Trotz EU-Roaming: Auch in Europa lauern Kostenfallen
Seit dem 15. Juni gilt die neue EU-Verordnung zur Mobilfunknutzung in der Staatengemeinschaft. Seitdem können die Kunden ihre Vertrags- und Prepaidkarten in allen Ländern der Europäischen Union zu annähernd gleichen Konditionen nutzen. Ausgenommen sind netzinterne Leistungen oder auch Dauer-Roaming.
Aber auch über diese Sonderfälle hinaus gibt es nach wie vor Kostenfallen, denn das EU-Roaming gilt nicht überall, wo man es vielleicht vermutet. Prominentes Beispiel dafür ist unser Nachbarland Schweiz. Anders als in Norwegen, Island und Liechtenstein - ebenfalls keine Mitgliedsstaaten der Europäischen Union - gilt der regulierte Tarif in der Eidgenossenschaft nicht.
Kosten auch ohne aktive Nutzung
Kostenfallen trotz EU-Roaming
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Die Kostenfalle lauert dabei nicht nur auf Schweiz-Urlauber. Auch Reisende, die beispielsweise nach Italien oder Frankreich durch die Eidgenossenschaft fahren, könnten betroffen sein - selbst wenn Sie Ihr Smartphone gar nicht aktiv nutzen. Ist Daten-Roaming aktiv, so verbraucht der Internet-Zugang im Hintergrund Datenvolumen - etwa beim Empfang von WhatsApp-Nachrichten oder für den E-Mail-Pushdienst.
Auch Handynutzer, die in Grenznähe wohnen oder Urlaub machen, könnten in die Roaming-Falle tappen, obwohl sie sich gar nicht in der Schweiz aufhalten. So ist es am Bodensee gar nicht so ungewöhnlich, dass die Mobilfunknetze vom anderen Seeufer - also aus der Schweiz - so stark empfangen werden, dass sich das Smartphone automatisch dort einbucht und unerwünschte Kosten verursacht.
Telekom: Nur bei All inclusive ist die Schweiz mit dabei
Welche Kosten für Telefonate, den SMS-Versand und die mobile Internet-Nutzung in der Schweiz tatsächlich anfallen, hängt vom Provider und Tarif ab. Wer bei der Deutschen Telekom die All-inclusive-Option nutzt, kann das EU-Roaming ohne Extrakosten auch in der Schweiz nutzen.
Anders sieht es für Nutzer im regulierten Tarif aus - etwa bei älteren Verträgen, bei denen die All-inclusive-Option nicht oder nur gegen Aufpreis erhältlich wäre. In diesem Fall zählt die Schweizer zur Ländergruppe 2, so dass für Anrufe nach Deutschland 1,49 Euro pro Minute berechnet werden. Eingehende Anrufe schlagen minütlich mit 69 Cent zu Buche und der Versand einer SMS kostet 49 Cent.
Für die mobile Internet-Nutzung werden 23 Cent je übertragenem Megabyte berechnet. Alternativ können die Kunden einen Travel-&-Surf-Pass buchen. Für 2,95 Euro ist ein 100-MB-Paket erhältlich, das bis zu 24 Stunden lang genutzt werden kann. Ein Wochenpaket mit 300 MB Inklusivvolumen ist für 14,95 Euro erhältlich.
Vodafone: Schweiz-Roaming kostet extra
Bei Vodafone ist Schweiz-Roaming in den aktuellen Tarifen generell nicht inklusive. Einzig Kunden, die die EasyTravel Flat gebucht haben, die monatlich 4,99 Euro extra kostet aber nicht mehr vermarktet wird, können ihr Smartphone in der Alpenrepublik zu den gleichen Konditionen wie in Deutschland nutzen.
Wer einen aktuellen Red-Vertrag oder die Tarife Smart L bzw. Smart XL gebucht hat, kann "Roam like at home" gegen Aufpreis mit in die Schweiz nehmen. EasyTravel Tag schlägt mit 5,99 Euro pro Nutzungstag zu Buche. Wer einen längeren Aufenthalt plant, kann für 19,99 Euro auch ein Wochenpaket buchen.
Nicht überall gilt der regulierte EU-Tarif
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In den kleineren Smart-Verträgen und in allen anderen (vor allem älteren) Vodafone-Tarifen bekommen die Kunden nur das ReisePaket Plus. Das kostet ebenfalls 5,99 Euro für einen Tag. Die Interessenten bekommen aber nur jeweils 50 Gesprächsminuten und SMS sowie 100 MB Datenvolumen für den mobilen Internet-Zugang.
o2: EU Roaming Flat berücksichtigt auch die Schweiz
Bei o2 ist die Schweiz in der EU Roaming Flat enthalten. Diese ist in früheren Tarifen enthalten und kann jetzt als Option für 4,99 Euro zusätzliche monatliche Grundgebühr hinzugebucht werden. Die EU Roaming Flat bedeutet allerdings nicht, dass der innerdeutsche Tarif 1:1 ins Ausland mitgenommen wird. Zwar fallen für Telefonate innerhalb des Reiselandes und nach Deutschland keine zusätzlichen Kosten an. Der Versand einer SMS schlägt wiederum mit 7 Cent zu Buche. Für die Internet-Nutzung ist maximal 1 GB Übertragungsvolumen pro Monat inklusive.
Wer als o2-Kunde den regulierten EU-Tarif nutzt, um beispielsweise auch SMS im Ausland ohne Zusatzkosten verschicken zu können oder mehr Datenvolumen zur Verfügung zu haben, wird in der Schweiz zum Tarif der Weltzone 2 abgerechnet. Abgehende Telefonate kosten minütlich 54 Cent, während für eingehende Verbindungen ein Minutenpreis von 26 Cent berechnet wird. Eine SMS kann für 39 Cent verschickt werden, während für den Internet-Zugang 23 Cent je Megabyte berechnet werden.
Kostenfallen in weiteren Ländern
Die Schweiz ist allerdings nicht das einzige Land, in denen Kostenfallen lauern. Auch Länder wie Monaco und Andorra, San Marino und die Kanalinseln gehören nicht zur Europäischen Union, so dass die Regulierung nicht greift und je nach Anbieter und Tarif deutlich höhere Kosten für die Mobilfunknutzung anfallen können.
Von der Regulierung ausgenommen sind aber auch Mobilfunknetze auf Schiffen und in Flugzeugen. Offiziell dürfen Schiffsnetze erst nach Verlassen des Hafens in Betrieb genommen werden. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass ein solches Netz - und sei es aus Versehen - auch dann eingeschaltet bleibt, wenn es eigentlich nicht vorgesehen ist. Hält man sich in der Nähe des Schiffes auf, so droht ebenfalls die Roaming-Falle mit entsprechend hohen Kosten.
Wer sich in der EU oder auch in Norwegen, Island oder Liechtenstein aufhält, profitiert hingegen seit dem 15. Juni von der Roam-like-at-home-Regulierung. Alle wichtigen Fakten zum EU-Roaming haben wir in einem Ratgeber zusammengefasst.