Galaxy A80: Samsung bringt die Handy-Kamera ins Rollen
Das Galaxy A80 sticht aus Samsungs Smartphone-Masse heraus. Zum einen, weil es mit Oberklasse-Features wie einem besonderen Kamerasystem aufmerksam machen will. Zum anderen, weil es sich mit seiner unverbindlichen Preisempfehlung von 649 Euro genau zwischen die Mittelklasse-Riege und die Oberklasse-Thronfolge positioniert. Wir haben das Smartphone ins Testlabor geschickt und geprüft, ob es sich dabei nur um einen heißen Luftzyklus aus Südkorea handelt oder ob das Gerät Potenzial hat, seinen Kollegen den Rang abzulaufen.
Haptik, Optik, Display
Das Samsung Galaxy A80 ist mit seinen 220 Gramm im Vergleich zu anderen Smartphones wahrlich kein Leichtgewicht.
Entsprechend liegt es wuchtig in der Hand. Die Größe an sich ist mit 6,7 Zoll und den Maßen 165,2 mm x 76,5 mm x 9,3 mm für einen handlichen
Betrieb aber noch im Rahmen.
Die Displayhelligkeit des 6,7-Zoll-Screens hat uns enttäuscht
Bild: teltarif.de
Insgesamt sind die Seitenränder und der untere Displayrand angenehm schmal. Das gilt auch für den oberen Rand, was durch den Verzicht der Selfiekamera in oder über das Display hervorgerufen wird.
Das SuperAMOLED-Display hinterlässt einen Samsung-typisch guten Eindruck. Kontrast und natürliche Farbdarstellung sind auf einem guten Niveau. Überrascht
hat uns allerdings der geringe Displayhelligkeitswert, den wir in unserem Testverfahren gemessen haben, ist doch gerade das Samsungs Königsdisziplin, und
zwar nicht nur in oberklassigen Smartphone-Riegen, sondern auch in der Mittelklasse. Beim Galaxy A80 haben
wir 336 cd/m² gemessen. Das ist unterer Durchschnitt und enttäuschend.
Die Blickwinkelstabilität des Galaxy-A80-Panels
Bild: teltarif.de
Grundsätzlich schön ist der störungsfreie Blick auf das Bild. So wird es beispielsweise beim Videostreaming nicht durch eine Notch unterbrochen.
Vergleichbar ist das Erlebnis mit dem OnePlus 7 Pro, das ebenfalls keine Einkerbung besitzt.
Leistung, Speicher, Akku
Geht es um alltägliche Anwendungen wie Messaging, Surfen oder Musik-Apps steuern, braucht kein Nutzer ein Smartphone, das über 1000 Euro kostet. Das sollte mittlerweile jedem klar sein. Das Galaxy A80 macht in besagten Disziplinen einen guten Job - nicht mehr und nicht weniger.
Das Ergebnis im teltarif.de-Browsertest ist mit einem Wert von 132 allerdings ein wenig schwach. Hier leisten andere Smartphones mehr.
Als Performance-Bremse würden wir das Galaxy A80 aber nicht bezeichnen. Das Nutzungserlebnis geht in Ordnung. Auch der Test eines grafisch aufwendigen
mobilen Spiels von Gameloft (Asphalt 9: Legends) machte einen passablen Eindruck.
Android Pie mit Benutzeroberfläche One UI 1.1
Bild: teltarif.de
Das Galaxy A80 ist in einer Speichervariante 8 GB/128 GB erhältlich. Die interne Kapazität kann nicht per microSD erweitert werden. Die Tatsache könnte dem ein oder anderen
Nutzer sauer aufstoßen. 128 GB sind zwar heutzutage für den durchschnittlichen Smartphone-Nutzer immer noch nicht zu wenig, die fehlende Möglichkeit der Speichererweiterung
schränkt die Nutzung im Hinblick auf sich mit der Dauer ansammelnde Fotos, Musik- und Videodownloads jedoch ein.
Im Kartenslot ist daher nur Platz für zwei Nano-SIM-Karten zwecks Parallelnutzung.
Nachfolgend sehen Sie das Galaxy A80 im Video:
Die Akkukapazität liegt bei 3700 mAh. Im Test hielt der Stromspeicher rund achteinhalb Stunden durch - keine Glanzleistung, geht aber als Durchschnittswert in Ordnung. Der Akku des Galaxy A80 unterstützt "Super Fast Charging" mit einer Ausgangsleistung von 25 Watt.
Sound und Telefonie
An der Unterseite des Gehäuses gibt es neben USB-C-Anschluss und dem SIM-Slot einen Monolautsprecher. Der Lautsprecher, der für Telefonie verwendet wird, sitzt unter dem Display - wie die Kamera-Umsetzung innovativ, haben wir aber bei LG schon gehört. Insgesamt klang unser Gesprächspartner etwas dumpf, die Klarheit fehlte. Berücksichtigt man aber, dass Samsung den Telefonie-Sound in das Display gesetzt hat, ist die Qualität akzeptabel. Bei der Telefonie über Freisprechen ergibt sich der gleiche Eindruck.
Musikhören ist in höheren Lautstärken zwar keine Ohrenwonne, für Radiogedudel im Hintergrund oder ein paar Songs auf halber Lautstärkereglung ist die Soundqualität aber ausreichend.
Kamera und Fazit
Das Auffälligste am Galaxy A80 ist die Kamera. Samsung verzichtet gänzlich auf eine zusätzliche Selfiekamera. Im Smartphone-Universum muss man da schon suchen, um etwas vergleichbares zu finden. Beispiele dafür sind das bereits erwähnte OnePlus 7 Pro und das Asus Zenfone 6 (2019), welches mit Fliptechnik die Hauptkamera umdreht und als Frontkamera arbeiten lässt.
Gleiches gilt auch für das Galaxy A80, nur flipt Samsung nicht (aus), sondern rollt die Triple-Hauptkamera nach vorne. Das ist aus zwei Gründen eine schöne Sache: Eine extra Selfiekamera wird überflüssig und die (meist besseren) Features und Specs der Hauptkamera lassen sich auch für Portraits nutzen.
Bei der Galaxy-A80-Kamera handelt es sich um ein Triple-System, das unter anderem ein Weitwinkelobjektiv besitzt. Durch das Rollen der Kamera nach vorne steht
dem Nutzer die Funktion so auch für Selfies zur Verfügung. Ergo: Mehr Flexibilität ohne dafür eine eigene Kamera (ein-)bauen zu müssen.
Die (eingerollte) Triple-Kamera
Bild: teltarif.de
Der Roll-Mechanismus geht Hand in Hand mit einem Slider-Mechanismus. Beim Klick auf das Switch-Symbol in der Kamera-App fährt das System aus dem Rücken
des Gehäuses aus und dreht dabei die horizontal angeordnete Kamera nach vorne. Die Ausfahrtechnik klappt gut, die Dauer kann man sich in etwa so vorstellen,
als würde man bis eins zählen - dann ist die Kamera ein- beziehungsweise ausgefahren.
Es handelt sich hierbei um ein bewegtes Modul, was stabil bleibt, wenn es ausgefahren ist. Bewegt man das Smartphone schnell hin und her, dann klappert es ein wenig. Das soll hier aber keine Kritik sein, schließlich muss die Kamera einen gewissen Spielraum haben, um sich rollen zu können.
Das Modul lässt sich mit einem leichten Druck auch per Hand einrollen. Allerdings ist es nicht für die manuelle Einrollung vorgesehen und man sollte es nicht zur Gewohnheit werden lassen. Wird die Kamera-App geschlossen, legt sich auch die ausgerollte Kamera schlafen.
Die ausfahrbare Kamera des OnePlus 7 Pro kann quasi einen freien Fall erkennen und fährt dann ein. Wir haben mit dem Galaxy A80 einen Falltest (auf einem Sofa) gemacht und festgestellt, dass die Kamera in den meisten Fällen einfährt, dies aber erst tut, wenn das Smartphone bereits aufliegt. Nutzer sollten also - wie bei allen anderen Smartphones auch - vorsichtig sein. Es gibt zwar entsprechende Cases für das Galaxy A80, aber im Hinblick auf die Umsetzung der Kameratechnologie sind die Hüllen im oberen Bereich in der Regel ausgespart.
Testbilder
Die Testfotos der Kamera bei gutem Licht sind in Ordnung. Sie schafft es, Farben natürlich abzubilden und Detailreichtum zu erzeugen. Allerdings zeigen sich um die Farbquadrate auf unserer Testtafel unübersehbare schwarze Rahmen. Bei anderen Smartphone-Kameras sind die zwar auch häufig zu sehen, es geht aber dezenter als beim Galaxy A80.
Schießt man mit ausgerollter Hauptkamera ein Selfie ist das Ergebnis zwar nicht schlecht, der Hautfarbe unseres Testobjekts fehlt aber die Natürlichkeit
und sie wird zu blass dargestellt. Gleiches gilt auch für die bunten Farben des Halstuchs.
Die (ausgerollte) Triple-Kamera
Bild: teltarif.de
Bei schlechtem Licht kann die Kamera jedoch nicht punkten. Das Ergebnis ist viel zu dunkel. Sämtliche Details gehen verloren.
Da kann der integrierte Nachtmodus mehr rausholen, sodass die bunten Farbquadrate deutlich voneinander unterscheidbar sind.
Mit Details geizt die Darstellung aber weiterhin, was sich insbesondere bei den Blüten-Feinheiten der Test-Rose zeigt.
Interessanterweise wirkt die Darstellung der Hautfarbe unserer Testpuppe bei Dunkelheit natürlicher, die bunten Farben des Halstuchs einen Tacken kräftiger. Die Haare verschmelzen aber zu stark mit dem Hintergrund.
Beim Knipsen der Selfies hatten wir Schwierigkeiten, die Ergebnisse halbwegs scharf zu kriegen und brauchten mehrere Anläufe. Gut möglich, dass sich das Problem mit einem Software-Update lösen lässt.
Der Brüller sind die Fotos aber für ein Smartphone, das 650 Euro kostet, insgesamt nicht.
Damit Sie sich selbst ein Bild machen können, haben wir die Fotos zur Anschauung angehängt:
- Kamera 1: Gute Lichtverhältnisse mit Blitz
- Kamera 2: Schlechte Lichtverhältnisse ohne Blitz
- Kamera 3: Schlechte Lichtverhältnisse mit Nachtmodus
- (Selfie-)Kamera 4: Gute Lichtverhältnisse ohne Blitz
- (Selfie-)Kamera 5: Schlechte Lichtverhältnisse mit Blitz
Entsperrmethoden und Software
Die Entsperrung per Gesichtserkennung gibt es im Galaxy A80 nicht. Dafür steht Nutzern ein Fingerabdrucksensor unter dem Display bereit. Die Einrichtung klappte schnell und problemlos. In der Praxis leistete der Sensor gute Arbeit. Wir verglichen die Entsperrmethode mit der des Galaxy S10+. Hier funktionierte die Methode schneller, weil der Sensor des A80 eine längere Auflage des Fingers verlangt bis der Sperrbildschirm deaktiviert werden kann.
Vorinstalliert ist Android 9 Pie mit Samsungs Benutzeroberflächen-Version One UI 1.1.
Samsung hat vor einiger Zeit damit begonnen, eine Update-Zeitplan für ausgewählte Geräte zu veröffentlichen.
Wer sich dafür interessiert und ein Samsung-Smartphone besitzt, findet den aktualisierten Plan in der Samsung Members App.
Derzeit ist dort aber noch der Plan für Android Pie zu sehen.
Platz für eine microSD-Karte gibt es im Dual-SIM-Slot nicht
Bild: teltarif.de
Es ist a) zu erwarten, dass Samsung einen Plan für Android Q veröffentlicht, sobald das aktuelle Android-System offiziell ausgerollt wird, und
b), dass auch das Galaxy A80 in den Genuss der 2019er-Software kommen wird.
Fazit
Das Samsung Galaxy A80 kann sich zwar mit seinem ungewöhnlichen Kamera-System von der Masse abheben, für viel mehr Lob reicht es aber nicht - zumal die Kameraleistung an sich zu wünschen übrig lässt. An anderen Stellen zeigt das Smartphone ebenfalls Schwächen, die sich nicht durch Pro-Punkte wett machen lassen.
Grundsätzlich ansehnlich ist das Display ohne Störfaktor, die Displayhelligkeit hat uns aber enttäuscht, hier kann Samsung mehr leisten. Ebenfalls innovativ ist die Integration eines Lautsprechers unter dem Display, der für die Telefonie genutzt wird.
Das Galaxy A80 hat Potenzial, erscheint aufgrund seiner Mängel aber wie ein Prototyp.
Gesamtwertung von teltarif.de
Samsung Galaxy A80
- Innovatives Kamerasystem
- Display ohne Störfaktor
- Sound aus dem Display
- Geringe Displayhelligkeit
- Enttäuschende Kameraleistung
- Speicher nicht erweiterbar
Datenblatt
Erklärung Testverfahren
Testsiegel downloaden
Einzelwertung Samsung Galaxy A80
-
Gehäuse / Verarbeitung
8/10
- Material 9/10
- Haptik 7/10
- Verarbeitung Gehäuse 8/10
-
Display
6/10
- Touchscreen 5/10
- Helligkeit 5/10
- Pixeldichte 5/10
- Blickwinkelstabilität 7/10
- Farbechtheit (DeltaE) 9/10
- Kontrast 10/10
-
Leistung
5/10
- Benchmark Geekbench Single 3/10
- Benchmark Geekbench Multi 4/10
- Benchmark Browsertest 9/10
- Benchmark Antutu 4/10
-
Software
10/10
- Aktualität 10/10
- Vorinstallierte Apps 8/10
-
Internet
6/10
- WLAN 1/10
- LTE 4/10
- LTE Geschwindigkeit 10/10
- 3G 10/10
- 5G -
- Empfangsqualität 8/10
- Dual-SIM 8/10
-
Telefonie
6/10
- Sprachqualität 6/10
- Lautstärke 7/10
- Lautsprecher (Freisprechen) 6/10
-
Schnittstellen / Sensoren
8/10
- USB-Standard 9/10
- NFC 10/10
- Navigation 6/10
- Bluetooth 10/10
- Kopfhörerbuchse 10/10
- Video-Out 10/10
- Fingerabdruckscanner 10/10
- Gesichtserkennung 0/10
-
Speicher
6/10
- Größe 8/10
- SD-Slot vorhanden 0/10
-
Akku
9/10
- Laufzeit (Benchmark) 9/10
- Induktion 0/10
- Schnellladen 10/10
-
Kamera
6/10
- Hauptkamera
- Bildqualität hell 7/10
- Bildqualität dunkel 3/10
- Bildstabilisator 5/10
- Frontkamera
- Bildqualität hell 5/10
- Bildqualität dunkel 6/10
- Kameraanzahl 10/10
- Video 8/10
- Handling 9/10