Themenspezial: Verbraucher & Service Was ist eigentlich mit ...

R-Gespräche: "Kostenlos, wenn der Angerufene zahlt"

Vermeintlich kostenlose Telefonate spielen kaum noch eine Rolle
Von Thorsten Neuhetzki

R-Gespräche sind auch aus einsamen Telefonzellen möglich R-Gespräche sind auch aus einsamen Telefonzellen möglich
Foto: dpa
Vor etwa zehn Jahren konnte man der Werbung kaum entkommen. Kostenloses telefonieren wurde an allen Ecken in Fernsehwerbung und Zeitschriften versprochen. Über eine 0800-Nummer sollte man sich einwählen und so sparen. Etwas kleiner war da schon der Hinweis "wenn der Angerufene zahlt". Beworben wurde hier dann ein R-Gespräch. Vor zehn Jahren war "kostenloses Telefonieren" ein echter Eyecatcher, waren doch Flatrates nur selten zu haben und wenn dann meist teuer. Heute hingegen sind R-Gespräche kaum noch bekannt. Das liegt an vielen unseriösen Machenschaften in der Vergangenheit und hohen Minutenpreisen für den Angerufenen.

R-Gespräche waren lange Zeit nur aus US-Filmen bekannt. Dort gehörten R-Gespräche - das R steht für das englische "Reverse Charge" - eine Zeit lang zum guten Ton, etwa beim dritten Teil der Film-Serie "Stirb Langsam", wo John McClane mehrfach seine (Noch-)Frau anruft, aber nicht genug Geld in der Tasche hat. Der Film wurde 1995 produziert, Handys waren auch in den USA noch kein Massenphänomen, weswegen das Kleingeld für die Telefonzelle notwendig war. In Deutschland wurden R-Gespräche hingegen kaum genutzt. Vor etwa zehn Jahren versuchten dann jedoch private Telefongesellschaften, das Geschäftsfeld für sich zu erschließen.

Viele der Angebote verschwanden jedoch so schnell wieder wie sie gekommen waren. Die Kunden konnten oder wollten die Offerten nicht nutzen. Problematisch waren nicht nur die teils exorbitanten Preise, sondern auch, dass viele Telefonkunden nicht anrufbar waren. Vor etwa zehn Jahren begannen auch viele Privatkunden, ihren Telefonanschluss bei der Telekom zu kündigen und zu anderen Anbietern zu wechseln. Bei diesen konnten die privaten Gesellschaften die Gespräche jedoch nicht in Rechnung stellen.

Werbeaktionen, um Dienst "an den Mann" zu bringen

R-Gespräche sind auch aus einsamen Telefonzellen möglich R-Gespräche sind auch aus einsamen Telefonzellen möglich
Foto: dpa
Während einige Anbieter versuchten, mit Kostenlos-Aktionen Kunden den Dienst schmackhaft zu machen, meldeten sich andere Kunden mit Rechnungen in Höhe von mehreren tausend Euro. Sie kamen beispielsweise zustande, indem Kinder das versprechen, kostenlos zu Telefonieren, wörtlich genommen hatten. Vom Handy aus ruften sie ihre Freunde im Festnetz an - vermeintlich kostenlos. Den Hinweis auf die entstehenden Kosten ignorierten die noch nicht geschäftsfähigen Kinder mitunter und sprachen anschließend stundenlang mit ihren Freunden. Einige Wochen später dürfte es dann längere Gespräche mit den Eltern gegeben haben.

Zwar boten die einzelnen R-Gesprächs-Anbieter an, die eigene Nummer zu sperren, doch dafür musste man als unbedarft Angerufener erst einmal Kenntnis von dem Dienst haben. Erst Jahre später, ab 2007, gab es eine zentrale Sperrmöglichkeit für R-Gespräche.

Deutsche Telekom bietet R-Gespräche aus 60 Ländern

Heute wird für R-Gespräche vor allem an Telefonzellen geworben. In wirklichen Notsituationen kann man so also auch noch zu Hause anrufen, wenn das Handy defekt, gestohlen oder der Akku leer ist und auch kein Kleingeld vorhanden ist bzw. man vor einem Kartentelefon steht und keine Telefonkarte dabei hat. Wenn der Angerufene kein Telekom-Kunde ist, kann es jedoch weiterhin Probleme geben.

Nicht schaden kann es, bei Auslandsreisen die Einwahlnummer für R-Gespräche dabei zu haben. Die Deutsche Telekom hat in etwa 60 Ländern [Link entfernt] weltweit Einwahlnummern geschaltet, die oft kostenlos zu erreichen sind. Schlimmstenfalls müssen nationale Gebühren bezahlt werden, für ein Notfall-Telefonat nach Deutschland sind diese aber zu verschmerzen. Die Kosten für den Angerufenen sind jedoch happig: Je nach Anruf-Ursprung fallen 50 Cent oder 1,25 Euro pro Minute an - zuzüglich 3,99 Euro pro Verbindung. Und anrufbar sind nur Telekom-Anschlüsse. Gleiches gilt für R-Call-by-Call. Hier werden 99 Cent pro Minute aus Mobilfunknetzen und aus Telefonzellen berechnet, 48 Cent pro Minute werden aus dem Festnetz fällig.

Weitere Meldungen aus der Serie "Was ist eigentlich mit...?"