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So werden die deutschen Mobilfunknetze für Roaming genutzt

teltarif.de hat die deutschen Netzbetreiber gefragt, wie sich das Roaming-Verhalten von Gästen in Deutschland verändert. Mit sinkenden EU-Preisen steigt die Nutzung deutlich an.
Von Thorsten Neuhetzki

Roaming am Strand: So nutzen ausländische Besucher die deutschen Netze Roaming am Strand: So nutzen ausländische Besucher die deutschen Netze
Foto: Vodafone
Seit Jahren fallen die Preise für Mobilfunk-Roaming innerhalb der EU. Das geht soweit, dass es im kommenden Jahr auf Basis einer noch nicht definierten Fair-Use-Regelung innerhalb der EU gar keine Roaming-Aufpreise mehr geben soll. Eine echte Mitnahme des eigenen Handytarifes ins Ausland wird es aber nach aktuellsten Erkenntnissen nicht geben. Was für deutsche Mobilfunktarife gilt, gilt natürlich auch für andere EU-Länder und deren Mobilfunkkunden: Das Roaming ist über die Jahre günstiger geworden und oftmals sogar schon in den Mobilfunktarifen enthalten. Doch was bedeutet das für die Netzbetreiber in Deutschland? Werden ihre Netze intensiver genutzt und gibt es bestimmte Auffälligkeiten? Wir haben bei den drei Mobilfunknetzbetreibern nachgefragt.

Netzbetreiber lassen sich nicht in die Karten gucken

Roaming am Strand: So nutzen ausländische Besucher die deutschen Netze Roaming am Strand: So nutzen ausländische Besucher die deutschen Netze
Foto: Vodafone
Wenn es um das Thema Roaming und Nutzung der eigenen Netze geht, zeigen sich die Netzbetreiber jedoch sehr zugeknöpft. Von zwei der drei Mobilfunker bekamen wir nach zweimaliger Anfrage zu dem Thema eine Absage zur Auskunft. Telefónica habe die Daten nicht vorliegen und könne sie auch nicht ohne Weiteres generieren. Von der Telekom hieß es nur, die angefragten Daten könne man nicht liefern. Der einzige Netzbetreiber, der auf unseren Fragenkatalog einging, war Vodafone. Doch auch hier wich der Sprecher vielen Fragen aus und bat bei konkreten Nutzungszahlen "um Verständnis, dass wir aus Wettbewerbsgründen keine konkreten Nutzungszahlen nennen". Doch zumindest gab Vodafone an der ein oder anderen Stelle Tendenzen und Beobachtungen in der Nutzung der Gäste im eigenen Netz ab.

So stelle Vodafone einen Anstieg der Besucher im eigenen Netz fest. "Wie bei Vodafone Deutschland ist beispielsweise auch bei Vodafone in anderen Ländern das Roaming Bestandteil vieler Tarife", erläuterte die Unternehmenskommunikation. Das führe dann zu einer vermehrten Nutzung von Mobilfunkdiensten durch ausländische Gäste. Im Fall von Vodafone ist es in der Regel auch so, dass die Kunden ausländischer Vodafone-Netze bevorzugt das deutsche Vodafone-Netz nutzen, da dieses auf der SIM-Karte so hinterlegt ist. Nur, wenn Vodafone nicht verfügbar ist, wird ein anderer Netzbetreiber gewählt, sofern es mit diesem eine Roaming-Vereinbarung gibt.

Nachbarregionen machen größten Roaming-Anteil aus

Auf die Frage, ob bestimmte Nationen besonders häufig oder wenig in Deutschland roamen, heißt es von Vodafone, dass die jeweils angrenzenden Nachbarländer in den verschiedenen Regionen Deutschlands den größten Anteil ausmachen. So stelle man in Nordrhein-Westfalen ein erhöhtes Aufkommen von Nutzern aus den Niederlanden, Belgien, Frankreich aber auch Großbritannien fest. In Bayern hingegen seien eher österreichische Handys eingebucht und in Sachsen Handys aus Tschechien und Polen. Das ist aufgrund der räumlichen Nähe und einfacher Grenzübertritte für EU-Bürger nachvollziehbar. Gleichzeitig stellt Vodafone aber offenbar keine besonders Roaming-Affine Nation in Deutschland fest. Besonders intensiv werden die Netze von Roaming-Kunden dort genutzt, wo auch die heimischen Kunden zum Mobiltelefon greifen: In Großstädten, auf Autobahnen und am Flughafen.

Insgesamt stellt der Netzbetreiber ein steigendes Gesprächs- und Datenvolumen von Roaminggästen fest. "wir beobachten, dass Kunden bei sinkenden Endkundenpreisen ihre Roaming-Nutzung ausweiten und sich im Roaming-Fall zunehmend so verhalten, als seien sie in ihrem Heimatnetz", heißt es von Vodafone. Welchen Anteil am Traffic im eigenen Netz im Schnitt auf die Roaming-Kunden entfällt, will der Netzbetreiber aber nicht sagen.

Auch sonst waren aus der Branche im Rahmen unserer Recherche keine Zahlen zum Roaming in Deutschland und dessen Bedeutung zu erfahren. Weder der Branchenverband VATM noch die Aufsichtsbehörde Bundesnetzagentur haben Erhebungen dazu, welche Rolle ausländische Gäste in deutschen Mobilfunknetzen spielen.

Soviel kostet das Roaming im Ausland

Wer mit seinem deutschen Handy im Ausland unterwegs ist, sollte auf die Kosten achten. Denn auch, wenn es vermeintlich einfach klingt, ist die Regelung für Kunden, die keine explizite Roaming-Option bei ihrem Anbieter haben, doch kompliziert. Welche Regeln gelten und was Sie in bestimmten Ländern beachten müssen, erfahren Sie in unserem Roaming-Ratgeber mit seinen zahlreichen Unterseiten.

Wie die Kunden des Providers mobilcom-debitel ihr Handy im Ausland nutzen und welche Auffälligkeiten es hier gibt, haben wir vor einigen Tagen veröffentlicht.

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