Studie

Musikstreaming-Abos: Bald mehr Umsatz als Radiowerbung

Für viele junge Menschen ist Radio ein greises Medium von gestern. Das bestätigt jetzt auch eine Studie: Demnach werden die Umsätze mit Musikstreaming schon bald die mit klassischer Radiowerbung übersteigen
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Spotify und Co. haben in jungen Zielgruppen das Radio schon verdrängt Spotify und Co. haben in jungen Zielgruppen das Radio schon verdrängt
Bild: Spotify
Streaming gewinnt in Deutschland immer mehr Anteile am gesamten Audiomarkt und ist dabei, die Umsätze im klassischen Radiowerbemarkt zu überholen. Laut Prognosen der Beratungs- und Forschungsgruppe Goldmedia werden schon im Jahr 2020 die Abonnement-Umsätze von Audiostreaming-Diensten wie Spotify, Apple Music, Amazon Music, Deezer und Co. höher sein als die Nettowerbeumsätze aller deutschen Radiosender.

Im Jahr 2017 lagen die Nettowerbeumsätze im Radiomarkt bei 784 Millionen Euro und damit noch knapp ein Drittel über den Erlösen, die mit Streaming-Abos erzielt wurden (549 Millionen Euro). Bis Ende 2018 werden Spotify und Co. aber weiter aufholen und mit 656 Millionen Euro bereits im Vergleich mehr als 80 Prozent der Erlöse des Radio-Nettowerbemarktes erzielen. Anfang 2020 werde dann der "Tipping Point" erreicht sein: Streaming-Umsätze überholen den klassischen Radiowerbemarkt.

Dass in dieser Betrachtung die Audiostreaming-Werbeumsätze noch gar nicht berücksichtigt sind, zeigt die Dimension der disruptiven Veränderungen im Audiomarkt.

Digitale Zeitenwende in der Audio-Nutzung

Spotify und Co. haben in jungen Zielgruppen das Radio schon verdrängt Spotify und Co. haben in jungen Zielgruppen das Radio schon verdrängt
Bild: Spotify
"Obwohl der klassische Hörfunk und Abo-Streaming-Dienste jeweils eigene Märkte sind und sich aus verschiedenen Erlösquellen speisen, konkurrieren sie doch oft um das gleiche Gut – die Aufmerksamkeit der Hörer", betont Goldmedia-Geschäftsführer Klaus Goldhammer. "Radio bietet kostenlos Musik und Moderation, lokale Informationen und den 'besten Mix der größten Hits'. Audiostreaming-Dienste haben Millionen von Titeln on demand, bieten eigene Playlists, personalisierte Empfehlungen neuer Titel, immer mehr Podcasts und Wortbeiträge und sind – bei einem Abo – zudem werbefrei."

Offenbar entscheiden sich deshalb immer mehr Nutzer für ein Abo. Vor allem sind es die Jüngeren, die einen Musikstreaming-Dienst kostenpflichtig bestellen. Für die meisten ist Radio ein greises Medium von vorgestern, bei der Audionutzung im Auto oder im eigenen Zimmer spielt Radio keine Rolle mehr. Es wird stattdessen Musik gestreamt.

Prognose 2022: Radiomarkt wächst moderat, Streaming rasant

Die Goldmedia-Prognose geht davon aus, dass die Umsätze im deutschen Radiomarkt – bei stabiler wirtschaftlicher Lage – auch in den nächsten Jahren moderat wachsen: Bis Ende 2022 um jährlich knapp 10 Mio. Euro auf dann ca. 833 Millionen Euro. Dagegen werden die Abo-Erlöse der Streaming-Dienste weiter rasant zulegen und Ende 2022 ein Volumen von 1,33 Mrd. Euro erzielen.

Die wachsende Popularität der Musik-Streaming-Dienste belegt auch die aktuelle ARD/ZDF-Onlinestudie. Demnach nutzen bereits 27 Prozent aller Erwachsenen ab 14 Jahren und sogar 69 Prozent der 14-bis 29-Jährigen mindestens einmal wöchentlich Musik-Streaming-Dienste.

Radio an einem möglichen Niedergang selbst schuld

Für viele ist der mögliche Niedergang des Radios auch selbst verschuldet. War der Hörfunk früher Trendsetter vor allem beim Thema Musik, werden Titel heute nur nach intensiven und langwierigen Markt- und Musiktests gespielt. Das Resultat sind Playlists, die häufig nur noch 500 Musiktitel beinhalten. Musikalische Spezialsendungen selbst bei öffentlich-rechtlichen Sendern fielen einer "Durchhörbarkeit" zum Opfer. So genannte "best getestete" Songs laufen oft erst Wochen, nachdem Spotify-Hörer sie entdeckt haben, erstmals im Äther.

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