Download-SIM

Cell-Buddy: SIM-Karte zum Herunterladen?

Das israelische Startup-Unternehmen möchte den hohen Roaming-Kosten mit seiner SIM-Karte zum Download entgegen treten. Lesen Sie, ob das technisch möglich ist und was die etablierten Anbieter davon halten.
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Yoram Nissenboim Yoram Nissenboim - CEO von Cell-Buddy möchte Roaming günstiger machen
Henning Gajek teltarif.de
Internationales mobiles Telefonieren ist durch die Aktivitäten der EU deutlich bezahlbarer geworden, aber außerhalb der EU ist nach wie vor Vorsicht geboten.

Schon einige Zeit plant das israelische Unternehmen Cell-Buddy eine "herunterladbare SIM-Karte" und hatte dieses Produkt bereits im Sommer letzten Jahres vorgestellt. Im Rahmen des diesjährigen Mobile World Congress in Barcelona gewann das junge Unternehmen den ersten Platz des "Startup"-Wettbewerbes "4YFN" (4 years from now - vier Jahre ab jetzt). Das Startup aus Israel habe eine drahtlose Identifizierungstechnologie basierend auf dem GSM-Sicherheitsprotokoll entwickelt, um die Echtheit von Nutzern prüfen zu können, so die offizielle Erklärung des Preiskomitees.

Cell-Buddy plant, seinen Kunden eine sehr spezielle SIM-Karte in die Hand zu geben, die im Endausbau weltweit nutzbar sein soll. Der Kunde bucht sich dann über diese Spezial-SIM-Karte im besuchten Land in ein Partnernetz ein und erhält sofort per Softwaredownload auf seine SIM-Karte eine lokale "Subscription", sprich eine lokale Mobilfunkrufnummer und einen passenden Tarif dazu, wie man ihn auch beim Kauf vor Ort bekäme. Ein Wechsel der SIM-Karte je nach besuchtem Land ist nicht mehr notwendig, wie Yoram Nissenboim, der CEO von "Cell-Buddy" aus Israel gegenüber teltarif.de erläuterte.

Futuristisches Konzept - technisch möglich

Yoram Nissenboim Yoram Nissenboim - CEO von Cell-Buddy möchte Roaming günstiger machen
Henning Gajek teltarif.de
Was sich sehr futuristisch anhört, ist technisch im Prinzip bereits heute möglich. Gerade bei SIM-Karten zum Datenaustausch zwischen Maschinen ("M2M") gibt es heute schon Allianzen von Netzbetreibern, die es tatsächlich erlauben, die Identifizierungsdaten einer weiteren SIM-Karte als Software auf die Karte herunterzuladen und einzusetzen. Das geht binnen weniger Sekunden, die notwendige Technologie stellten beispielsweise die Unternehmen Giesecke & Devrient oder Gemalto [Link entfernt] in Barcelona vor.

Der Sicherheitsaufwand ist hoch. Es soll ja nicht möglich sein, eine SIM-Karte per Softwaredownload zu "fälschen", sonst wäre das Grundprinzip des weltweiten GSM-Standards in seinen Grundfesten erschüttert. Wir haben uns daher in der Branche nach der Machbarkeit dieses Konzeptes umgehört. Die befragten Experten sind skeptisch, ob es wirklich möglich sein wird, jederzeit eine beliebige SIM-Identität herunterladen und seiner SIM-Karte hinzuzufügen, oder ob die "Basis-Karte" von Zeit zu Zeit ausgetauscht muss, um genügend Speicherplatz für die sensiblen Daten zu haben. Der wichtige "KI"-Schlüssel müsste bereits bei der Kartenproduktion auf der SIM-Karte "eingetragen" werden, da er sich in einem speziell abgesicherten Speicherbereich der Karte befindet. Einmal heruntergeladene Identitäten könnten später deaktiviert, aber nicht mehr überschrieben werden, irgendwann wäre die Karte "voll".

Cell-Buddy möchte mit seinem preisgekrönten Verfahren die Roaming-Kosten drastisch senken. Der Kunde würde sich nur noch direkt bei Cell-Buddy mit den üblichen Daten (Adresse, Telefonnummer, Geburtsdatum, ID-Dokument) anmelden, Cell-Buddy würde diese Daten bei Bedarf an den Netz- oder Service-Anbieter des besuchten Landes weiterleiten, falls das erforderlich ist und der Kunde dem zustimmt.

Cell-Buddy verspricht außerdem, alle Tarife des besuchten Partnernetzes anbieten zu können. Der Kunde könne sich auf der Bestellseite im Internet den am besten für ihn passenden Tarif auswählen. Nissenboim hofft, in einem halben Jahr startklar zu sein, 2000 Betatester stünden schon bereit.

Ob sich das ambitionierte Ziel erreichbar ist, wird von Branchenkennern derzeit bezweifelt. Der "Widerstand" der etablierten Netzbetreiber gegen ein so kreatives "disruptives" Geschäftsmodell dürfte spürbar sein. Auch Nissenboim räumt ein, in der Startphase nicht alle Netze eines Landes anbieten zu können.

Interessierte Anwender beklagen, auf eine E-Mail an Cell-Buddy mit der Bitte um weitere Infos oder eine Teilnahme am Betatest noch keine Antwort erhalten zu haben.

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