Fernsehen

Nächster Anlauf für deutsches Hulu

Nachdem die Versuche der Fernsehsender, eine gemeinsame Online-TV-Plattform zu gründen, gescheitert sind, bahnt sich nun doch so etwas wie ein deutsches Hulu an. Das liegt auch am veränderten Nutzungsverhalten der Zuschauer.
Von Marc Hankmann

Anga Com, Zattoo, Bambring Zattoo-CEO Niklas Brambring sieht keine Veranlassung für die TV-Sender, ein eigenes Hulu aufzubauen
MH Media
Sowohl die öffentlich-rechtlichen als auch die werbefinanzierten TV-Sender sind mit ihren Plänen namens Germany's Gold beziehungsweise Amazonas am Kartellrecht gescheitert. Nichtsdestotrotz müssen sie Schwergewichten wie Netflix und Amazon in der Online-Welt Paroli bieten. Derzeit kämpft jedoch jeder für sich. "Auf 7TV werden in Zukunft weitere Partner hinzukommen", sagte Nicole Agudo Berbel, Chief Distribution Officer bei der ProSiebenSat.1 Media SE, auf der ANGA Com in Köln. Die Sender von Discovery sind bereits Bestandteil von 7TV. Alberto Horta, stellvertreten­der Geschäftsführer bei Discovery Networks Deutschland, sieht für eine Sender über­greifende Online-TV-Plattform gute Chancen. "Der Nutzer fragt sie nach", erklärte Horta auf der ANGA Com. Man müsse aber die Geschäftsmodelle untereinander abstimmen.

Rechtslage sehr komplex

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Auch die Mediengruppe RTL Deutschland betreibt mit TV Now eine eigene Online-Plattform, wenngleich Marcus Dimpfel einräumte, dass ein Aggregations­angebot immer besser sei als verschiedene, nebenein­ander existierende Apps. "Es muss aber sichergestellt sein, dass dem Nutzer ein kohärentes Produkt angebo­ten wird", erklärte der RTL-Bereichsleiter für die strate­gische Unternehmensentwicklung. Aus Sicht von Zattoo-CEO Niklas Brambring existieren derartige Aggregationsplattformen aber bereits im Markt, namentlich Zatto, Magine oder waipu.tv. "Es gibt keinen Zwang für die TV-Sender, ein German Hulu selbst zu verwirklichen", sagte Bambring auf der ANGA Com.

Die steigenden Nutzungszahlen dieser Angebote sowie die zunehmende Bereitschaft des Zuschauers, für bessere Bildqualität oder zusätzliche Funktionen wie netzbasierte Aufnahmen oder den Neustart einer bereits laufenden Sendung zu bezahlen, sehen die TV-Sender als Grundlage auf den Weg zu einer senderübergreifenden Online-TV-Plattform. Dieser Weg wird allerdings steinig, weil die rechtlichen Anforderungen für den Einsatz zeitversetzter TV-Funktionen in Deutschland komplex sind. "Die Preise sind durch Netflix bis zu einen gewissen Maß gedeckelt", ergänzte Peter Kerkhoff, Leiter Content bei Telekom Deutschland, in der Diskussion auf der ANGA Com einen weiteren Punkt.

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