer des Kamera-Chips gespeicherten Bilder der Super-SloMo-Serie in das Video zu komprimieren und damit dauerhaft zu speichern. Die Umschaltung zwischen normaler Videoaufzeichnung und Super SloMo erfolgt entweder per Tastendruck, oder dadurch, dass eine schnelle Bewegung in einem bestimmten Bereich des Bildes erkannt wird. Ein Video kann dabei maximal 20 Super-SloMo-Szenen enthalten.

Alternativ kann man auch kontinuierlich "normale" Zeitlupe mit 240 fps aufnehmen, nachdem man im Kamera-Einstellungsmenü den Modus "Zeitlupe" aktiviert hat.

Das Super-SloMo-Feature sehen Sie in diesem von uns erstellten Video:

Testbilder

Bei unseren Standard-Testbildern liefert die Kamera des Samsung Galaxy S9 wie erwartet sehr gute Bilder. Einziger kleiner Kritikpunkt ist die Farbwiedergabe der roten Testfläche, die sowohl mit gutem als auch schwachem Licht einen kleinen Tick zu sehr ins orange abdriftet. Beide Selfie-Testbilder überzeugen mit Detailreichtum, natürlichen Farben und guten Kontrasten.

AR Emojis

Letztendlich eine Spielerei der Kamera-App sind "AR Emojis", mit denen man sein eigenes Foto comichaft zu Emojis verfremden kann. Letztere lassen sich dann mit den gängigen Messenger-Apps als animiertes GIF versenden, wobei von einem Gesicht derzeit jeweils 18 vorgefertigte Emojis (z.B. "glücklich", "traurig", "ok", "nein" oder "Fragezeichen") erstellt werden. Ist die Gesichtszuordnung einmal erfolgt, lassen sich über die Kamera-App aber leicht weitere Gesichtsausdrücke aufzeichnen. Letztere lassen sich dann auch über die Galerie teilen, aber (noch) nicht über den MyEmoji-Katalog. Es dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein, bis letztere Möglichkeit nachgerüstet wird.

Für den aktuellen europäischen Geschmack dürften Samsungs AR Emojis derzeit etwas zu comichaft sein. Man wünscht sich insbesondere etwas dezentere Hintergründe. Es spricht ja nichts gegen ein weinendes Gesicht, aber muss im Hintergrund gleich ein ganzer Pool vollaufen? Samsung hat allerdings bei der Vorstellung des S9 (Plus) versprochen, die AR Emojis weiterzuentwickeln, und das werden sie sicher auch noch tun.

Fazit

Das Samsung Galaxy S9 Plus ist eine würdige Weiterentwicklung des Samsung Galaxy S8 Plus. Prozessor und LTE-Modul sind schneller geworden und die Software-Ausstattung moderner. Das bessere System saugt aber den Akku schneller leer als beim Vorgänger. Die größte einzelne Verbesserung ist die Dual-Kamera, die nochmals bessere Bilder schießt, insbesondere bei Tageslicht mit analogem 2-fach-Zoom. Super SloMo und AR Emojis werden ihre Freunde finden, aber auch ihre Feinde. Verbesserungswürdig und zugleich größter Kritikpunkt bleibt leider die Update-Politik.


Logo teltarif.de Samsung Galaxy S9 Plus

Gesamtwertung von teltarif.de
Samsung Galaxy S9+

PRO
  • Sehr gute Dual-Kamera
  • Tolles Display
  • Wasserfest
  • Dreifach-Biometrik
  • Dual-SIM
CONTRA
  • Bixby immer noch nicht deutsch
  • Update-Politik
Testzeitpunkt:
03/2018
Samsung Galaxy S9+
Testurteil
sehr gut (1,3)
Preis/Leistung: 1,5
Bewertung aktuell: 2,5
Einzelwertung
Datenblatt
Erklärung Testverfahren
Testsiegel downloaden

Einzelwertung Samsung Galaxy S9+

Samsung Galaxy S9 Plus
Gesamtwertung
sehr gut (1,3)
93 %
Preis/Leistung
1,5
  • Gehäuse / Verarbeitung 10/10
    • Material 10/10
    • Haptik 10/10
    • Verarbeitung Gehäuse 10/10
  • Display 9/10
    • Touchscreen 10/10
    • Helligkeit 9/10
    • Pixeldichte 9/10
    • Blickwinkelstabilität 10/10
    • Farbechtheit (DeltaE) 7/10
    • Kontrast 10/10
  • Leistung 10/10
    • RAM 9/10
    • Benchmark 3DMark 10/10
    • Benchmark Geekbench 10/10
    • Benchmark Geekbench Single -
    • Benchmark Geekbench Multi -
    • Benchmark Browsertest 10/10
    • Benchmark Antutu -
  • Software 10/10
    • Aktualität 10/10
    • Vorinstallierte Apps 8/10
  • Internet 10/10
    • WLAN 10/10
    • LTE 9/10
    • LTE Geschwindigkeit 10/10
    • 3G 10/10
    • 5G -
    • Empfangsqualität 10/10
    • Dual-SIM -
  • Telefonie 9/10
    • Sprachqualität 9/10
    • Lautstärke 10/10
    • Lautsprecher (Freisprechen) 9/10
  • Schnittstellen / Sensoren 10/10
    • USB-Standard 10/10
    • NFC 10/10
    • Navigation 10/10
    • Bluetooth 10/10
    • Kopfhörerbuchse 10/10
    • Video-Out 10/10
    • Fingerabdruckscanner 10/10
    • Iris-Scanner 10/10
    • Gesichtserkennung -
  • Speicher 9/10
    • Größe 8/10
    • SD-Slot vorhanden 10/10
  • Akku 7/10
    • Laufzeit (Benchmark) 7/10
    • Wechselbar 0/10
    • Induktion 10/10
    • Schnellladen 10/10
  • Kamera 8/10
    • Hauptkamera
    • Bildqualität hell 10/10
    • Bildqualität dunkel 8/10
    • Bildstabilisator 10/10
    • Blende 0/10
    • Frontkamera
    • Bildqualität hell 9/10
    • Bildqualität dunkel 7/10
    • Kameraanzahl -
    • Video 9/10
    • Handling 9/10
  • Bonus 3
    • Displayformat, IP68, Dual-SIM
alles ausklappen
Gesamtwertung 93 %
sehr gut (1,3)

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